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Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

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begann nervös zu tänzeln, doch der Prinz beruhigte ihn mühelos.
»Vielleicht«, entgegnete er kalt, »verursachen Sie Ihren anderen Gastgebern ja
auch keine Unannehmlichkeiten. Es steht Ihnen frei, sich innerhalb der Burgmauern
nach Belieben zu bewegen, Miss Trevarren, doch in Zukunft werden Sie es nur
noch in Begleitung einer Wache tun.«
    Annie öffnete schon den Mund zu
einer Erwiderung, doch dann schloß sie ihn wieder. Es war sinnlos, mit diesem
Mann zu streiten. Wenn sie Phaedra dabei unterstützte, diesen Mauern und einer
unerwünschten Heirat zu entkommen, würde auch sie selbst frei sein. Im Moment
jedoch blieb ihr nichts anderes übrig, als zu schweigen und die Regeln zu
befolgen.
    Rafael wirkte etwas milder jetzt.
»Kommen Sie«, sagte er, und sein schwaches Lächeln war ein Friedensangebot.
»Ich werde Ihnen den See zeigen.«
    Annie war schon auf die Enttäuschung
gefaßt gewesen, umkehren zu müssen, und so stellte Rafaels Aufforderung eine
angenehme Überraschung dar. »Haben Sie viel Zeit hier auf der Burg verbracht?«
fragte sie, als sie hinter ihm durch den Obstgarten ritt.
    Das Lächeln, das Rafael ihr
schenkte, war beinahe froh und sorglos. Er hätte jetzt ein unbeschwerter Junge
sein können, statt eines Witwers und Herrschers eines Lands, das kurz vor der
Revolution stand. »Es gibt ein kleines Bauernhaus auf dieser Seeseite. Barrett
und ich haben dort oft Forellen geangelt, wenn wir in den Ferien nach Bavia
kamen, und wir sind im See geschwommen, wenn schönes Wetter war.«
    Rafaels Verwandlung war unfaßbar —
je mehr sie sich dem See näherten, desto entspannter wirkte er. Er ritt neben
Annie durch einen Wald aus Pinien und erzählte ihr lächelnd, daß Edmund Barrett
einmal so hoch auf einen dieser Bäume geklettert war, daß sie ihn nur mit
einer Leiter hatten herunterholen können.
    Hier hast du einen Mann vor dir, dachte Annie, der in einer
mittelalterlichen Burg lebt und über ein ganzes Land herrscht! Rafael mußte
sehr reich sein, und doch waren es sehr einfache, schlichte Dinge, die ihn
glücklich machten. Die Erkenntnis erfüllte Annie mit Heimweh, und sie wünschte
plötzlich, Rafael ihren geliebten Puget Sound zeigen zu können, den blaugrüne
Bäume und schneebedeckte Berge säumten. Sie hätte ihn gern auch auf die
elterliche Plantage im Südpazifik mitgenommen, um dort mit ihm über unberührte
weiße Sandstrände zu laufen und ihm zu zeigen, wie man Kokosnüsse sammelte und
wie man ihr Fruchtfleisch aß.
    Aber sie wollte noch etwas ganz
anderes ... Der Gedanke ließ sie erröten und ihr Herz schneller schlagen,
obwohl ihr klar war, daß dieser Traum nicht nur skandalös, sondern schlicht
unerfüllbar war.
    Denn Rafael würde in Bavia bleiben,
und es war beinahe sicher, daß er hier auch sterben würde.

Vier
    Das Bauernhaus war ein kleiner Steinbau
am felsigen Seeufer, mit einem soliden Schindeldach und bleigefaßten Glasfenstern,
die von verwitterten weißen Läden gerahmt waren. Unkraut und wilde Blumen
überwucherten die Umgebung, und es war offensichtlich, daß seit langer Zeit
niemand mehr das Haus bewohnte.
    Der Prinz saß zuerst ab und hielt
galant Annies Pferd am Zügel fest. Da sie einen weiten Hosenrock trug und keine
Begleitung auf dem Ausflug erwartet hatte, ritt sie nicht im Damensitz, und es
beschämte sie jetzt, ein Bein über den Sattel schwingen zu müssen, während
Rafael zusah.
    Er mußte ihr Dilemma erraten haben,
denn er lächelte verstohlen. Annie wäre gern einen Moment ungestört gewesen,
um in Ruhe absitzen zu können, aber Rafael war nicht rücksichtsvoll genug, um
seine Augen auch nur einen Moment lang abzuwenden.
    Annie wandte den Kopf und schaute zu
den aufgewühlten grauen Wassern des Sees hinüber. Er schien wirklich
verzaubert, wie Phaedra immer behauptet hatte. Annie wäre nicht erstaunt
gewesen, wenn eine Meerjungfrau aus seinen Gewässern gestiegen wäre, um sich
auf einem der großen Uferfelsen zu sonnen.
    Soweit Annie sehen konnte, war der
See vollkommen von dichten Wäldern eingeschlossen. Es erinnerte sie an die
Umgebung des Puget Sound, und einen Moment lang empfand sie heftiges Heimweh
nach Quade's Harbor und ihrer zahlreichen Verwandtschaft, die dort lebte.
    »Manchmal denke ich, daß dies der
einzige friedliche Ort auf Erden ist«, sagte Rafael mit leiser, bedrückter
Stimme.
    Annie beeilte sich, ihn zu
ermutigen. »O nein«, widersprach sie und hätte beinahe seinen Arm ergriffen in
ihrem Drang, ihn zu überzeugen. Aber sie

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