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Quellen Der Lust

Quellen Der Lust

Titel: Quellen Der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Krahn
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Sie bitte, die Hutrechnung nicht allzu sehr in die Höhe schnellen zu lassen.“
    Sie ging nicht auf die Provokation ein.
    „Habe ich schon erwähnt, dass ich die Bettwäsche im Claridge’s einfach himmlisch finde? Ich habe mich gestern Abend erkundigt, und der Concierge verwies mich an ein großes Kaufhaus in Knightsbridge. Harrods. Er sagte mir, dass es dort die feinsten Laken gibt. Ich dachte mir, wenn diese gut genug für die Prinzen, Erzherzoge und Botschafter sind, die im Hotel absteigen, müsste es eigentlich auch gut genug für Bertie sein. Was meinen Sie?“
    Sie wurde mit einem Zucken seines Kiefers belohnt.
    „Stephens und ich scheinen gemeinsame Bekannte zu haben“, erklärte er nun und legte beide Hände auf den Griff seines Spazierstocks. „Vor einigen Jahren studierte er in Cambridge Ingenieurwesen. Er kam kurz nachdem ich dort fertig war. Sein Vater starb, als er in seinem letzten Studienjahr war, und er kehrte nach Hause zurück, um sich um die Familienangelegenheiten zu kümmern.“
    „Also ist er eher der pflichtbewusste Typ.“ Sie hatte fest vor, sich durch seinen entschlossenen Optimismus nicht aus der Fassung bringen zu lassen.
    „Gewissenhaft trifft es meiner Meinung nach besser. Ein schöner Zug bei einem Ehemann.“
    „Finden Sie? Gilt das auch für Frauen? Wäre das auch eine gute Eigenschaft für eine Ehefrau?“
    „Darüber habe ich noch nie nachgedacht.“ Er sah leicht verwirrt aus.
    „Dann wäre es vielleicht an der Zeit.“ Sie schwieg einen Augenblick. „Wissen Sie, während wir für mich einen Mann suchen, könnten wir doch gleichzeitig nach einer Frau für Sie Ausschau halten.“
    „ Nein .“
    „Ach, komm schon, Jack, sei doch nicht immer so humorlos. Du bist viel zu ernst. Wenn du einmal heiratest, dann brauchst du eine Frau, die dich zum Lachen bringt. Die etwas Humor in dein Leben bringt … und wilde Leidenschaft, zärtliche Zuneigung und eine Riesendosis …“
    „Was ich brauche oder nicht, ist nicht deine Angelegenheit“, sagte er verärgert.
    „Riesendosis an gesundem Menschenverstand, wollte ich sagen. Aber vielleicht hast du das schon im Übermaß.“ Sie sah ihn abwägend an. „Ich würde sagen, du brauchst jemanden mit einer rebellischen Seite. Jemand, der dich dazu bringen kann, all die Dinge zu tun, die du schon immer machen wolltest, dich aber nicht trautest. Jemand, der dich davon überzeugen kann, dass du dein Leben nach deinen eigenen Vorstellungen leben solltest, und nicht nach denen deiner Familie.“
    „ Das reicht .“
    Sein Ausbruch war so heftig, dass Mariah es nicht mehr wagte, ein weiteres Wort hervorzubringen. Mit vor Wut geblähten Nasenflügeln drehte er sich um und sah aus dem Fenster.
    Ihr Herzschlag hatte sich gerade wieder beruhigt, als die Kutsche anhielt und er hinaus auf die Straße sprang. Sie blieb noch etwas sitzen, um sich wieder zu fassen und versuchte sich einzureden, dass sich seine Reaktion durch seinen inneren Zwiespalt erklären ließ, für den er offensichtlich noch keine Lösung gefunden hatte. Doch ihre Stimmung sank, als sie aus der Kutsche stieg und draußen statt Jack der Fahrer auf sie wartete, um ihr zu helfen.
    Er war schon vorgegangen zu der Tür eines schlichten, doch imposanten Gebäudes mit hohen, rußgeschwärzten Fenstern. Über der bescheidenen Eingangstür hing ein Schild mit dem Firmennamen Stephens Knitting Mills . Jack prüfte, ob die Tür geöffnet war, klopfte dann und sagte dem Arbeiter, der ihm öffnete, dass er hier sei, um Mr. Stephens einen Besuch abzustatten.
    Der Bursche zuckte mit den Schultern und trat zurück, um Jack und Mariah einzulassen. Innen schien das Gebäude doppelt so groß, wie es von außen wirkte, und es roch nach Öl, Metall und frisch gesägtem Holz. Überall auf dem Zementboden standen Maschinen, die allerdings nicht in Betrieb waren. Mehrere Arbeiten standen mit missmutigen Gesichtern um ein Feuer in einem Fass herum, rauchten Pfeife und sahen verdrießlich auf die ruhenden Maschinen. Der Bursche, der sie hereingelassen hatte, wies Jack und Mariah zu einer Treppe, die hinauf zu einem Büro mit mehreren Fenstern führte, und gesellte sich dann wieder zu seinen Kameraden.
    Jack blieb stehen und sah zur Treppe hinüber.
    „Vielleicht sollten Sie hier warten, bis ich sicher bin, wo wir Stephens finden können.“
    „Ausgeschlossen. Ich muss ihn in seinem Element sehen, oder haben Sie das vergessen?“ Sie ging zu der freistehenden Treppe mit dem Metallgeländer und

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