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Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

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bis
Kathleen erschien und ihr ein Glas kaltes Wasser brachte. Annie nahm es dankbar
an und trank es durstig aus. Das Wasser festigte sie, beruhigte ihren Magen und
verringerte ihr Zittern.
     »Sie sollten sich lieber eine Weile
hinlegen, Miss«, schlug Kathleen freundlich vor. »Es war bestimmt nicht leicht
für Sie, Ihre Aussage zu machen und sich an all diese schrecklichen Dinge zu
erinnern.« Als sie sah, daß Annie im Begriff war, ihr zu widersprechen, fuhr
sie hastig fort: »Vergessen Sie nicht, daß Sie Seiner Hoheit versprochen haben,
ihm nicht noch mehr Sorgen zu bereiten, indem Sie sich überanstrengen.«
    Eine leichte Brise blies eine lose
Strähne in Annies Stirn, und sie strich sie rasch zurück. »Na schön«, erwiderte
sie unwillig. »Aber es ist ja nicht so, als ob ich krank wäre oder so etwas.«
    Kathleen lächelte. »Ich weiß, Miss.
Eine Stunde Ruhe, und Sie werden wieder auf dem Posten sein.«
    Sie betraten die Burg durch einen
Rundgang, um die große Halle zu meiden. Da Annie sich wie eine Invalidin
gefühlt hätte, wenn sie sich mitten am Tag in ihrem Zimmer hingelegt hätte,
ging sie statt dessen zum Solarium und setzte sich in einen großen
Schaukelstuhl am Fenster.
    »Möchten Sie Tee, Miss, oder etwas
zu essen?« fragte Kathleen mütterlich besorgt.
    Annie schüttelte den Kopf. »Nein,
danke, Kathleen«, sagte sie gähnend, denn der weich gepolsterte alte Schaukelstuhl
war sehr bequem. »Und wag ja nicht, ohne mich ins Dorf oder zur Kapelle
zurückzukehren! Du arbeitest doppelt so hart wie ich und kannst auch ein
bißchen Ruhe brauchen.«
    Kathleen lächelte. »Mir geht's gut,
Miss«, sagte sie, bevor sie sich abwandte und ging.
    Nachdem sowohl Annie als auch Phaedra ihre
Version der Ereignisse dargelegt hatten, wurde den Angeklagten Gelegenheit
geboten, sich zu ihrer Verteidigung zu äußern, einem nach dem anderen. Rafael
blieb, um zuzuhören, obwohl er viel lieber Annie gesucht hätte, um sie in die
Arme zu nehmen und ihr zu sagen, wie stolz er auf sie war und wie sehr er sie
liebte.
    Die Aussagen schienen kein Ende zu
nehmen. Einer nach dem anderen standen die Beschuldigten auf und versuchten,
sich zu verteidigen. Die meisten von ihnen schienen den Vorfall aufrichtig zu
bedauern, aber einige trugen finstere Mienen zur Schau und warfen trotzige
Blicke in die Menge und auf Rafael. Der Schlimmste von ihnen war Jeremy Covington,
der ganz offensichtlich glaubte, aus einer guten Familie zu stammen gäbe ihm
das Recht, jeden, der sich ihm in den Weg stellte, brutal zu überrennen. Er
stellte klar, daß er das Verfahren als ein Zerrbild der Justiz betrachte und
sich selbst als das wahre Opfer dieser Vorgänge.
    Es war drückend heiß in der Halle,
und der Geruch zu vieler schwitzender Körper auf engem Raum war fast nicht
auszuhalten. Hinzu kam, daß Rafael sich permanent beherrschen mußte, um nicht
aufzuspringen und Covington eigenhändig zu erdrosseln.
    Der Leutnant beendete seinen
Vortrag, indem er vor dem Richter ausspuckte, einem Mann, den alle Dorfbewohner
für seinen Gerechtigkeitssinn und seine Weisheit bewunderten. Wie ironisch, daß
diese Menschen nach allem, was ihnen und ihren Liebsten im Namen von Arroganz
und Macht angetan worden war, dennoch einen Richter ernannt hatten, der ein
gerechtes Urteil fällen würde!
    Barrett bedeutete zweien seiner
Männer mit einem Zeichen, Covington aus dem Saal zu entfernen, und obwohl die
Hände des Leutnants gefesselt waren, hatten sie beträchtliche Schwierigkeiten,
den Gefangenen zu bändigen. Insgeheim dachte Rafael, daß Jeremy froh sein
durfte, zu einer einigermaßen aufgeklärten Zeit in den Kerkern der Burg zu
enden. Viele, die vor ihm dort eingesperrt gewesen waren, hatten es nicht so
bequem gehabt.
    Nach einer Unterredung mit dem
Richter verkündete Barrett, daß das Verfahren auf den nächsten Tag vertagt
wurde, und schickte die Geschworenen und Zuschauer fort. Die übrigen Gefangenen
wurden von Soldaten in ihre Zellen zurückgeführt.
    »Ich brauche einen Drink«, sagte
Barrett, als er und Rafael durch die große Halle zu einer kleinen, privaten
Treppe hinübergingen.
    Aus dem Augenwinkel nahm Rafael
einen flüchtigen Moment lang eine Frau in Bauernkleidung wahr. Sie kam ihm
irgendwie bekannt vor, obwohl er ihr Gesicht nicht sehen konnte. Als er sich
nach ihr umdrehte, war sie bereits fort.
    Rafael empfand ein leises Unbehagen,
aber der Zwischenfall war schließlich unbedeutend, und so verdrängte er ihn
rasch. »Wir wissen noch immer

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