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Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Titel: Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
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der
Tür. Lydia berührte das Kind sanft an der Schulter.
    »Ja, Millie?«
    Die Kleine schluckte. »Wird mein
Onkel sterben?«
    Lydia zog das Kind an sich und
führte es zur Treppe. Sie hatte den Tod oft genug gesehen, um zu wissen, wie
schnell und unerwartet er sich einstellen konnte. »Ich hoffe nicht«, erwiderte
sie, weil sie es nicht richtig gefunden hätte, Millie zu belügen. »Heute abend
könnt ihr nicht viel für ihn tun. Das beste ist, wenn ihr früh zu Bett geht und
euch euren Onkel Devon so vorstellt, wie er immer war. Schlaft ein mit dem
Gedanken, daß er gesund und stark wie immer ist. Meinst du, das könntet ihr für
ihn tun?«
    Millie nickte. »Ich werde es
Charlotte sagen.«
    Lydia küßte das kleine Mädchen.
»Vielen Dank, Millie.«
    Charlotte wartete am Fuß der Treppe,
sie wirkte genauso verängstigt wie alle anderen. Offensichtlich hatte sie
Millies Unterhaltung mit Lydia gehört, denn sie sagte: »Ich lasse Millie zuerst
baden, und ich lese ihr auch ein Märchen vor. Dürfen wir morgen früh dann
Onkel Devon sehen?«
    »Vielleicht«, antwortete Lydia und
berührte Charlottes Wange. »Wir sprechen beim Frühstück darüber.
Einverstanden?«
    Millie und Charlotte wechselten
einen ernsten Blick. »Einverstanden«, erwiderten sie dann im Chor.
    Als die Mädchen zu ihrem Bad in der
Küche verschwunden waren, hielt Lydia es im Haus plötzlich nicht mehr aus. Sie
legte einen Umhang mit Kapuze um, zündete eine Laterne an und machte sich auf
den Weg zur Hütte, wo sie Brigham vermutete. Ein schwaches Licht drang durch
die Bäume und wies ihr den Weg.
    Als sie die Hütte erreichte, war
Lydia trotz des Umhangs bis auf die Haut durchnäßt, und die Laterne war in der
feuchten
    Luft ausgegangen. Sie klopfte
mehrmals an, und als sich nichts rührte, wollte sie schon unaufgefordert
eintreten, aber da erschien Brigham auf der Schwelle, groß, vital und von den
widersprüchlichsten Emotionen beherrscht.
    Er trat zurück, und Lydia ging rasch
an ihm vorbei zum Kamin, in dem ein anheimelndes Feuer prasselte. Aufatmend
legte sie ihren nassen Umhang ab.
    »Wie geht es ihm?« Brighams Stimme
klang rauh wie eine Säge, die sich in einen harten Baumstamm fraß.
    »Den Umständen entsprechend gut«,
erwiderte Lydia beruhigend. »Aber ich bin nicht wegen Devon gekommen, sondern
wegen dir.«
    Ein grimmiger Zug erschien um
Brighams Lippen. »Du hättest das Haus in einer Nacht wie dieser nicht
verlassen sollen«, sagte er. »Du hättest dich in Schwierigkeiten bringen
können.«
    Lydia seufzte und schüttelte ihre
feuchten Röcke aus. »Wenn ich Angst vor Schwierigkeiten hätte, Brigham«,
erwiderte sie leichthin, »wäre ich gar nicht erst nach Westen gegangen.«
    Er maß sie mit einem langen Blick.
»Wie geht es den Mädchen?«
    Lydia lächelte. »Du kannst stolz auf
sie sein. Charlotte und Millie verhalten sich wie kleine Damen.«
    Er wandte Lydia sein Profil zu und
starrte in die Flammen, als könnten sie ihm Aufschluß über all die Fragen
geben, auf die er selbst keine Antwort fand. »Devon ist der beste Freund, den
ich je hatte«, sagte er nach langem Schweigen. »Als wir noch klein waren, ließ
ich mich für ihn bestrafen, wenn er sich Schwierigkeiten eingehandelt hatte.
Ich konnte einfach nicht mitansehen, wie er gepeitscht wurde.«
    Lydias Herz setzte einen Schlag aus,
ganz unbewußt trat sie noch näher neben Brigham. »Gepeitscht?« wiederholte sie
betroffen
    Brigham grinste, aber es lag kein
Humor in seinen Augen und in seiner Stimme. »Ich glaube, es hat Papa weher
getan als uns. Mit dem Herzen war er nie dabei.«
    »Und dennoch strafte er dich
anstelle deines Bruders?« entgegnete Lydia empört.
    »Ich habe immer so getan, als wäre
ich derjenige, der Schläge verdiente. Und bei unzähligen Gelegenheiten war es
so.«
    Lydia drehte sich zu Brigham um und
verschränkte die Arme über der Brust. »Ich hoffe nur, daß du bei deinen Kindern
nicht das gleiche System anwendest«, sagte sie scharf. »Ich könnte es nicht
mitansehen, wie Millie oder Charlotte geschlagen werden.«
    Brigham seufzte. »Keine Angst,
Lydia, ich auch nicht. Und das ist wohl auch der Grund dafür, daß sie tun und
lassen, was sie wollen, und sich wie Wilde aufführen.«
    Lydia hätte später nie erklären
können, was sie dazu veranlaßt hatte, aber plötzlich legte sie den Kopf an
Brighams Schulter. Im gleichen Moment schlug irgendwo draußen ein Blitz ein
und erhellte sekundenlang den düsteren Raum.
    Brigham legte die Hände auf

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