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Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Titel: Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
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beobachtete, begann sich ein schmerzhafter Klumpen in seiner Kehle
zu bilden. Er begehrte diese eigensinnige Frau, wie er vor ihr noch niemals
eine Frau begehrt hatte.
    Eine Ader pochte hinter Lydias
linkem Ohr, und Brigham war wie besessen von dem höchst unpassenden Wunsch, sie
dort zu küssen. Doch obwohl es ihn sonst nicht kümmerte, was unschicklich war
und was nicht, mußte er an die Leute denken, die sie umgaben, und an seine
zehnjährige Tochter, die bei ihnen saß. Ruhelos rutschte er auf der harten Bank
herum. Jede andere Frau hätte er wahrscheinlich bedenkenlos verführt, aber
nicht
    Lydia. Sie war anders.
    Brigham seufzte. Er hegte keine
zärtlichen Gefühle für sie, nein, keineswegs, denn er glaubte nicht an
romantische Liebe
    und hatte bei Devon gesehen, was
hirnlose Verliebtheit anrichten konnte. Aber es war ihm durchaus ernst
gewesen, als er Lydia am Abend zuvor den Vorschlag gemacht hatte, seine Frau zu
werden.
    Er faltete die Arme über der Brust,
räusperte sich und beugte sich dann vor, die Ellbogen auf die Schenkel
gestützt. Verdammt, er haßte es, wie ein Schuljunge auf dieser harten Bank zu
hocken, und wäre lieber hinausgegangen, um zu rauchen. Aber dazu hätte er Lydia
zurücklassen müssen, und das kam nicht in Frage. Die meisten der Holzfäller,
Bergmänner und Sägewerksarbeiter, die den Saal bevölkerten, schauten Lydia an
statt den Bären. Und da sie keinen Ehering trug, würden die meisten Männer
anfangen, ihr den Hof zu machen, sobald er ihr den Rücken zukehrte.
    Stirnrunzelnd richtete Brigham
seinen Blick auf Millie, die mit großen, glänzenden Augen die Show verfolgte.
Nach Tante Persephones Abreise würde es allgemeinen Anstoß erregen, mit einer
unverheirateten Frau unter einem Dach zu leben. Es machte einen schlechten
Eindruck auf die Kinder, und Gott allein mochte wissen, auf welche Idee es die
beiden phantasiebegabten Mädchen bringen konnte.
    Endlich war die Vorstellung zu Ende.
Besitzergreifend schob Brigham eine Hand unter Lydias Arm und zog sie auf die
Beine.
    »Das Postboot müßte inzwischen
angekommen sein«, sagte er schroff und wünschte zum ersten Mal in seinem Leben,
sich einer poetischen Sprache bedienen zu können, wie Devon. Aber leider
verfügte er nicht über dieses Talent. »Zeit, heimzukehren.«
    Heimkehren.
    Das Wort beschwor keine Erinnerungen
an Fall River in Lydia herauf, und ganz bestimmt nicht an Washington City oder
Gettysburg. Nein, es waren Bilder von Quade's Harbor, die vor Lydia entstanden,
Bilder der sauberen kleinen Häuserreihen, der lärmenden Sägemühle und der
majestätischen Berge und der Bucht ...
    Lydia errötete. Ihr >Heim< war
jetzt das große Haus auf dem Hügel, obwohl sie keinen gesetzlichen Anspruch
darauf hatte.
    Draußen vor Yesler's Hall hockte
Charlotte auf einem Faß, wippte mit den Füßen und wirkte ausgesprochen schuldbewußt.
Millie lief zu ihrer Schwester und erzählte ihr aufgeregt von den vielen
Tricks, die der Bär beherrschte.
    Lydias Herz zog sich schmerzhaft
zusammen. Wann hatte sie begonnen, diese Kinder zu lieben, als wären sie ihre
eigenen?
    Brigham hielt noch immer ihren Arm,
und seine Berührungen erfüllte sie mit bittersüßer Melancholie. Fast wünschte
sie jetzt, seinen Antrag angenommen zu haben, und sei es auch nur, um
herauszufinden, was es war, was ihr Körper sich so verzweifelt von diesem Mann
ersehnte.
    Das Gepäck war schon zum Hafen
hinuntergebracht worden, als Brigham, Lydia, Charlotte und Millie das Boot
bestiegen.
    »Ihr werdet eure Tante Persephone
bestimmt vermissen«, bemerkte Lydia, während sie zusahen, wie das Gepäck
verladen wurde.
    Brigham lächelte traurig, doch ohne
Lydia anzusehen, und sie begann sich noch elender zu fühlen. »Ja, sie wird mir
fehlen«, sagte er. »Aber es wurde allmählich Zeit, daß sie ihrer Schwester
einen Besuch abstattete und diese Europareise antrat, von der sie seit fünf
Jahren spricht.«
    Lydia wollte seinen Arm berühren,
zog ihre Hand jedoch schnell wieder zurück. »Danke, daß Sie uns zu Yesler's
Hall begleitet haben.«
    Endlich wandte er sich ihr zu, und
obwohl kein Lächeln um seine Lippen spielte, blitzten seine Augen vor Humor.
»Ich glaube, Sie haben mehr Aufmerksamkeit erregt als der Bär«, erwiderte er,
und dann ertönte ein schriller Pfiff, und das Postboot setzte sich in
Bewegung. Aber die damit verbundenen Geräusche schienen weit entfernt, wie
Schreie am Ende eines langen Tunnels, als Brigham ganz unerwartet eine Hand ausstreckte
und

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