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Quarantäne

Quarantäne

Titel: Quarantäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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für mich.«
    Er geht voran und passiert die Sicherheitskontrolle, ohne sich nach mir umzusehen. Während ich schweigend hinter ihm durch den Korridor gehe, komme ich mir absurderweise wie ein Verschwörer vor.

 
7
     
    »Auf… auf… auf… auf… auf… auf… auf… auf… auf… auf… ab… ab… auf… auf… auf… ab… auf… ab…ab… auf…«
    Zehnmal hintereinander dasselbe, das läßt einen kurz aufhorchen, obwohl es noch immer nichts zu bedeuten hat. Wirft man eine Münze zehnmal hintereinander, dann ist die Wahrscheinlichkeit kleiner als eins zu tausend, daß man eine komplette Serie von Kopf oder Zahl erhält – wirft man sie dagegen neunhundert Mal, dann stehen die Chancen für eine Serie von zehn oder mehr identischen Ergebnissen immerhin schon eins zu drei. Wem das nicht genügt, der muß es eben neuntausend Mal versuchen – und siehe da, nun kann man sich mit einer Quote von neunundneunzig zu hundert fast schon glücklich schätzen.
    Ich werfe einen Blick auf den Bildschirm mit den Histogrammen. Einige der Balken haben deutlich auf die gleichlautenden Ergebnisse reagiert, doch jetzt sehe ich, wie sie langsam wieder die vertraute Form annehmen.
    Schon lange tue ich nicht mehr so, als würde ich diese ewige Litanei aus dem Lautsprecher ignorieren; das habe ich aufgegeben. Kämpft man dagegen an, dann verstärkt das nur die suggestive Wirkung – und für den unwahrscheinlichen Fall, daß irgendein Bösewicht allen Kontrollen zum Trotz hier hereinplatzt, dürfte mein Reaktionsvermögen trotz des Herumrätselns am eben entstandenen Muster von Chung Po-kwais Antworten kaum nennenswert beeinträchtigt sein. Ein wenig unbotmäßig hört sich eine solche Überlegung schon an. Sicher, meine Einsatzmodule sind auf alles vorbereitet, lassen mich optimal vorbereitet sein – aber das Wort >optimal< hat einen ganz neuen Klang, seit ich diesen merkwürdigen Defekt in E3 entdeckt habe. Ich muß mich damit abfinden, leider; Lee und ich, wir haben Tong natürlich informiert, wie es sich gehört, aber das hätten wir genausogut auch bleiben lassen können. Weder Axon – der Hersteller von E3 und auch von Sentinel – noch ASR (wo man über Neuromodule sicher nicht weniger weiß) können daran interessiert sein, für ein Problemchen dieser Art Zeit und Geld auszugeben.
    »Auf… auf… auf… auf… auf… auf… auf… auf… auf… auf… auf… auf… auf… auf… auf… auf…ab… auf… auf… ab.«
    Sechzehn! Das ist ein neuer Rekord. Ich gebe die Daten in das kleine Programm ein, das ich für von Neumann geschrieben habe. Bei insgesamt einundvierzig Testdurchgängen von je fünfzehn Minuten war ich dabei, das macht zusammen sechsunddreißigtausendneunhundert Ereignisse… und die Wahrscheinlichkeit für eine ununterbrochene Serie von sechzehn Aufs oder Abs beträgt fünfundzwanzig Prozent. Aber mir bleibt gar keine Zeit, mich richtig darüber zu wundern…
    »Auf… auf… auf… auf… auf… auf… auf… auf… auf… auf… auf… auf… auf… auf… auf… auf… auf… auf… auf… auf… auf… auf… auf… auf… auf…auf… auf… auf… auf… auf…«
    Einen Moment lang habe ich mich nicht konzentriert, jetzt habe ich den Faden verloren. Ich sehe nach den Histogrammen. Das ist keines der vertrauten Muster mehr, soviel steht fest. Einige wenige schmale, hohe Balken sind übriggeblieben, die stetig weiterwachsen.
    »Auf… auf… auf… auf… auf… auf… auf… auf… auf… auf… auf… auf… auf… auf… auf… auf… auf… auf… auf… auf…«
    Dr. Leung lacht und sagt: »Jetzt dürften wir einen P-Wert von eins zu zehn hoch minus vierzehn erreicht haben. Das kann man doch wohl als ein Ergebnis bezeichnen.« Dr. Lui, der nicht glauben kann, was er da sieht, wendet sich vom Bildschirm ab, sichtlich gerührt. Dr. Tse mustert ihn naserümpfend.
    Das Verrückteste an der Geschichte ist jedoch, daß Po-kwais Stimme nicht das mindeste anzumerken ist. Da schwingt kein Triumph mit, während sie die Antworten durchgibt, geduldig wie immer – doch hat die Litanei nichts von ihrer suggestiven Wirkung verloren, auch wenn das Raten nun zu Ende ist.
    Drei Minuten später ist Schluß. Die Serie ist zu Ende, der Test verliert sich in dem gewohnten Rauschen, bis die Sitzung abgeschlossen ist. Po-kwai kommt aus dem Versuchsraum, ohne ihre Brille. Einige Sekunden bleibt sie in der Tür stehen, schirmt die Augen mit dem Unterarm ab, blinzelt uns an. Auf mich wirkt sie reichlich verwirrt.
    Oder

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