Quellcode
Mensch.«
»Ja?«
Unglücklich fügte Alberto hinzu: »Die Vision stammt von mir, und ich baue das Werk zusammen, aber Bobby bringt es für mich an den gewünschten Ort. Und er installiert die Router.«
»Router?«
»Jedes Werk braucht sein eigenes WLAN.«
»Wo ist das für River?«
»Ich weiß nicht. Das für Newton ist in einem Blumenbeet. Das für Fitzgerald ist wirklich kompliziert und nicht immer zu sehen.«
»Er würde nicht mit mir sprechen wollen?«
»Ich glaube, es würde ihn schon stören, dass du überhaupt von ihm gehört hast«, meinte Alberto mit gerunzelter Stirn. »Wie hast du denn von ihm gehört?«
»Von meinem Redakteur bei Node, in London, der diese Reportage betreut. Er heißt Philip Rausch. Er meinte, du würdest Bobby wahrscheinlich kennen, Odile dagegen nicht.«
»Tut sie auch nicht.«
»Kannst du Bobby dazu bringen, mit mir zu sprechen, Alberto?«
»Das ist nicht …«
»Er ist nicht zufällig ein Curfew- Fan?« Hollis zuckte innerlich zusammen, als sie diese Karte ausspielte.
Alberto ließ ein Kichern hören. Es sprudelte aus seinem großen Körper wie Kohlensäure. Er grinste sie selig an, weil ihm bewusst geworden war, dass ihm ein Star gegenübersaß. Dann nahm er noch einen Schluck Bier. »Es ist tatsächlich so«, meinte er, »er hört deine Musik. Sie hat uns sogar geholfen, in Kontakt zu kommen.«
»Alberto, ich mag deine Arbeit. Ich mag, was ich gesehen habe. Ich freue mich darauf, mehr zu sehen. Dein River-Phoenix-Werk war meine erste Begegnung mit dieser Kunstform und ziemlich überwältigend.« Albertos Gesicht war unbeweglich, voller Erwartung. »Ich brauche deine Hilfe, Alberto. Ich habe so eine Reportage noch nie geschrieben. Ich möchte ein Gefühl dafür bekommen, wie die Dinge bei Node funktionieren, und Node bittet mich, mit Bobby zu sprechen. Ich kann schlecht erwarten, dass du mir vertraust …«
»Ich tu es aber«, sagte er in erstaunlich ritterlichem Ton. Und dann noch: »Ich vertraue dir wirklich, Hollis, aber …« Er wand sich. »Du kennst Bobby nicht.«
»Erzähl. Von Bobby.«
Alberto zeichnete mit dem Zeigefinger eine unsichtbare Linie auf das Tischtuch. Kreuzte sie mit einer anderen senkrecht dazu. »Das GPS-Netz«, erklärte er.
Hollis spürte, wie sich die feinen Härchen auf ihrem Rücken über dem Hosenbund aufstellten.
Alberto lehnte sich nach vorn. »Bobby teilt seine Wohnung in kleinere Quadrate innerhalb des Netzes auf. Er betrachtet alles unter dem Aspekt von GPS-Netzlinien, für ihn ist die Welt auf diese Weise aufgeteilt. Es ist natürlich …, aber …« Er runzelte die Stirn. »Er schläft nie zweimal im selben Quadrat. Er markiert sie mit einem Kreuz und geht nie noch mal in ein Quadrat, in dem er bereits geschlafen hat.«
»Findest du das sonderbar?« Sie tat es, sicher, hatte aber keine Ahnung, was Alberto für exzentrisch hielt und was nicht.
»Bobby ist … einfach Bobby. Sonderbar? Definitiv. Schwierig.«
Das Gespräch führte nicht in die Richtung, die Hollis wollte. »Ich muss auch mehr darüber wissen, wie du deine Werke aufbaust.« Das reichte für den Moment, dachte sie. Er war sofort besserer Laune.
Ihre Burger wurden gebracht. Alberto wirkte so, als würde er seinen am liebsten erst zur Seite schieben.
»Ich beginne mit einem Gefühl für einen Ort«, fing er an.
»Mit einem Ereignis, einem Ort. Dann forsche ich nach. Ich
sammle Fotos. Bei Fitzgerald gab es natürlich keine Bilder des
Ereignisses und nur wenige Berichte darüber. Aber es gab
Bilder von ihm, die ungefähr zur gleichen Zeit gemacht wurden.
Seine Kleidung, sein Haarschnitt. Andere Fotografien. Und alles, was ich über Schwab's Drugstore finden konnte. Es gab eine ganze Menge darüber, denn Schwab's war damals der berühmteste Drugstore in Amerika. Auch weil Leon Schwab, der Besitzer, behauptete, dass Lana Turner dort entdeckt wurde, als sie auf einem Hocker an seiner Theke saß. Sie leugnete immer, dass an der Geschichte etwas dran war. Offensichtlich hat Schwab sie sich ausgedacht, um Kunden in den Laden zu locken. Aber der Laden wurde für Zeitschriften fotografiert. Mit allen Details.«
»Und du wandelst die Fotos dann um in … 3-D?« Hollis wusste nicht genau, wie sie es ausdrücken sollte.
»Das meinst du nicht ernst, oder? Ich modelliere alles.«
»Wie?«
»Ich erstelle virtuelle Modelle, dann überziehe ich sie mit Haut, mit verschiedenen Texturen, die ich gesammelt oder selbst kreiert habe, meist speziell für ein Werk. Jedes Modell
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