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Qual

Qual

Titel: Qual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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tatsächlich? Wollte ich meine Illusion der Objektivität wieder aufleben lassen, um distanziert festzuhalten, was ihr widerfuhr?
    Ich starrte mein Gesicht im Spiegel an. Wem war ich jetzt noch von Nutzen?
    Im Zimmer gab es ein Wandtelefon, mit dem ich das Krankenhaus anrief. Die Operation war problemlos verlaufen, doch Akili war noch nicht aus der Betäubung aufgewacht. Ich beschloß, hie trotzdem zu besuchen.
    Ich ging durch die Hotellobby, als sich gerade die morgendlichen Versammlungen auflösten. Die Konferenz lief immer noch nach Plan – obwohl auf Bildschirmen eine Gedenkfeier für Yasuko Nishide angekündigt wurde, die im Verlauf des Tages stattfinden sollte – doch die Teilnehmer waren sichtlich nervös und bedrückt. Sie sprachen leise in kleinen Gruppen oder sahen sich verstohlen um, als hofften sie, zufällig irgendwelche Neuigkeiten oder auch nur Gerüchte über die Besetzung aufzuschnappen.
    Ich entdeckte eine Gruppe von Journalisten, die ich alle flüchtig kannte, und sie akzeptierten meine Anwesenheit, während sie Gerüchte austauschten. Man war sich offenbar darüber einig, daß die Ausländer innerhalb der nächsten Tage evakuiert werden sollten – durch die US-amerikanische (oder neuseeländische oder japanische) Marine, obwohl niemand einen konkreten Beweis für diese Überzeugung vorweisen konnte. David Connolly, Janet Walshs Fotograf, sagte zuversichtlich: »Hier sind drei amerikanische Nobelpreisträger anwesend. Glauben Sie wirklich, man wird sie einem ungewissen Schicksal überlassen, wenn Stateless zur Hölle geht?«
    Ebenfalls einer Meinung war man, daß der Flughafen von >rivalisierenden Anarchisten< eingenommen worden war – den berüchtigten ›Flüchtlingen‹ vor den amerikanischen Waffengesetzen. Interessen von Biotechnik-Firmen spielten der allgemeinen Ansicht zufolge keine Rolle, und falls wirklich jeder auf der Insel von Mosalas Emigrationsplänen wußte, hatte zumindest keiner der Anwesenden mit genügend Einheimischen gesprochen, um davon erfahren zu haben.
    Diese Leute würden alles, was auf Stateless geschah, der Welt verkünden – und keiner von ihnen hatte auch nur die geringste Ahnung, was hier wirklich vor sich ging.
    Auf dem Weg zum Krankenhaus ging ich in ein Elektronikgeschäft. Ich erwarb ein neues Notepad und eine kleine Kamera, die auf der Schulter getragen wurde. Ich tippte meinen persönlichen Code in das Notepad, und das letzte Satelliten-Backup von der alten Maschine wurde aus dem Gefrierfach überspielt.
    Sofort begann die Software damit, die verstrichene Zeit aufzuholen, und mehrere Sekunden lang war der Bildschirm ein verschwommenes Gewirr aus Aktivitäten, bis Sisyphus bekanntgab: »Die gemeldeten Fälle von Qual sind auf über dreitausend angestiegen.«
    »Das möchte ich gar nicht wissen.« Dreitausend? Das war eine Versechsfachung in vierzehn Tagen. »Zeig mir eine Karte mit der Verteilung der Fälle.« Das Bild ähnelte eher der Darstellung spontaner Krebsgeschwulste als einer ansteckenden Krankheit – eine zufällige Verstreuung über den Globus, ohne Rücksicht auf soziale oder regionale Faktoren, die sich ausschließlich proportional zur Bevölkerungsdichte konzentrierte.
    Wie konnten die Zahlen so rapide ansteigen – ohne irgendwelche lokalen Ausbreitungsherde? Ich hatte gehört, daß keins der Modelle, die von Luftübertragung, sexuellen Kontakten, der Wasserversorgung oder Parasiten ausgingen, mit der Epidemologie übereinstimmte.
    »Irgendwelche anderen Neuigkeiten dazu.«
    »Keine offiziellen. Aber dein Kollege John Reynolds hat Aufnahmen ins Archiv von SeeNet überspielt, in denen erstmals über zusammenhängende Aussagen von Befallenen berichtet wird.«
    »Die ersten beginnen sich zu erholen?«
    »Nein. Aber einige neue Fälle weisen eine periodische Veränderung der Pathologie auf.«
    »Eine Änderung oder eine Reduktion?«
    »Die Sprache ist zusammenhängend, aber die Thematik ist kontextuell unangemessen.«
    »Du meinst, sie werden psychotisch? Wenn sie endlich aufhören zu schreien und sich ausreichend beruhigt haben, um zwei Worte hintereinander zu sprechen… dann können sie nur die Botschaft vermitteln, daß sie verrückt geworden sind?«
    »Das müßte durch eine Expertise geklärt werden.«
    Ich hatte das Krankenhaus fast erreicht. »Gut«, sagte ich, »dann zeig mir ein Beispiel dieser veränderten Pathologie. Ich möchte wissen, welches Vergnügen mir entgangen ist.«
    Sisyphus durchstöberte die Bibliothek und führte mir

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