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Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Titel: Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
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fühlen mußte; sie neckten ihn vermutlich pausenlos. »Sind diese
Frauen hergekommen, um unsere Seelen zu retten?« erkundigte er sich seufzend,
obwohl er die Antwort bereits zu kennen glaubte.
    Aber Harrington überraschte ihn.
»Nicht direkt, Sir. Ich glaube, sie halten uns für hoffnungslose Sünder und
rechnen mit einer besseren Ernte unter den Indianerstämmen. Aber sie sind auch
auf der Suche nach Reverend Matthew Prophet.«
    Seit der Prediger vor einigen Tagen
seine Sachen gepackt hatte, um das Postboot nach Seattle zu besteigen, hatte
Brigham keinen Gedanken mehr an den sturen Fanatiker verschwendet. Er hoffte
nur, daß der alte Mann der Sache des Herrgotts nicht allzuviel Schaden zufügen
konnte, bevor ihn jemand lynchte.
    »Was wollen sie von ihm?« fragte er
schließlich, weil er wußte, daß Harrington keine Ruhe geben würde, bis er alles
berichtet hatte.
    »Die ältere der beiden Frauen
behauptete, seine Frau zu sein. Die jüngere ist seine Tochter.«
    Nun horchte Brigham doch auf. »Beim
Zeus«, murmelte er. »Prophet hat seine eigene Familie im Stich gelassen?«
    »Ja«, bestätigte Harrington, und
leiser Groll klang in seiner Stimme mit.
    Brigham lächelte. »Ist sie hübsch?
Die Tochter, meine ich?«
    Der junge Buchhalter errötete. »Ja.«
Verlegen rückte er seine Brille zurecht. »Es schickt sich nicht für ein junges
Mädchen, schutzlos in Begleitung seiner Mutter im Siedlerland herumzuziehen.«
    Der Bienenstich brannte. »Mag sein«,
gab Brig ungeduldig zu und
ging zur Tür. »Aber seit dem Krieg ist es nicht unüblich. Sag den Damen, daß
sie einstweilen in einem der Häuser in der Main Street wohnen können.«
    »Ja, Sir. Danke, Sir!« erwiderte Harrington
strahlend.
    Mit dem Gedanken an ein kühles Bad
und ein bißchen Ruhe machte Brigham sich auf den Weg nach Hause.
    Lydias helles, musikalisches Lachen
erreichte ihn, lange bevor er an ihrem Zaun vorbeikam und stehenblieb, um zu
sehen, was im Garten vor sich ging. Die Augen mit einem leuchtendroten Tuch
verbunden, stolperte Lydia mit auegestreckten Armen über das Gras, während
sechs Kinder sich lachend duckten und ihren Händen auswichen.
    Brigham war entzückt. Zum ersten Mal
empfand er außer dem drängenden Verlangen, das ihn jedesmal erfaßte, wenn er
Lycia sah, auch so etwas wie eine sanfte Zärtlichkeit. Er war wie verzaubert
von ihrem Spiel und hätte am liebsten daran teilgenommen, um sie in die Arme zu
schließen und ihren lachenden Mund zu küssen.
    Während er zusah, ließ Millie sich
fangen und wurde zur >blinden Kuh<. Lydia nahm das rote Tuch ab und band
es sorgfältig über Millies Augen. Erst als die Kleine angefangen hatte, den
anderen Kindern nachzujagen, drehte Miss McQuire sich um und erblickte Brigham.
    Er sah, wie sie die Schultern
straffte und glättend über ihr Haar und ihre Röcke strich, sehr weibliche und
vielleicht ganz unbewußte Gesten. Offensichtlich mußte sie sich zuerst ein bißchen
sammeln, bevor sie auf ihn zukam.
    »Falls du sagen willst, es wäre
Zeitverschwendung, während des Unterrichts >Blinde Kuh< zu spielen ...«
begann sie angriffslustig.
    Brigham hob die Hand. »Ich wollte
nichts dergleichen sagen. Eigentlich habe ich gerade sogar gedacht, wie gut es
ist, daß die Kinder jemanden zum Spielen haben.« Es ist die Wahrheit, fügte er
bei sich hinzu. Nur eben nicht die ganze Wahrheit.
    Lydia zog die Brauen zusammen und
legte den Kopf schief. »Wieso ist dein Hals geschwollen?«
    Brigham kam sich dumm vor, als er
merkte, wie sehr er ihr Mitgefühl und die sanfte Berührung ihrer Hand ersehnte.
»Ach, es ist nichts. Nur ein Bienenstich«, antwortete er, bemüht, seine Gefühle
vor ihr zu verbergen.
    Sie stellte sich auf die
Zehenspitzen und beugte sich über den Zaun. »So etwas kann ziemlich ernst sein.
Laß mal sehen.«
    Er zeigte ihr die kleine Wunde und
freute sich über den besorgten Ausdruck, der auf ihrem Gesicht erschien. »Das
gefällt mir nicht«, sagte sie. »Komm, setz dich auf die Veranda. Ich werde den
Stachel entfernen und die Wunde desinfizieren.«
    Brigham öffnete das Tor und ging zur
Terrasse, während Lydia im Haus verschwand, um dann mit einer Schüssel Wasser,
einem Tuch und einer Flasche mit einer dunklen Tinktur zurückzukommen.
    Eine sanfte Tüchtigkeit ging von ihr
aus. Brigham konnte sich nicht entsinnen, wann er das letzte Mal Zärtlichkeit
von einer Frau empfangen hatte — Leidenschaft ja, und Ärger auch. Aber keine
hatte ihn auf diese sanfte, liebevolle Art berührt

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