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Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Titel: Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
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begonnen, als Brigham polternd die Treppe hinunterstürmte, noch immer in den
Kleidern, die er am Tag zuvor getragen hatte. Mit einem trotzig-verteidigenden
Blick auf Lydia nahm er eine Tasse aus dem Schrank und schenkte sich Kaffee
ein.
    »Wie ich sehe, hast du meinen Rat
nicht befolgt«, bemerkte Lydia kühl.
    »Möchtest du wissen, welchen Rat ich dir geben würde, Lydia?« versetzte Brigham mit eisiger Höflichkeit.
    Lydia errötete angesichts der
zahlreichen skandalösen Möglichkeiten, die ihr in den Sinn kamen. »Nein«,
grollte sie.
    »Guten Morgen, Papa«, meinte Millie
in einem Versuch, den zerbrechlichen Frieden zu bewahren. »Wäre es dir recht,
wenn ich jetzt zu Onkel Devon hinaufginge? Ich mache mir Sorgen um ihn.«
    Brigham war ein großer Mann, der im
allgemeinen Strenge und Autorität ausstrahlte, aber die ruhige Aufrichtigkeit
seiner Tochter schien ihn nachgiebiger zu stimmen. Er hockte sich neben ihren
Stuhl und berührte mit einem Finger ihr Gesicht. »Ja, Liebes«, antwortete er,
zögerte und legte eine Hand auf ihren Arm. »Onkel Devon sieht anders aus als
sonst«, fügte er in einem Ton hinzu, der Lydia zu Herzen ging, »und wird dich
vermutlich nicht erkennen. Aber das verstehst du, nicht wahr?«
    Millie nickte. »Ja, Papa«,
antwortete sie ernst. Als Lydia sie hinausgehen sah, wäre sie ihr am liebsten
nachgelaufen, um sie zu bitten, noch eine Weile bei ihr zu bleiben.
    Aber das tat sie natürlich nicht,
und als das Kind auf dem Korridor verschwand, war Lydia mit Brigham allein.
    Bevor sie jedoch etwas sagen konnte,
drehte er sich zu ihr um und hob drohend seinen Zeigefinger. »Ich will keine
Predigt hören, Lydia!« sagte er, als sie ihn gerade dazu beglückwünschen
wollte, sich keine Lungenentzündung geholt zu haben. »Ich habe schon genug am
Hals, ohne mir auch noch deine Vorhaltungen über Zitronentee und warme Kleider
anhören zu müssen!«
    Lydia versteifte sich. Um nichts auf
der Welt hätte sie zugegeben, daß er ihre Gedanken so präzise erraten hatte
wie eine Wahrsagerin. »Komisch — auf eine Idee wäre ich nie gekommen«,
entgegnete sie schnippisch. »Hast du schon etwas gegessen?«
    »Nein«, erwiderte er barsch.
    Ein Sturm von Gefühlen wurde in
Lydia entfesselt, und da sie ihrer Stimme nicht traute, drehte sie sich wortlos
herum und wandte sich fluchtartig zur Treppe.
    Sie hätte nicht sagen können, ob es
eine Erleichterung oder Enttäuschung für sie war, daß Brigham keinen Versuch
machte, sie aufzuhalten. Wahrscheinlich beides, dachte sie beschämt, während
sie über den oberen Korridor zu Devons Zimmer ging.
    Wie ein großer Hammer versetzte der
Schmerz Devon einen betäubenden Schlag nach dem anderen. Und obwohl er sich in
einer Art Traumzustand befand und unfähig war, zur Wirklichkeit
zurückzufinden, wußte er, daß sie da war. Er spürte ihr sanftes Wesen —
sogar dann, wenn ihre Berührung mit dem beißenden Stich einer Nadel einherging
oder mit dem Einrenken seines verletzten Arms.
    Lydia.
    Sie war es gewesen, die Nacht für
Nacht an seinem Bett gewacht und ihn unermüdlich gepflegt hatte, Lydia, die ihm
immer wieder von neuem versichert hatte, daß sie ihn liebte.
    Und er liebte sie auch, das war ihm
jetzt bewußt geworden, und er wünschte sich nichts sehnlicher, als sie zu
heiraten und Kinder mit
ihr zu zeugen. Er versuchte, ihren Namen auszusprechen.
    »Psst«, sägte eine sanfte Stimme,
und etwas Kühles, Feuchtes berührte seine wunde Stirn. »Beruhige dich,
Liebling, ich bin hei dir, und es gibt nichts, was mich je wieder dazu bewegen
könnte, dich zu verlassen.«
    Liebling. Das Wort und die Stimme hüllten
Devon ein wie eine warme Decke und waren wie Balsam für seine Wunden. Sie
liebte ihn. Sie würde bei ihm bleiben, für immer.
    Lydia.
    »Du solltest etwas essen und dich
ein bißchen ausruhen«, flüsterte Lydia Polly zu, die in einem Sessel an Devons
Bett saß. Dunkle Schatten lagen unter ihren Augen, ihr Haar war unordentlich
und aufgelöst, und ihre sonst so makellose Haut wies einen beunruhigenden Grauton
auf. »Bitte, Polly.«
    Doch Polly schüttelte den Kopf und
versteifte sich unter Lydias Händen, die auf ihren Schultern ruhten. »Ich lasse
ihn nicht allein«, erwiderte sie.
    »Du wirst Devon keine Hilfe sein,
wenn du dich selbst zerstörst«, entgegnete Lydia leise. Millie hockte auf dem
Teppich vor Devons Bett und spielte brav mit ihren Puppen. »Bitte, Polly — iß
etwas und leg dich für eine Weile hin. Ich bleibe bei Devon, bis

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