Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen
er, dann wandte er sich ab und schlenderte zum Tor.
In seinem eigenen Haus angekommen,
ging Bringham zu Devon hinauf, der im Bett saß, eine Zigarette rauchte und mit
Jake Feeny Poker spielte.
Brighams grimmige Stimmung lockerte
sich ein wenig, als er sah, daß sein Bruder schon fast wieder der alte war.
»Ich glaube, jetzt hätte ich gern
etwas von dem Rosinenkuchen«, sagte Devon zu Jake.
Der Koch verstand den Hinweis und
verließ, nachdem er Brigham höflich zugenickt hatte, den Raum.
Devon nahm eine Flasche und ein Glas
von seinem Nachttisch.
Brigham runzelte die Stirn.
»Sag nichts«, warnte Devon, bevor
sein Bruder einen Kommentar abgeben konnte. Die Flasche schlug klirrend gegen
das Glas, als er sich einen doppelten Whiskey einschenkte — offensichtlich
nicht sein erster an diesem Tag. »Ich brauche das. Es hilft mir, die Schmerzen
zu ertragen.«
Brigham warf einen beunruhigten
Blick auf die Flasche. Er wußte nur zu gut, was Alkohol im Leben eines Mannes
anrichten konnte, wenn ihm das Trinken zu einer Gewohnheit wurde. »Vielleicht
wird es allmählich Zeit, daß du das Zimmer verläßt, Dev«, sagte er ruhig und
zog sich einen Stuhl ans Bett. »Ich lasse deinen Bau von einer Gruppe meiner
Arbeiter fertigstellen, und du kannst schon einmal die Bestellungen nach San
Francisco aufgeben ...«
Devon trank sein Glas auf einen Zug
aus und stellte es klappernd auf den Tisch zurück. »Ich brauche den Laden
nicht«, sagte er mit unsicherer Stimme. »Ich verlasse Quade's Harbor, Brig. Für
immer.«
Die Worte trafen Brigham wie ein
Faustschlag in den Magen. Der Traum eine Stadt aufzubauen, einen Ort zu
schaffen, wo Menschen leben und arbeiten konnten, war nicht sein Traum allein.
Devon hatte ihn einst mit ihm geteilt.
»Was?« entgegnete er betroffen.
»Ich kann nicht hierbleiben und
mitansehen, wie Pollys Bauch von dem Kind dieses Bastards anschwillt«,
entgegnete Devon grob.
Brigham starrte ihn verwundert an.
»Darf ich fragen, wer dieser Bastard ist?« entgegnete er nach langem Schweigen.
Devon griff wieder nach der Flasche,
aber Brigham stand auf und nahm sie ihm aus der Hand. Eine Zeitlang starrten
die beiden Brüder sich wütend an, und Brigham wußte, daß es unter anderen
Umständen jetzt zu einem Kampf gekommen wäre.
»Das Kind ist nicht von mir«, meinte
Devon schließlich nach einem tiefen, rasselnden Atemzug.
Brigham stellte die Whiskeyflasche
auf die Marmorplatte von Devons Sekretär. »Hat Polly das gesagt?«
»Nein«, entgegnete Devon rauh. »Sie
behauptet natürlich, ich sei der Vater.«
Brigham rang um Geduld. Er hatte in
jenen ersten Tagen nach Devons Rückkehr aus San Francisco mehrmals gewisse
Geräusche aus dem Zimmer seines Bruders vernommen, wenn er über den Korridor
gegangen war. »Das bist du wahrscheinlich auch.«
Devon seufzte. »Nein. Sie hat mich
vorher belogen, und sie lügt auch jetzt.«
»Wieso bist du dir dessen so
sicher?« Brigham wünschte, sein Problem wäre ähnlich geartet. Wäre Lydia von
ihm schwanger gewesen, hätte sie ihn vielleicht geheiratet. Vielleicht.
Sein Bruder befeuchtete seine
spröden, rissigen Lippen. »Ich bin mir eben sicher. Wunder kommen nur in
Märchen vor, und ich glaube nicht mehr an Märchen.«
»Du bist ein verdammter Narr, Dev.
Das Baby ist ein Quade, Devon — du kannst es nicht einfach verleugnen I«
Devon sagte nichts. Kein Wort.
Brigham bezwang den Wunsch, seinen
Bruder bei den Schultern zu packen und ihn zu schütteln, bis er wieder zur
Besinnung kam. Doch statt dessen traf er im stillen eine Entscheidung und
ging hinaus.
Wenn Devon die Verantwortung für das
Baby, das ebenso-sehr ein Quade war wie sie alle, nicht übernehmen wollte, würde
er es tun. Selbst wenn es bedeutete, einige seiner eigenen Träume für alle
Zeiten aufzugeben.
Lydia ließ die Kartoffel, die sie gerade
schälte, fallen und starrte Polly an, die neben ihr auf den Verandastufen
hockte. Es war früher Abend, das Postboot war angekommen und wieder ausgelaufen,
und die Sägemühle war endlich verstummt. Aber Pollys Worte hatten den Frieden
empfindlich gestört.
»Du wirst ... was?«
Polly mied ihren Blick. »Ich werde
Brigham heiraten. Er hat mich vor einer Weile in sein Arbeitszimmer gerufen und
mich gefragt, ob ich es will. Natürlich werden wir nicht zusammen leben, aber
das Baby wird den Namen Quade tragen, und Brigham hat versprochen, daß ich den
neuen Laden übernehmen kann,
sobald der Bau fertiggestellt ist.« Lydia hatte Mühe, sich zu fassen.
Weitere Kostenlose Bücher