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Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

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Fechter, die ich kenne«, sagte er. »Aber ja, es hat
tatsächlich Momente gegeben, in denen ich dich hätte schlagen können.«
    Rafael war erfreut über die
Aufrichtigkeit der Antwort, obwohl Edmunds Worte ihm auch einen kleinen Stich
versetzten. »Vielleicht ist dies jetzt einer dieser Momente«, sagte er, als er
sein Florett hob.
    »Mag sein«, erwiderte Barrett
gelassen und stellte sich dem Kampf.
    Die Klingen prallten mit einem
melodischen Klang aufeinander.
    »Komm schon«, schalt Rafael. »Ist
das wirklich das Beste, was du zu geben hast?«
    Barrett lachte und hieb Rafael mit
einem harten Schlag das Florett fast aus der Hand. »Ihr wollt doch sicher nicht,
daß der Kampf zu schnell endet, Euer Hoheit?« fragte er und parierte lachend
Rafaels Angriff. »Seht Ihr, das habe ich mir doch gedacht!«
    Das Gefecht setzte sich fort, und je
schwieriger es wurde, desto besser fühlte Rafael sich. Er kämpfte, bis er
jegliches Gefühl im rechten Arm verloren hatte, bis der Atem in seinen Lungen
brannte und sein Hemd schweißdurchtränkt an Rücken und Schultern klebte. Er
überwand den Schmerz, überwand die Müdigkeit, und Barrett hielt Schritt mit
ihm, obwohl es offensichtlich war, daß auch er seine Grenzen bereits
überschritten hatte.
    Endlich, nachdem Rafael längst
jegliches Gefühl für Zeit verloren hatte, erwischte er Barrett in einem
schwachen Augenblick und entwaffnete ihn. Das Florett des Leibwächters flog
klappernd auf die Steine, und Rafael wandte sich ab und ging, auf merkwürdige
Weise enttäuscht über den Sieg.

Sechs
    Annie suchte Zuflucht in einem stillen
Teil des Gartens, nahe einer moosüberwachsenen, zerfallenden Statue Pans, und
setzte sich dort auf eine Bank. Nachdem sie eine Weile still dagesessen hatte,
um sich von ihrer Begegnung mit Lucian zu erholen, schaute sie auf den
hölzernen Schreibkasten auf ihrem Schoß herab. Das Essen, das sie sich in der
Küche geholt hatte, war verschwunden, vermutlich auf ihrer hastigen Flucht
gefallen, und Annie war trotz ihrer inneren Erregung hungrig.
    Seufzend strich sie mit der Hand
über die Kassette aus glänzendem Kirschbaumholz. Der Deckel war leicht abgeschrägt,
so daß er eine Oberfläche zum Schreiben bot, und es war sogar ein kleines
Tintenfaß an einer Seite eingelassen, zusammen mit einem Gefäß für Stifte und
Federn. Das Innere des Kastens enthielt eine Auswahl an Schreibpapier und
einige wenige Schweizer Briefmarken, die nutzlos in Bavia sein würden.
    Annie lächelte. Der Schreibkasten
war ein Weihnachtsgeschenk ihrer jüngeren Schwestern gewesen — sie hatten ihn
in einem Lädchen in Paris gefunden, ganz allein, wie sie behaupteten, ohne
Hilfe ihrer Mutter oder ihrer Gouvernante. Diese letztere Behauptung war
sicherlich eine Übertreibung, da Gabriella, Melissande, Elisabeth und
Christina niemals die Erlaubnis erhalten hätten, allein zu einem Einkaufsbummel
aufzubrechen. Patrick und Charlotte Trevarren waren keine strengen Eltern im
konventionellen Sinne, aber sie liebten ihre Kinder und bemühten sich, sie vor
Unheil zu bewahren.
    Schon etwas ruhiger beim Gedanken an
ihre Familie, nahm Annie ein Fläschchen blaue Tinte heraus, ihre liebste Feder
und mehrere Seiten Papier. Sie hatte gerade das Datum geschrieben und die Worte
»St. James, Bavia«, gefolgt von der Anschrift »Liebste Mama, liebster Papa und
liebe Schwestern«, als ihre Inspiration sie auch schon verließ.
    Ein Rascheln hinter einer nahen
Hecke ließ sie zusammenfahren. Einer weiteren Begegnung mit Lucian war sie
jetzt nicht gewachsen, und sie wollte Phaedra nicht sehen — ja, nicht einmal
Rafael.
    Aufatmend vor Erleichterung erkannte
Annie jedoch Chandler Haslett, der sie freundlich anlächelte. Es war etwas
herzerfrischend Normales an diesem Mann, und er schien auch ein aufrichtiger,
ausgeglichener Mensch zu sein.
    Annie fragte sich, während sie sein
Lächeln erwiderte, welche angeborenen Charakterfehler sie dazu veranlaßt haben
mochten, sich in einen so komplizierten Mann wie Rafael zu verlieben. Wieviel
einfacher es doch gewesen wäre, wenn sie ihr Herz jemandem geschenkt hätte, der
ihre Zuneigung zu schätzen wissen und sie erwidern würde.
    »Ich hoffe, ich störe nicht«, sagte
Haslett und blieb zögernd am Rand der Hecke stehen. Annie bemerkte, daß er ein
kleines Bündel bei sich trug, irgend etwas, das in eine karierte Serviette
eingewickelt war. Obwohl seine Augen unverändert lächelten, stieß er einen
tiefempfundenen Seufzer aus. »Rafael sollte mit

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