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Qual

Qual

Titel: Qual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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Tagen…?«
    »Habe ich mich geirrt. Das Zentrum ging immer davon aus, daß eine UT einfach unvollständig sein mußte. Die Schlüsselfigur würde alles erklären – nur nicht, wie diese UT überhaupt in die Welt gekommen war. Die Anthrokosmologie würde diese Frage beantworten, doch diese Seite der Gleichung würde unsichtbar bleiben.« Akili hob beide Hände, während er die Handflächen horizontal aufeinanderpreßte. »Physik und Metaphysik – wir glaubten, daß sie für immer getrennt bleiben würden. So war es stets in der Vergangenheit gewesen, also schien es eine vernünftige Annahme zu sein. Genauso wie die einer einzigen Schlüsselfigur.« Hie verschränkte die Finger ineinander und neigte heine Hände um fünfundvierzig Grad. »Doch leider ist sie falsch. Vielleicht weil eine UT, die Physik und Information vereinigt – die alle Ebenen durchdringt und ihre eigene Gültigkeit beschreibt – das genaue Gegenteil der Auflösung darstellt. Sie ist stabiler als jede andere Möglichkeit, sie bestätigt sich selbst und festigt den Knoten.«
    Ich erinnerte mich plötzlich an den Abend, als ich Amanda Conroy besucht hatte, als ich ironisch geschlußfolgert hatte, daß die Gewaltenteilung zwischen Mosala und den Anthrokosmologisten eine gute Sache sei. Und später hatte Henry Buzzo scherzhaft eine Theorie postuliert, die sich selbst unterstützte, sich selbst verteidigte, alle Konkurrenztheorien widerlegte und sich von keiner anderen schlucken ließ.
    »Aber wessen Theorie wird die Physik und die Information vereinigen?« fragte ich. »Mosalas UT enthält keinen Ansatz, ›ihre eigene Gültigkeit zu beschreiben‹.«
    Akili sah darin kein Hindernis. »Sie hatte niemals die Absicht, das zu tun. Doch wenn es ihr nicht gelungen ist, sämtliche Implikationen ihrer eigenen Arbeit zu verstehen, wird irgend jemand im Net ihre rein physikalische UT um die Informationstheorie erweitern. Innerhalb der nächsten Tage. Oder Stunden.«
    Ich starrte auf den Boden und war plötzlich zornig, als mir all die weltlichen Schrecken des Tages wieder in Erinnerung kamen. »Wie kannst du hier herumsitzen und dich in diesen Schwachsinn flüchten? Was wurde aus der technolibération? Aus der Solidarität mit den Abtrünnigen? Aus der Zerschlagung des Boykotts?« Meine eigenen dürftigen Fähigkeiten und Verbindungen waren im Angesicht der Invasion längst zunichte gemacht worden, aber irgendwie hatte ich mir vorgestellt, daß Akili tausendmal einfallsreicher als ich sein mußte. Er sollte eine wichtige Rolle in der Widerstandsbewegung übernehmen oder einen genialen Befreiungsplan initiieren.
    »Was erwartest du von mir?« fragte hie leise. »Ich bin kein Soldat, ich weiß nicht, wie ich den Krieg für Stateless gewinnen könnte. Bald werden mehr Menschen unter Qual leiden, als es Bewohner auf dieser Insel gibt. Und wenn die AKs nicht die Informationsseuche zu analysieren versuchen, wird niemand sonst dazu in der Lage sein.«
    Ich lachte verbittert. »Und jetzt bist du bereit, daran zu glauben, daß es uns wahnsinnig machen wird, wenn wir alles verstehen? Hatten die Ignoranzkulte also doch recht? Die UT wirft uns hilflos schreiend in den Abgrund? Gerade als ich zu der Erkenntnis gekommen war, daß es so etwas nicht gibt?«
    Akili zog unbehaglich die Schultern ein. »Ich weiß nicht, warum die Menschen solche Schwierigkeiten damit haben.« Zum ersten Mal war eine Spur von Angst in heiner Stimme, zum ersten Mal schien seine entschlossene Schicksalsergebenheit erschüttert zu werden. »Aber… eine Vermischung vor dem Aleph-Moment muß einfach unvollkommen und verzerrt sein, denn andernfalls hätte das erste Opfer von Qual alles erklärt und wäre damit zur Schlüsselfigur geworden. Ich weiß nicht, worin die Unvollkommenheit besteht – was noch fehlt, was das partielle Verständnis so traumatisch macht – doch nachdem die UT vervollständigt ist…« Hie ließ den Satz unvollendet. Wenn der Aleph-Moment nicht das Ende von Qual bedeutete, wäre das Elend eines Krieges auf Stateless im Vergleich dazu bedeutungslos. Wenn die Menschheit die UT nicht verkraften konnte, stand ihr der umfassende kollektive Wahnsinn bevor.
    Wir beide verstummten. Im Lager war es still, nur irgendwo weinten Kinder, und in der Nähe klapperte jemand in einem der Zelte mit Kochgeschirr.
    »Andrew?« sagte Akili.
    »Ja?«
    »Sieh mich an.«
    Ich drehte mich um und blickte hie in die Augen – zum ersten Mal während dieses Wiedersehens. Heine dunklen Augen wirkten

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