Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

Titel: Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
so
geliebt und schon so lange, daß diese Liebe ihr zur zweiten Natur geworden war.
Falls er tatsächlich von den Rebellen gestürzt und hingerichtet wurde, würde
auch sie sterben, denn sein Tod würde ihr das Herz brechen.
    »Danke«, sagte sie. »Daß Ihr mich
gerettet habt, meine ich.«
    Der Prinz schaute auf seine Hände
und schien zum ersten Mal zu sehen, wie wund und blutverschmiert sie waren. Als
er aufschaute und Annie wieder ansah, sprach Mißtrauen aus seinen grauen Augen.
    Er neigte majestätisch den Kopf.
»Gern geschehen, Miss Trevarren«, erwiderte er. »Aber falls Sie noch einmal auf
einen solch dummen Einfall kommen, solange Sie sich unter meinem Dach befinden,
schwöre ich bei jedem Stein in dieser Burg, daß ich Sie persönlich als
Fischköder auf das erste Schiff trage, das an der Küste anlegt.«
    Annie errötete. Das war nicht die
Art von Schwur, den sie sich in den vergangenen sechs Jahren von Rafael
erträumt hatte. »Mein Vater wäre sehr verärgert. Er würde Euch auspeitschen
für eine derartige Kränkung.«
    »Ich bin bereit, das Risiko
einzugehen, Miss Trevarren.« Sein Blick blieb fest und schwankte nicht, aber er
holte tief Atem und ließ ihn seufzend wieder aus. »Es geht Ihnen also gut? Sie
brauchen keinen Arzt?«
    »Nein«, erwiderte sie und empfand
ein überwältigendes Schuldbewußtsein bei dem Gedanken an den Schmerz, den sie
Rafael in dieser Nacht verursacht hatte, und an die Gefahr, in die er sich für
sie begeben hatte. Vor allem jetzt, wo er zu ihr gekommen war, um sich zu
vergewissern, daß sie keine Verletzungen erlitten hatte. »Aber ich glaube, Ihr
braucht einen Arzt.«
    »Ja«, sagte er mit einem müden Blick
auf seine Hände. »Ich werde sie verbinden lassen. Gute Nacht, Miss Trevarren.«
Er wandte sich zum Gehen.
    »Rafael?«
    Er blieb stehen und wartete, drehte
sich jedoch nicht zu ihr um.
    »Es tut mir leid.«
    Endlich schaute er sie an; seine
grauen Augen blitzten vor neuerwachtem Ärger. »Ja«, sagte er, »und morgen wird
es Ihnen noch viel mehr leid tun.«
    Zehn Minuten nach seiner Begegnung
mit Miss Trevarren, in der Ungestörtheit seines Arbeitszimmers, zuckte Rafael
zusammen und stieß einen Fluch aus, als Barrett Whisky über seine wunden Hände
goß. Der Prinz saß in einem Lehnstuhl beim Feuer, sein Freund, Leibwächter und
Ratgeber stand neben ihm.
    Da sie praktisch zusammen
aufgewachsen waren — Barretts Vater war Wildhüter des Landguts in
Northumberland gewesen, auf dem Rafael aufgezogen worden war — standen sie sich
näher als die meisten Brüder. Nachdem der letzte Prinz von Bavia bei einem
Duell den Tod gefunden hatte — William St. James war ein trinkwütiger Tyrann
gewesen, von seiner Familie ebenso verachtet wie von seinen Untertanen war
Rafael heimgerufen worden, um die Regierung zu übernehmen. Barrett, ein
ausgebildeter und erfahrener Soldat, hatte ihn begleitet.
    »Das hat man davon, wenn man
Jungfern aus Gefahr errettet«, bemerkte Barrett mit einem schwachen Lächeln,
während er Rafaels Wunden reinigte. »Aber du warst ja immer schon galanter, als
dir guttut. Eines Tages wird es dein Ende sein.«
    »Was hätte ich denn sonst tun
sollen?« entgegnete Rafael gereizt. »Hätte ich ein Mädchen, das kaum dem
Schulalter entwachsen ist und zudem die Tochter lieber Freunde, draußen auf
dem Wehrgang stehen und in den Tod stürzen lassen?«
    »Du hättest mich Miss
Trevarren holen lassen können«, gab Barrett zu bedenken.
    »Das ist nicht deine Aufgabe.«
    »Meine Aufgabe ist, dich zu
beschützen.«
    »Das hast du ja getan, als du mir
das Seil zuwarfst und mich hineinzogst«, erwiderte Rafael trocken. »Vielen Dank
übrigens.«
    Wieder lächelte Barrett und begann,
Rafaels Hand zu verbinden. »Sie ist ein mutiger kleiner Racker, deine amerikanische
Miss.«
    Rafael reagierte gereizt, und es
verstärkte seinen Ärger noch, daß es ihn überhaupt kümmerte, was andere Männer
von Annie Trevarren dachten, gut oder schlecht. Selbst Barrett, sein treuester
Gefährte, würde auf der Hut sein müssen. »Es liegt in der Familie«, sagte er
ruhig. »Du müßtest ihre Eltern kennen, um es zu verstehen.«
    Nachdem er seine Arbeit beendet
hatte, ging Barrett zum Likörschrank und schenkte zwei Gläser Brandy ein. Das
erste reichte er Rafael, der es dankbar an die Lippen hob und einen tiefen
Schluck nahm.
    Barrett behielt seine Gedanken und
Ansichten im allgemeinen für sich, weil er wußte, daß es Rafael so lieber war,
aber an diesem Abend war der

Weitere Kostenlose Bücher