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Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Titel: Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
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verstoßen.
    »Devon«, wiederholte sie.
    Er versteifte die Schultern. »Laß
mich in Ruhe.«
    Polly stand auf und strich ihre
Röcke glatt. »Also wirklich, Devon, du führst dich auf wie ein verwöhntes
Kind!« Es kostete Polly große Überwindung, einen solchen Ton anzuschlagen, aber
es mußte sein. »Ich habe dir etwas Wichtiges zu sagen, und das werde ich bei
Gott auch tun, ob es dir nun paßt oder nicht.«
    Devon wandte sich um und maß sie mit
einem kalten Blick seiner blauen Augen, in denen früher nur Wärme und Zärtlichkeit
gelegen hatten, wenn er Polly ansah. Jetzt schien er ihre Anwesenheit nur noch
mit Mühe zu ertragen. Er sagte nichts, starrte sie nur an.
    Die ganze Welt schien sich plötzlich
um Polly zu drehen; ein lautes Dröhnen erklang in ihren Ohren. Sie zwang sich,
Devon in die Augen zu sehen und sagte: »Ich bekomme ein Kind, Devon. Es wird im
Januar zur Welt kommen.«
    Die unterschiedlichsten Gefühle
zeichneten sich auf seinem Gesicht ab, aber er brachte sie unter Kontrolle,
bevor Polly sie näher bestimmten konnte. »Herzlichen Glückwunsch«, sagte er
kalt. Die beiden Worte trafen Polly wie ein Pfeil, aber irgendwie fand sie die
Kraft, mit Würde zu entgegnen: »Du bist der Vater dieses Kindes.«
    Devon wandte sich ab, um wieder aus
dem Fenster zu starren. »Wie praktisch«, meinte er nach einem langen
Schweigen, das die reinste Qual für Polly war.
    Sie schloß die Augen und umklammerte
die Tischkante, um den Halt nicht zu verlieren. Sie hatte mit dieser Reaktion
gerechnet, und doch war es ein brutaler Schock für sie. Polly hatte nie ganz
die Hoffnung aufgegeben, daß Devon sich eines Tages seiner Liebe zu ihr und all
der Pläne, die sie gemeinsam geschmiedet hatten, wieder entsinnen würde.
    Doch das war nun vorbei. Es gab
nichts mehr zu sagen.
    Devon streckte die Hand aus und nahm
etwas von seinem Nachtschränkchen. Dann stützte er sich schwer auf die Krücke,
drehte sich langsam um und schleuderte ein Bündel Geldscheine in Pollys Richtung.
    Sie umtanzten sie wie Schneeflocken.
»Hier! Das willst du doch, nicht wahr?« knurrte er. »Nimm es — nimm dir alles,
was du willst, und mach, daß du aus meinem Leben fortkommst!«
    Polly hatte einige recht fragwürdige
Handlungen in ihrem Leben begangen, und ihr war klar, daß die kommenden Jahre
sehr hart und bitter für sie und ihr Kind sein würden. Dennoch wäre sie lieber
verhungert, als dieses Geld zu nehmen. Trotzig hob sie das Kinn und überlegte
fieberhaft, wie Lydia sich an ihrer Stelle verhalten hätte.
    Und da geschah etwas sehr
Eigenartiges. Eine neue Kraft durchströmte Polly, und sie sagte etwas, was sie
weder geplant noch je bewußt durchdacht hatte. »So leicht werde ich es dir
nicht machen, Devon. Ich bleibe in Quade's Harbor und werde den ersten Mann
heiraten, der mir einen Antrag macht. Dann wirst du für den Rest deines Lebens
täglich entweder mich sehen oder das Kind, das du verleugnest. Dein Kind.«
    Mit diesen Worten wandte sie sich ab
und verließ den Raum.
    Gegen Mittag kam Brigham vom Berg
herunter, die Kleider steif von getrocknetem Schweiß, Pech und Schmutz. Sein
bester Arbeiter war ihm in volltrunkenem Zustand davongelaufen, eine Biene
hatte ihn in den Nacken gestochen, und er war so besessen von seinen Gedanken
an Lydia, daß er eher eine Behinderung für die Holzfäller darstellte, als ihnen
eine Hilfe war.
    Nachdem er sein angenehm kühles Büro
betreten und sich ein großes Glas Wasser eingeschenkt hatte, richtete er seinen
Blick stirnrunzelnd auf Harrington, der an seinem Schreibtisch auf der anderen
Seite des Raumes saß und Akten durchsah.
    »Wir haben ein Problem, Sir«,
verkündete Harrington, nachdem er sich mehrmals geräuspert und mit den
Papieren geraschelt hatte.
    Brigham berührte den Bienenstich in
seinem Nacken und fluchte unterdrückt. »Eins? Jede Menge, Harrington«, entgegnete
er brüsk.
    »Mag sein, aber dieses hier ist
dringender Natur. Zwei Frauen sind vergangene Woche mit dem Frachter
angekommen. Sie sind Missionarinnen.«
    Missionarinnen. Brigham zog eine
Flasche aus dem rechten Schreibtischfach, nahm einen kräftigen Schluck daraus
und dann einen zweiten, obwohl er sonst nur selten vor sechs Uhr abends trank.
»Wo wohnen sie?«
    »In meinem Haus«, antwortete
Harrington. »Aber ich fürchte, ich halte es nicht viel länger bei den Männern
im Lager aus.«
    Brigham konnte sich lebhaft
vorstellen, wie unbehaglich der magere, ernste junge Buchhalter sich zwischen
den Holzfällern

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