Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz
und ganz bestimmt
nicht auf schnelle, schmerzlose Art und Weise!«
Rafael lehnte sich zurück und zog
die Augenbrauen hoch. »Bavia ist immer noch mein Land«, gab er ruhig zu bedenken.
»Und ich bin immer noch sein Herrscher.«
Sein Freund und Leibwächter beugte
sich über den Schreibtisch und funkelte Rafael wütend an. »Ich werde nicht
tatenlos zusehen, wie du Selbstmord begehst!« erklärte er barsch.
Rafael seufzte, hob die Feder auf,
die er niedergelegt hatte, als Barrett hereinkam, und nahm seine Arbeit an
einem der Dokumente, die ein Bote ihm nachts gebracht hatte, wieder auf. »Deine
Sorge um meine Sicherheit ehrt dich«, erwiderte er, »aber falls du nicht
beabsichtigst, von deinem Posten als Kommandant der königlichen Garde
zurückzutreten, wirst du meinen Befehlen gehorchen. Ist das klar?«
Doch so leicht war Barrett nicht
einzuschüchtern. »Nein, verdammt, es ist nicht >klarverdammten Befehle und deine königliche Garde nehmen und ...«
Rafael erwiderte Barretts zornigen
Blick. »Was soll ich denn deiner Ansicht nach tun?« fragte er. »Soll ich weglaufen
wie ein getretener Hund? Mein Volk im Stich lassen? Du solltest mich nach all
dieser Zeit wirklich besser kennen.«
Ein gequälter Zug erschien auf
Barretts Gesicht; er wandte sich abrupt ab und kehrte Rafael für einen Moment
den Rücken zu, während er seinen inneren Aufruhr zu beherrschen suchte. Als er
Rafael wieder ansah, wirkte er ruhiger.
»Ich kenne dich sehr gut, mein
Freund«, sagte er. »Aber vorsichtig zu sein ist nicht dasselbe, wie wegzulaufen
oder die Menschen im Stich zu lassen, die dir Loyalität bewahrt haben. Ich
bitte dich doch nur ...«
»Du bittest mich, innerhalb dieser
Burg zu bleiben, bis die Rebellen sie einnehmen. Aber da könnte ich mich
genauso gut in meinen Sarg legen und die Ankunft erwarten, Barrett, siehst du
das nicht ein? Ich möchte mir mit eigenen Augen ansehen, wie meine Untertanen leben,
will mit eigenen Ohren hören, was sie sagen, anstatt mich auf von Friedlings
Berichte zu verlassen.«
»Rafael ...«
»Stell die Eskorte zusammen«,
unterbrach sein Prinz ihn kalt, »oder gib deinen Posten auf. Eine andere Wahl
bleibt dir nicht.«
Barrett nahm seinen Kaffeebecher und
schleuderte ihn in den Kamin. Er zerschellte auf den Steinen, und winzige
Porzellanteilchen spritzten in alle Richtungen. Die Tür des Arbeitszimmers, so
massiv sie auch war, vibrierte in ihren Angeln, als er sie hinter sich zuschlug.
Ruhig nahm Rafael seine Feder auf
und setzte seine Arbeit fort. Doch seine Ruhe währte nicht lange, denn kurz
darauf erschien ein zweiter Besucher.
Es war Lucian, der trotz ihrer
Auseinandersetzung vom Tag zuvor sein übliches, respektloses Grinsen zeigte.
»Ich hörte, daß Barrett sehr schlechte Laune hat«, bemerkte er. »Er ist wohl
gegen deinen großartigen Plan, dem Pöbel deine königliche Präsenz
aufzuzwingen?«
Rafael runzelte die Stirn. »Hast du
schon wieder gelauscht? Das ist eine sehr üble Angewohnheit von dir, Lucian.«
»Es kann sich als lebensrettendes
Talent erweisen für einen Zweitgeborenen.« Trotz der frühen Stunde ging Lucian
zum Schrank und schenkte sich Alkohol ein. Rafaels noch immer empfindlicher
Magen revoltierte. »Barrett hat recht«, fuhr Lucian fort. »Zu diesem kritischen
Zeitpunkt die Burg zu verlassen wäre ausgesprochen dumm und selbstmörderisch
von dir.«
Rafael gab es auf, arbeiten zu
wollen, und verschränkte die Arme. »Ich bin überzeugt, daß du todunglücklich
wärst, wenn du mich zu Grabe tragen müßtest«, bemerkte er kühl.
Lucian lachte, spreizte die Finger
seiner rechten Hand und drückte sie auf seine Brust. »Ich wäre am Erdboden zerstört.«
Etwas verkrampfte sich in Rafael,
aber er hatte seinen Bruder am Tag zuvor schon fast erdrosselt und wollte
diesen primitiven Instinkten nicht schon wieder nachgeben. Nach einem tiefen
Atemzug schloß er kurz die Augen und sagte: »Ich habe keine Zeit, Lucian. Sag,
was du zu sagen hast, und geh.«
In einem spöttischen Toast hob
Lucian sein Glas und lächelte. »Ihr könnt mir gratulieren, Euer Hoheit. Ich
werde heiraten.«
Trotz der Feindschaft zwischen ihnen
war Rafael insgeheim erleichtert. Er wußte, daß Lucian seine Liebe zum Volk
von Bavia nicht teilte, und sobald der kleine Wüstling über ein ausreichendes
Einkommen verfügte, würde er bestimmt bereit sein, sich mit seiner Braut
irgendwo anders niederzulassen. Und er, Rafael, würde ruhiger schlafen, wenn
Lucian und Phaedra
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