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Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Titel: Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
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denn die Hütte bestand
nur aus einem einzigen Raum. »Ich weiß, daß ich unter der Bedingung, dich zu
heiraten, nach Quade's Harbor gekommen bin«, sagte sie mit zitternder Stimme,
und die tragische Wahrheit war, daß sie am liebsten ins Bett zurückgekehrt
wäre, um sich Brigham von neuem hinzugeben und ihn zu reizen, bis er endlich
sich und ihr die größte Befriedigung schenken konnte. »Aber zum ersten Mal in
meinem Leben sehe ich mich gezwungen, mein Wort zu brechen. Ich kann dich nicht
heiraten, Brigham.«
    Sie hörte die Bettfedern quietschen
und beeilte sich noch mehr mit dem Anziehen.
    Dann stand Brigham auf einmal so
dicht hinter ihr, daß sie seinen warmen Atem in ihrem Nacken spürte. »Warum
nicht?« fragte er leise.
    Lydia biß sich auf die Lippen, ihre
Augen füllten sich mit Tränen. »Weil ich keinen Mann haben will, der mich
nicht liebt«, flüsterte sie, als sie endlich die Kraft zu einer Antwort aufbrachte.
»Es wäre schlimmer, als überhaupt keinen zu haben.«
    Brigham sagte nichts und rührte sie
auch nicht mehr an. Lydia fühlte, wie er sich abwandte, unfähig oder unwillig,
ihr zu geben, was sie sich am sehnlichsten von ihm wünschte. In den Momenten,
die darauf folgten, begann sie um den Traum zu trauern, den Brigham ihr zuerst
angeboten und dann verweigert hatte.

Elf
    Lydia wollte allein zum Haus zurückkehren
und wäre am liebsten losgelaufen, ohne sich erst mit dem Anzünden einer
Laterne aufzuhalten oder den schützenden Umhang umzulegen, aber Brigham
erlaubte ihr keine solche Flucht. Er ließ sie warten, blockierte absichtlich
die Tür mit seinem Körper, während er sich gemächlich anzog. Seine zornig
funkelnden grauen Augen übermittelten eine eindeutige Botschaft: Versuch es
ruhig — versuch nur, an mir vorbeizukommen!
    In hilfloser Faszination starrte
Lydia ihn an, wandte sich dann ab und blieb mit verschränkten Armen stehen.
Morgen wird mein Kummer so übermächtig sein, daß ich Brigham nicht einmal mehr
anzusehen vermag, dachte sie und erstickte ihr Schluchzen, indem sie beide
Hände vor den Mund schlug.
    Zu ihrer Überraschung berührte
Brigham sanft ihre Schultern. »Ich möchte natürlich nicht, daß du dich
quälst«, befahl er rauh. »Es ist ganz natürlich für eine Frau, sich so aufzuführen,
wenn sie geliebt wird, daran ist nichts Beschämendes.«
    Lydia errötete heftig und wunderte
sich wieder einmal über seine Fähigkeit, ihre Gedanken zu erraten. »Laß uns
zurückgehen«, bat sie. »Ich möchte nach Devon sehen. Der Arzt wird inzwischen
auch eingetroffen sein.«
    »Ja«, stimmte Brigham seufzend zu,
legte Lydia den Umhang um die Schultern und zündete eine Laterne an.
    Es regnete jetzt noch stärker, und
Brigham war bis auf die Haut durchnäßt, als sie endlich die Küche des großes
Hauses betraten. Wortlos stellte er die Laterne auf den Tisch und ging über den
dunklen Korridor zur Treppe.
    Es dauerte ein paar Minuten, bis
Lydias Sinn fürs Praktische zurückkehrte, und dann stellte sie Wasser für Tee
auf den Herd. Auch ihre Kleider waren völlig durchnäßt, und weder sie noch
Brigham konnten sich jetzt eine Erkältung erlauben. Als sie einen Krug
Zitronensaft und ein Glas Honig aus der Speisekammer holte, hörte sie Schritte
auf der Treppe.
    Brigham, dachte sie, während eine
eisige Hand ihr Herz zusammenzupressen schien.
    Aber es war nicht der Hausherr, der
aus den Schatten am Fuß der Treppe trat, sondern Captain McCauley. Sein Anblick
brachte Lydia dermaßen aus der Fassung, daß sie sich kraftlos auf einen Stuhl
sinken ließ.
    Das kann nicht wahr sein, dachte sie
ungläubig und schaute ihn durch die gespreizten Finger ihrer Hand an.
    Doch die Erscheinung sagte lächelnd:
»Hallo, Lydia« und kam auf sie zu, ein schlanker Mann mit gewinnendem Lächeln
und dichtem, widerspenstigem braunem Haar. Lydia umklammerte die Tischplatte.
»Was ...?«
    Captain McCauley, der das angenehme
Wesen und den typischen Charme der Südstaatler besaß, sah nicht viel anders aus
als damals in jenem fernen Lazarett, als er im Begriff gewesen war, seinen Arm
an einen prämienhungrigen Chirurgen zu verlieren. Nur wirkte er jetzt
kräftiger und gesünder. »Es erstaunt mich immer wieder, wie klein die Welt
ist«, sagte er.
    Lydia schluckte. Captain McCauleys
Erscheinen brachte ihr all die Schrecken des Krieges in Erinnerung, während
seine Anwesenheit — und die Tatsache, daß er lebte — ihr gleichzeitig zu
Bewußtsein brachte, daß das Leben weiterging, so regelmäßig und

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