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Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

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Natur zu sein. Die Leute
erkranken schnell daran, aber sie erholen sich auch innerhalb kurzer Zeit. Was
mich viel stärker beunruhigt; ist der Mangel an sanitären Einrichtungen im Dorf
— es gibt offene Abwassergruben, und das könnte eine weitere und wesentlich
ernstere Epidemie verursachen.«
    Rafael hörte aufmerksam zu, wie er
es bei Mr. Barrett oder seinen Ratgebern getan hätte, und Annie war zutiefst bewegt.
Sie war sicher, daß er sie liebte, selbst wenn er es selbst noch nicht bemerkt
hatte, und er hatte sie fast immer mit Respekt behandelt. Doch dies war nun
beträchtlich mehr als bloße Höflichkeit, und Annie vermochte ihre Freude über
sein Vertrauen kaum zu bändigen.
    »Die Männer könnten Kalk in die
Gruben schaufeln und provisorische Latrinen etwas weiter vom Dorf entfernt
errichten«, schlug er vor. Dann schaute er lächelnd zu der hochaufragenden Burg
hinauf. »In alten Zeiten«, gestand er, »befanden sich die Latrinen über dem
Burggraben.«
    Annie schauderte es bei seinen
Worten, aber sein Lächeln war ansteckend, und so erwiderte sie es. »Es gab also
keine Alligatoren, die die Burg bewachten wie in den Märchen?«
    Rafael tat, als ob er entsetzt wäre.
»In diesem Wasser? Selbst Seeungeheuer hätten in dem Zeug nicht leben können,
Prinzessin.«
    Es war so unendlich schön, einfach
mit Rafael im warmen Sonnenschein zu sitzen und zu reden, daß Annies Herz vor
Wehmut schmerzte. Die Erinnerung an diesen Augenblick, wußte sie, würde ihr in
Zukunft ebenso kostbar sein wie die Erinnerung an ihre Umarmungen.
    Ihre Augen füllten sich mit Tränen,
aber, sie zwang sich, ihr Lächeln beizubehalten. »Hier in der Burg zu sein ist
wie eine Reise in die Vergangenheit. Was jetzt hier mit uns geschieht, könnte
nirgendwo sonst auf der Erde vorkommen.«
    Rafael nahm ihre Hand, so
schüchtern, als hätte er sie noch nie intim berührt und sie mit seinen Zärtlichkeiten
in einen sinnlichen Rausch versetzt. »Darin liegt eben das Problem«, sagte er
traurig. »Die Zeiten der Schlösser und Könige sind vorbei. Die Welt verändert
sich, Annie, auf eine Art, die wir nicht nachvollziehen können. Und für Bavia
gibt es keinen Platz in der modernen Welt.«
    Annie nickte betrübt. Rafael hatte
recht - der Fortschritt war unvermeidlich. Und doch wollte Annie nicht an eine
Welt ohne Schlösser und Könige glauben - und ohne Prinzen. »Es ist so
ungerecht«, sagte sie schließlich mit leiser, zitternder Stimme. »Es gibt noch
immer Drachen. Und böse Ritter. Sie verkleiden sich jetzt nur als etwas
anderes.«
    Rafael lächelte und küßte ihre
Nasenspitze, und die Geste, so harmlos sie auch war, brachte Annies Blut in
Wallung. »Das trifft auch auf Prinzessinnen zu«, antwortete er. »Einige von
ihnen kleiden sich wie Dienstboten und pflegen kranke Bauern, und trotz allem
sind sie im Herzen Königinnen.«
    Viel zu bald endete der zauberhafte
Nachmittag.
    Ein Getöse brach auf dem Burghof
los, das sogar den gewohnten Lärm der Kutschenräder, das Klappern der Pferdehufe
und das Klirren von Stahl auf Stahl übertönte, wenn die Soldaten auf dem Hof
für den Krieg trainierten. Noch bevor Edmund Barrett auf den Burghof stürzte,
war Rafael schon aufgesprungen.
    »Was gibt's?« rief er.
    »Ein Bataillon Rebellen ist auf dem
Weg hierher, Hoheit!«
    Rafael wandte sich zu Annie um, und
sie stellte sich schon darauf ein, fortgeschickt zu werden in ein Versteck, was
ihre Freude darüber, daß er eben noch ihren Rat gesucht hatte, gründlich
zerstört hätte. Doch er ergriff nur ihren Ellbogen und sagte ruhig: »Es dürfte
nichts weiter als ein kleines Scharmützel werden, falls es überhaupt zum Kampf
kommt. Aber falls es schlimmer wird, würdest du dich dann um Phaedra kümmern?
Ich brauche dir ja wohl nicht zu sagen, daß sie weder stark noch besonders
mutig ist, trotz all ihrer Missetaten.«
    Annie verspürte eine eisige Kälte in
ihr Herz einziehen. Stumm nickte sie, obwohl sie Rafael jetzt wieder gern
berührt hätte, aber sie befürchtete, daß ein solcher Kontakt ihn schwächen
könnte, und aus dem gleichen Grund verdrängte sie ihre Tränen.
    Danach wandte Rafael sich ab und
ging mit Mr. Barrett auf die steinernen Stufen zu, die auf die Zimmerkränze
führten. Annie beschattete ihre Augen und sah ihnen nach, bis sie in einem der
Türme verschwunden waren.
    Überall hasteten Soldaten über die
Wehrgänge, und Annie wäre jetzt gern zu ihnen hinaufgestiegen, um zu sehen, was
sich vor den Burgmauern abspielte. Sie biß

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