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Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

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später, Miss Trevarren. Jetzt wird erst einmal geheiratet.« Danach
geschah alles in fliegender Hast. Annie erhielt keine Gelegenheit zu
protestieren, weil Rafael sie mitten auf dem Hof stehenließ und in der Kapelle
verschwand. Nur wenige Minuten später schon begann die Glocke im Turm zu
läuten, und die Bewohner der Burganlage erschienen in Türen, Fenstern und auf
dem Hof, um festzustellen, was hier vorhing.
    Einige von ihnen mußten glauben, der
Prinz habe den Verstand verloren, als er den Kopf aus dem Schalloch steckte und
schrie, daß nun doch eine fürstliche Hochzeit in der Burg stattfinden würde,
und zwar in einer Stunde.
    Annie wünschte sich die Heirat mehr
als alles andere auf der Welt, aber sie hatte ein hohles Gefühl im Herzen, als
sie hineinging, um Phaedras wunderschönes Kleid und den Schleier anzulegen. Es
war etwas Wahnwitziges an Rafaels Verhaltensweise, und letztendlich nahm er sie
nur zur Frau des Kindes wegen.
    Er hatte weder versprochen, mit ihr
Bavia zu verlassen und sich in Frankreich in Sicherheit zu bringen, noch hatte
er etwas von einer gemeinsamen Zukunft erwähnt.
    Eine halbe Stunde später, in
Phaedras Hochzeitskleid und Schleier, ließ Annie sich von Kathleen und zwei
Soldaten die Treppe hinunter und durch die große Halle führen. In Hof und
Kapelle drängten sich die Menschen, wie schon bei ihrem Auftritt früher an
diesem Tag, und Annie fühlte sich auf merkwürdige Weise in der Zeit
zurückversetzt.
    Es war jedoch alles sehr real. Die
Orgel erklang, und Rafael stand vor dem Altar neben dem Priester. Annie fing
Lucians Blick auf, als sie auf der Schwelle zögerte, und sah eine derartige
Niedertracht in seinen Augen, daß ein kalter Schauder sie durchzuckte.
    »Geht zu ihm«, sagte Kathleen und
versetzte ihr einen sanften Schubs.
    Annie machte einen unsicheren
Schritt auf ihren Bräutigam zu, erfüllt von Bestürzung und Ekstase, Furcht von
der Zukunft und der Hoffnung auf ein Wunder. Rafael streckte die Hand nach ihr
aus, und es war diese Geste, die sie den Rest des Wegs überstehen ließ.
    Doch selbst als sie an Rafaels Seite
stand und ihn neben sich spürte, stark und wahrhaftig, hegte Annie noch die
Furcht zu träumen. Wenn ich jetzt aufwache und feststelle, daß ich allein in
meinem Zimmer bin, dachte sie, wird die Enttäuschung mich umbringen.
    Sie lauschte auf jedes Wort, das der
Priester sagte, und warf Rafael immer wieder verstohlene Blicke aus dem
Augenwinkel zu. Als der Geistliche die Frage stellte, ob irgend jemand einen
guten Grund angeben könne, warum diese beiden Menschen nicht im heiligen Sakrament
der Ehe verbunden werden dürften, hielt Annie ganz unbewußt den Atem an. Doch
obwohl in diesem Augenblick hörbare Unruhe in den ersten Reihen entstand —
genug, um Rafael zu veranlassen, sich umzudrehen und die Versammlung mit einem
warnenden Blick zu messen -, meldete niemand sich zu Wort.
    Annie antwortete, wenn eine Antwort
von ihr verlangt wurde, und versuchte, nicht über den gegenwärtigen Moment
hinauszudenken.
    Endlich erklärte der Priester sie zu
Mann und Frau und sagte: »Ihr dürft die Braut jetzt küssen, Hoheit.«
    Rafael senkte den Kopf und wisperte
ganz dicht an ihrem Mund: »Meine Prinzessin Annie.« Dann küßte er sie, jedoch
mit solch keuscher Zurückhaltung, daß Annie die Augen öffnete und ihn
verblüfft ansah.
    Er lachte leise, zog ihre Hand unter
seinen Arm und sagte in gedämpftem Ton: »Keine Angst, mein Liebling. Unsere
Hochzeitsnacht wird dir unvergeßlich bleiben.«
    Böse Vorahnungen durchzuckten Annie
und strichen wie eine kalte Hand über ihren Rücken. Rafael klang, als ob er
überzeugt sei, daß dies alles sein würde, was sie noch voneinander haben
würden - diese einzige Nacht.
    Eine solche Aussicht war Annie
unerträglich. Rafael zu verlieren würde jetzt, wo er ihr Gatte war, noch
unendlich viel härter sein, falls es zum Schlimmsten kommen sollte. Die
Vorstellung, von ihm getrennt zu sein, war jedoch zu schmerzlich, um darüber
nachzudenken, und deshalb beschloß Annie, zumindest den heutigen Tag lang so zu
tun, als ob die Welt nicht jeden Augenblick enden könnte.
    Nach der Trauungszeremonie wurde ein
improvisierter Empfang in der großen Halle abgehalten. Rafael war fröhlich,
sogar heiter, trank zu unzähligen Toasts und sang sogar mit Freunden und
Soldaten derbe Lieder. Daß seine Feinde in beiden Gruppen vertreten waren,
schien ihn nicht zu stören.
    Was Annie betraf, so wollte sie nur
allein mit ihrem frischgebackenen

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