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Quellen Der Lust

Quellen Der Lust

Titel: Quellen Der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Krahn
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Aber das war vor zwei Tagen.“ Mariah scheute sich davor, offen auszusprechen, dass er seitdem seine Zurückhaltung aufgegeben und eine leidenschaftliche Nacht mit ihr verbracht hatte. Dass er ihr so nahe gekommen war wie kein Mann vor ihm und niemand es in Zukunft könnte. Eindringlich sah sie ihn an und wünschte sich, sie könne seine Gedanken lesen. Sie seufzte. Sie würde wohl auf konventionellere Methoden zurückgreifen müssen.
    „Mir bleiben nur noch neun Tage, um einen Mann zu finden.“
    „Das ist mir durchaus bewusst“, erwiderte er gereizt.
    „Wie bitteschön soll ich dann eine gute Partie finden und eine ‚akzeptable Ehe‘ eingehen, wenn ich andere Männer nicht ansehen darf und niemandes Aufmerksamkeit erregen soll?“ Genugtuend genoss sie sein darauf folgendes Schweigen. Sie ließ ihn noch etwas länger nachgrübeln, bevor sie ihm den Gnadenstoß verabreichte. „Es gibt natürlich noch eine andere Möglichkeit.“
    „Und die wäre?“ Er saß nun regungslos vor ihr, wartete gebannt auf ihre Antwort, aber erlaubte sich nicht, sie anzusehen.
    „Du könntest mich heiraten.“ Denn wer A sagt, muss auch B sagen. Sie setzte ein züchtiges Lächeln auf. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir auf mindestens einem Gebiet sehr gut zusammenpassen.“
    Fassungslos sah er sie an. Er sah aus wie ein Mann, dem gerade endgültig der Wind aus den Segeln genommen wurde.
    „Immer schön weiteratmen, Jack. Ein … aus … ein … aus …“ Sie tätschelte seinen Arm und lachte.
    „Da sieht die Sache gleich ganz anders aus, nicht?“ Sie hob ihr Kinn und hoffte, ihr Vorschlag würde ihn zum Nachdenken bringen. „Aber zurück zu den interessanten Herren am Neben… oh, nein!“ Sie sah den drei gut gekleideten Männern bis zur Tür nach und ließ enttäuscht die Schultern sinken. „Nun sind sie weg.“
    Jack sagte kein Wort mehr, bis sie in der Kutsche saßen und zurück nach Mayfair fuhren, wo sie einen Termin bei einem Schneider hatte. Und auch dann teilte er ihr nur knapp mit, dass sie abends ohne ihn im Hotel essen müsse, da er noch einige Angelegenheiten zu erledigen habe.
    Während ihres Nachmittagstermins und des langen Abends hatte sie genug Zeit, sich wieder und wieder ihre Unterhaltung ins Gedächtnis zu rufen und anhand der wenigen Anhaltspunkte seine wahren Gefühle und Absichten zu deuten. Die Anziehungskraft, die sie auf ihn ausübte, wühlte ihn auf und beunruhigte ihn, und er war ohne jeden Zweifel eifersüchtig auf jeden Mann, der ihr sein Interesse bekundete. Er wollte nicht, dass sie andere Männer bewunderte, sich für sie interessierte oder gar mit ihnen flirtete, aber er konnte sich nicht dazu durchringen, sich seine eigene Zuneigung zu ihr einzugestehen.
    Die Frage war, ob der eiserne Jack sich jemals dazu überwinden könnte.
    Überrascht sah sie, dass er am nächsten Morgen mit beschwingtem Schritt und erheblich heiterem Gesichtsausdruck den Frühstücksraum des Hotels betrat.
    Er setzte sich zu ihr und Mercy und trank mit offensichtlichem Genuss den starken Kaffee.
    „Sie scheinen in besserer Form als gestern zu sein“, wagte sie sich schließlich vor.
    „Ja, ich habe gute Neuigkeiten.“ Er strahlte eine solch ansteckende gute Laune aus, dass sie sich einen Augenblick lang davon in die Irre führen ließ und falsche Hoffnungen hegte. „Ich habe Erkundigungen eingeholt und herausgefunden, dass die Strickerei Stephens ein Büro hier in London hat – und dass dies nun der neue Geschäftssitz der Firma ist, in dem wir Richard Stephens finden können.“ Er häufte eine riesige Portion Stachelbeermarmelade auf eine gebutterte Scheibe Toast und rollte genießerisch mit den Augen. Nachdem er dies mit Kaffee hinuntergeschluckt hatte, lächelte er. „Sind Sie bereit, Ihren zukünftigen Mann zu treffen?“
    „Um elf habe ich einen Termin im ‚Le Beau Chapeau‘“, sagte sie und machte keine Anstalten, wie üblich aus dem Fenster der Kutsche zu schauen. Sie fuhren durch den industriellen Ostteil Londons, einem Viertel, in dem nur Fabriken, Lagerhäuser, Zuggleise und der Lärm von Männern und Maschinen, die Frachtkarren be- und entluden, zu existieren schienen. Bildete sie es sich nur ein, oder hatten sich schmutzige, tiefe Wolken genau über diesen Teil der Stadt gelegt?
    „Wir müssten es eigentlich schaffen, wieder rechtzeitig in Mayfair zu sein, damit Sie noch mehr vom Geld des Prinzen ausgeben können.“ Er holte tief Luft und sah sie nachdrücklich an. „Aber versuchen

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