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Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Titel: Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
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im
Nacken zu einem Zopf gebunden war, sah er aus wie ein Pirat. Seine Augen waren
von einem so hellen Blau, daß Charlotte für einen Moment in ihnen zu ertrinken
glaubte, und seine ebenmäßigen Zähne waren so strahlend weiß, daß sie einen
auffallenden Kontrast zu seiner gebräunten Haut bildeten, als er Charlotte
angrinste. Er mußte Anfang Zwanzig sein.
    »Nein, Kleines«, sagte er, während
er vorsichtig einen Arm um ihre Taille schlang. »Aber die Enchantress wird
eines Tages mir gehören, sobald mein Onkel davon überzeugt ist, daß ich sie
führen kann. Aber komm jetzt. Laß uns den Abstieg beginnen.«
    Charlotte begann zu zittern. »Ich
habe Angst.«
    »Schade, daß dir das nicht früher
eingefallen ist«, entgegnete er ungeduldig. »Wie heißt du überhaupt?«
    »Ch-Charlotte«, stammelte sie.
»Charlotte Quade.«
    Wieder dieses strahlende, blendende
Lächeln. »Hallo, Charlotte. Ich bin Patrick Trevarren. Darf ich um diesen Tanz
bitten?«
    Sie starrte ihn verwundert an, bis
ihr aufging, daß er nur scherzte, um ihr die Lage zu erleichtern. Sie hielt
sich an den Tauen fest und setzte vorsichtig einen Fuß tiefer, dankbar für
Patricks starken Arm, der fest um ihre Taille lag. »Ich k-kann noch nicht
tanzen«, erwiderte sie und haßte sich im gleichen Augenblick dafür, wie ein
albernes Kind geantwortet zu haben.
    Sie befanden sich ungefähr auf der
Hälfte des Weges, als Charlotte wieder nach unten sah. Das Deck, die See und
der Himmel begannen sich zu bewegen wie die beweglichen Teile eines
Kaleidoskops.
    »Ich schaffe es nicht«, sagte sie
leise.
    »0 doch, du kannst es«, entgegnete
Patrick entschieden. »Leg die Arme um meinen Nacken, und ich trage dich den
Rest des Wegs.«
    Ihre Hände von den Tauen zu lösen,
kostete Charlotte Überwindung, aber dann schlang sie beide Arme um Mister
Trevarrens Nacken und umklammerte ihn so verzweifelt, als beabsichtigte sie,
ihn zu erwürgen.
    Mit einem Arm hielt er sie an seiner
Seite fest, während er den anderen für den Abstieg benutzte. Er bewegte sich so
geschickt und mühelos in diesen Tauen wie ein Affe in einem Dschungel aus
Lianen. Doch kaum hatten sie das Deck erreicht, gab er sein zuvorkommendes
Verhalten auf und ließ Charlotte hart auf die Planken plumpsen.
    »Jemand sollte dich übers Knie
legen!« knurrte er, die Hände in die Hüften gestützt. »Wie bist du bloß auf die
alberne Idee gekommen, auf die Takelage zu klettern?«
    Charlotte fühlte sich so gedemütigt,
daß ihre Wangen pochten. »Falls es Ihnen einfallen sollte, mich auch nur anzurühren, werden Sie Papas Reitpeitsche zu spüren bekommen!« meinte sie warnend,
obwohl sie gar nicht so sicher war, wie ihr Vater sich verhalten würde, falls
er von ihrer Eskapade Wind bekam. »Und fluchen Sie gefälligst nicht in meiner
Gegenwart, Sie ... Sie Seepferdchen!«
    Für einen langen, bedrohlichen
Moment starrte Patrick sie stirnrunzelnd an, dann lachte er. »So ein freches
Ding wie du ist mir noch nicht begegnet! Geh nach Hause, Charlotte Quade, und
spiel mit deinen Puppen. Auf einem Schiff wie der Enchantress ist kein
Platz für kleine Mädchen!«
    Wenn Charlotte etwas haßte, dann,
wie ein Kind behandelt zu werden. Sie war dreizehn, in vielen Kulturen ein
Alter, in dem Mädchen heiraten und Kinder gebaren. Wortlos wandte sie sich ab
und schritt hocherhobenen Kopfes auf die Rampe zu.
    »Keine Ursache!« schrie Patrick ihr
nach.
    »Lassen Sie sich einsalzen, Mister
Trevarren!« erwiderte Charlotte, doch kaum hatte sie den Kai erreicht, begann
sie zu rennen, aus Angst, von ihrem arroganten Retter eingeholt und wieder in
die Takelage hinaufgeschleppt zu werden.
    Als sie jedoch endlich wagte, sich
nach ihm umzudrehen, stand Patrick an der Reling hoch über ihr, in eine Aura
hellen Sonnenscheins getaucht, die seine schlanke, aber wunderbar kräftige
Gestalt umhüllte. Erleichterung, die sich jedoch sehr schnell in Enttäuschung
verwandelte, erfaßte Charlotte.
    Irgendwo tief in ihrem Innersten
hatte sie wohl doch gehofft, ihr Retter möge sie verfolgen.
    Sie blieb noch lange am Hafen stehen
und starrte zu ihm hinauf, bis sie allmählich zu der Überzeugung kam, daß er
der Prinz aus allen Märchen war, die sie je gelesen hatte. Und mit dieser
Erkenntnis kam eine andere — nämlich, daß sie Patrick Trevarren nicht haben
konnte, weil sie noch zu jung war.
    Mit Tränen in den Augen raffte
Charlotte ihre Röcke und lief zur Yesler's Hall zurück.
    Während Brigham Lydia ansah, die fasziniert
den Bären

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