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Quantum

Quantum

Titel: Quantum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannu Rajaniemi
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schätzt Sie als wertvolle Verbündete«, fährt
sie fort. »Wir werden zum Zeichen unseres guten Willens einige unserer …
Erkenntnisse mit Ihnen teilen. Und sie wird sich überlegen, wie sie Ihnen in
der Zoku-Frage behilflich sein kann.«
    »Ich bin entzückt«, flötet Robert. »Und es freut mich, dass wir
einander so gut verstehen. Es ist ein Vergnügen, mit Ihnen Geschäfte zu
machen.« Er kniet vor mir nieder und tätschelt mir kräftig die Wange. »Sieht so
aus, als hätte die Dame Sie unter dem Daumen, Jean. Aber das ging Ihnen bei
Frauen immer schon so, nicht wahr?«
    Mieli geleitet ihn hinaus, während ich wie eine Statue dasitze und
mir im Geiste mit den Fäusten an die Stirn schlage.
    »Ich kann das einfach nicht glauben!«, schreie ich Mieli an. »Du
willst mit ihnen zusammenarbeiten ? Was ist aus den
Gelübden geworden? Der Ehre deines Koto? Die Zaddikkim sind die Guten .«
    »In einem hatte er recht«, sagt Mieli. »Es steht uns nicht zu, ein
Urteil zu fällen.«
    »Von wegen.« Ich renne auf und ab, bleibe am Fenster stehen und
drücke meine Stirn gegen die kühle Scheibe. »Und du hast etwas vergessen. Sie
kennen mich. Damit sind sie per definitionem die
Bösen. Wir können ihnen nicht trauen.«
    »Es geht hier nicht um Vertrauen«, sagt Mieli. »Wir warten, bis du
deine Erinnerungen wiedergefunden hast, bevor wir etwas unternehmen.«
    »Und wenn dabei etwas schiefgeht? Wenn mir die Zaddikkim das Ding
nicht abnehmen? Wenn Raymon …?« Ich knirsche mit den Zähnen: »Wir machen einen
gewaltigen Fehler.«
    »Darüber hast nicht du zu bestimmen«, macht Mieli mir klar. »Wir
haben einen Auftrag zu erfüllen, und ich habe zu entscheiden, wie wir dazu am
besten vorgehen.«
    »Weißt du«, sage ich, »vorhin dachte ich für einen Moment, du
hättest tatsächlich etwas von einem Menschen .« Ich
will mich noch zurückhalten, doch die Worte schießen aus mir heraus wie Kugeln
aus einem Maschinengewehr. »Aber der Sobornost ist dir unter die Haut
gekrochen. Er hat dich zu einem Roboter gemacht. Der Gesang – das war nur eine
Nummer in einer Spieluhr. Eine Aufzeichnung. Ein Gogol.« Ich balle die Fäuste.
»Ich war eine ganze Ewigkeit im Gefängnis. Aber mich konnten sie nicht brechen.
Was hat das Miststück, dem du dienst, dir angetan?«
    Ich nehme das halb leere Glas mit dem schwimmenden Zigarrenstummel,
das der Kryptarch zurückgelassen hat. »Hier. So schmeckt die Sache.« Ich nehme
einen Schluck und spucke ihn auf den Boden. »Wie Asche.«
    Mieli verzieht keine Miene. Sie wendet sich zum Gehen. »Ich habe zu
arbeiten«, sagt sie. »Ich werde die Unruh-Daten studieren. Falls es Probleme
gibt, brauchen wir eine Rückversicherung.«
    »Es gibt schon jetzt ein Problem«, sage ich. »Mein Glas ist leer.
Und ich will mich betrinken.«
    »Viel Vergnügen!« Mieli gibt sich kühl. »Solltest du versuchen,
Verbindung zu deiner Zaddik-Freundin aufzunehmen, werde ich es erfahren. Und es
wird dir nicht gut bekommen.«
    Miststück . Eine Zentnerlast drückt mich
nieder. Ich sitze in der Falle. Zum hundertsten Mal verfluche ich mein früheres
Ich. Wie konnte ich ein solches Durcheinander anrichten, wenn es so viele
geradlinige Wege gibt, um Schätze zu verstecken? Man könnte sie schließlich
auch in einem Loch im Boden vergraben. Dreckskerl.
    Idiot , meldet sich eine innere Stimme. Es gibt immer einen Ausweg. Das Gefängnis ist nur in deinem Kopf.
    »Warte«, rufe ich Mieli zu. Sie sieht mich so voller Abscheu an wie
auf dem Schiff, an jenem ersten Tag nach der Befreiung aus dem Gefängnis.
    »Lass mich mit ihm sprechen. Oder mit ihr«, verlange ich.
    »Was?«
    »Lass mich mit deiner Auftraggeberin sprechen. Ich weiß, dass ihr in
Verbindung steht. Lass uns das ein für alle Mal regeln. Wenn wir so vorgehen
sollen, wie du meinst, möchte ich das vom Leierkastenmann hören und nicht von
seinem Affen.«
    Ihre Augen sprühen Blitze. »Wage es nich…«
    »Nur zu. Schalte mich ruhig ab. Oder schick mich wieder in die
Hölle. Es ist mir egal, es wäre nicht das erste Mal. Ich will ihr nur meine
Meinung sagen. Danach bin ich wieder ganz brav.« Ich schlucke den Rest der
widerlichen Aschebrühe hinunter. »Versprochen.«
    Wir starren uns an. Ihre hellgrünen Augen weichen mir nicht aus.
Doch dann streicht sie über ihre Narbe. »Schön«, sagt sie. »Du willst es nicht
anders.«
    Sie setzt sich auf die Couch und schließt die Augen. Als sie sie
wieder aufschlägt, ist sie eine andere.
    Es ist, als trüge sie eine Maske.

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