Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz
eher auf
sich selbst ärgerlich war als auf sie.
»Verdammt«, sagte er, »es würde dir
nur recht geschehen, wenn ich dich jetzt in mein Bett trüge und dir zeigte, was
es bedeutet, sich einem Mann hinzugeben!«
Annies Augen wurden groß. »Ich
glaube, ich weiß es«, entgegnete sie stolz. Aber sie wußte es natürlich nicht,
nicht wirklich jedenfalls, obwohl sie in einem Buch mit erotischen Zeichnungen,
das eine Klassenkameradin nach St. Apasia geschmuggelt hatte, einmal einen
Liebesakt gesehen hatte.
Rafael lachte, aber es lag keine
Freude in dem Ton. »Tatsächlich?« versetzte er herausfordernd, nahm ihre Hand
und führte sie an seinen Körper, um sie den Beweis seines Verlangens spüren zu
lassen. »Dann fühl, wie es wirklich ist, Annie«, befahl er. »Stell dir vor,
mich in dir aufzunehmen tief in dir aufzunehmen ...«
Eine versengende Hitzewelle stieg in
Annie auf, erfaßte ihren Körper und ihre Seele - sie war so überwältigt, daß
sie schwankte, und machte doch keinen Versuch, sich Rafael zu entziehen. Obwohl
es sie erschütterte, ihn auf diese Weise zu berühren, steigerte es ihr
Verlangen nach ihm ins Unermeßliche.
Ruhig, tapfer drehte sie den Spieß
um. »Stell dir vor, du wärst in mir«, sagte sie zu Rafael. »Stell dir
vor, wie es wäre ...«
Da ließ er Annie mit einer wütenden
Bewegung los und kehrte ihr den Rücken zu, und sie beobachtete, fasziniert und
voller Triumph angesichts ihrer Macht über ihn, wie er mit Emotionen kämpfte,
die sie nur erraten konnte. Als sie ihm zaghaft die Hände auf die Schultern
legte, fühlte sie, wie er zurückzuckte, als hätte ihre Berührung ihn verbrannt.
»Ich habe keine Angst«, versicherte
sie leise.
Rafael legte den Kopf zurück,
schaute sich jedoch nicht nach Annie um. »Ich aber«, entgegnete er heiser, und
dann ging er und ließ sie stehen.
Annie rührte sich einen Moment lang
nicht. Sie bereute nichts von dem, was sie gesagt, gefühlt oder getan hatte,
doch die Gefühle waren neu für sie und mächtig und rasten in ihr wie ein süßer
Sturm. Schließlich hastete sie die Stufen hinunter aus dem Solarium und hielt
erst inne, als sie ihr Zimmer erreichte.
Dort zog sie rasch das beengende
Kleid und die Unterröcke aus und ersetzte sie durch ihre geliebten Reithosen
und eine weite Bluse. Nachdem sie noch Stiefel angezogen hatte, verließ sie die
Burg durch die Küche und wandte sich in die entgegengesetzte Richtung der
Ställe, vor denen hektische Aktivität herrschte. Sie mußte sich jetzt bewegen,
um die beängstigende Energie zu dämpfen, die Rafael in ihr ausgelöst hatte,
als er sie geküßt und ihre Hand auf seine intimste Stelle gepreßt hatte.
Wichtig war jetzt, etwas zu tun, und
bloß nicht stillzustehen oder gar zu denken.
Hinter der Küche befanden sich ein
Gemüsegarten, ein Hühnerhof und einige kleine Schuppen. Annie ging an ihnen
vorbei auf die hohe Außenmauer zu, in deren Umgebung keine Bäume wuchsen, aus Gründen,
die offensichtlich waren, und eine nähere Untersuchung ergab, daß es auch
nichts in der alten Mauer gab, was Händen oder Füßen Halt geboten hätte.
Annie war schon etwa eine halbe
Meile weit gelaufen, als sie ein hinter einem dichten Efeubusch verstecktes Tor
fand.
Der eiserne Riegel war verrostet,
und Annie kämpfte mit ihm, bis sie völlig außer Atem war, ihr Haar sich aus den
Nadeln löste und ihre Bluse feucht vor Schweiß war. Doch dann zahlte ihre
Beharrlichkeit sich endlich aus, und sie konnte den Riegel beiseiteschieben.
Die Scharniere des Tors waren fast
so widerspenstig wie der Riegel, aber es gelang ihr, es einen Spalt weit zu
öffnen.
Zuerst war sie enttäuscht, denn sie
hatte offenes Gelände hinter dem Tor erwartet und vielleicht sogar das Meer,
doch statt dessen entdeckte sie nur einen dunklen, höhlenartigen Raum voller
Staub, Spinnweben und Spinnen. Nachdem sie sich vergewissert hatte, daß das Tor
sich nicht hinter ihr schließen würde, zwängte sie sich durch einen schmalen
Spalt.
Zuerst war alles düster, aber als
Annies Neugierde sie weitertrieb, sah sie, daß an einigen Stellen dünne Sonnenstrahlen
in die Höhle fielen. Sie mochte seit Jahrzehnten, vielleicht sogar seit
Jahrhunderten nicht mehr benutzt worden sein, obwohl Annie hier und da Anzeichen
für menschliche Bewohner fand.
In einer Ecke standen grobe
Kochtöpfe aus Ton, in einer anderen lag ein verrotteter Sattel. Am fernen Ende,
mit Spinnweben bedeckt, befand sich ein zweites Tor, das sich allerdings,
obwohl Annie ihre
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