Quellen Der Lust
Beispiel?“
„Es überrascht mich, dass eine Frau, die mit Brightmores Ladies’ Guide vertraut ist, das fragen muss.“
Als er das Buch erwähnte, stockte ihr der Atem. Natürlich wusste sie, worauf er anspielte. „Anders als Sie habe ich es vor Monaten gelesen. Ich fürchte, meine Erinnerung ist nicht so frisch wie die Ihre.“
„Ah. Dann gestatten Sie mir, Sie daran zu erinnern. Brightmore zufolge sollte die moderne Frau von heute darauf bestehen, das zu bekommen, was sie will – ob im Salon oder im Schlafzimmer. Selbst wenn sie ihren Mann fesseln muss, um es zu bekommen.“
Genevieves Herz begann schneller zu schlagen. Sie hatte diese Worte geschrieben – oder besser, sie Catherine diktiert, weil ihren Händen das Schreiben so schwerfiel. Und nie hätte sie davon geträumt, dass ein Mann sie zitieren würde. Und so wortgetreu. Offensichtlich hatte dieser Abschnitt tiefen Eindruck hinterlassen. „Sie glauben also, dass eine Frau einen Mann mit Stricken überwältigen kann?“
„Nicht, wenn er es nicht will. Und was die Stricke angeht …“ Er schüttelte den Kopf. „Etwas Weicheres, vielleicht Satinbänder, wäre weitaus – angenehmer.“
Sein sanfter Tonfall verlockte sie zum Widerspruch. Sie befanden sich auf einem öffentlichen Platz. Jemand könnte sie hören. Gewiss würde jeder, der sie beobachtete, bemerken, wie er sie ansah. Als wollte er sie verführen. Und dieses Gespräch – es war völlig unangemessen. Unschicklich. Sie musste dem ein Ende bereiten. Jetzt gleich.
Doch als sie den Mund öffnete, brachte sie keinen Ton heraus. Und ebenso wenig vermochte sie den Blick von ihm abzuwenden.
„Wenn natürlich die Dame nicht schnell genug ist, dann kann es sein, dass sie diejenige ist, die überwältigt wird“, murmelte er.
Vor ihrem geistigen Auge erschien ein Bild, wie sie ausgebreitet auf dem Bett lag, die Hände mit Satinband gebunden, während er sich über sie beugte.
Verlangen überkam sie, ihre Brustwarzen richteten sich auf, ihr wurde heiß und feucht zwischen den Schenkeln. Sie errötete, war außer Atem, und verflixt, sie musste sich setzen, ehe ihre zitternden Knie ihm verrieten, wie schwindelig ihr wurde.
Als hätte er ihre Gedanken gelesen, deutete er auf einige Bäume, die ein Stück weiter vorn standen, am Rande der Festlichkeiten. „Da drüben ist eine Bank. Möchten Sie sich setzen?“
Sie traute ihrer Stimme nicht, daher nickte sie nur und ging schneller, fest entschlossen, so lange sitzen zu bleiben, bis sie die Fassung wiedererlangt hatte, dann Kopfschmerzen vorzugeben und seiner Gesellschaft zu entfliehen. Offenbar hatte sie sich getäuscht mit ihrer Vermutung, dass hinter seiner Reise nach Little Longstone mehr steckte, als er ihr gesagt hatte. Jetzt war sie ziemlich sicher, dass die Gründe für seine Anwesenheit nichts mit Charles Brightmore zu tun hatten. Was bedeutete, dass sie nichts mit ihr zu tun hatten. Was wiederum bedeutete, dass sie ihn nicht wieder sehen musste. Sie könnte in ihr Cottage zurückkehren, wieder die Routine von regelmäßigen Besuchen an den Quellen aufnehmen, um ihre Schmerzen zu lindern, und Simon Cooper vergessen.
Unglücklicherweise flüsterte ihr eine Stimme in ihrem Innern zu, dass es nicht leicht sein würde, diesen Mann zu vergessen, der Gefühle und Verlangen in ihr geweckt hatte, die sie lange begraben glaubte.
7. KAPITEL
„Also sagen Sie mir, Mrs. Ralston, was bereitet Ihnen noch Vergnügen? Abgesehen von Büchern und Ihrer Schwäche für Kunst?“
Kaum hatten Sie sich auf die Holzbank gesetzt, äußerte Simon diese Frage – um sich selbst zu schützen. Er hatte vorgeschlagen, sich zu setzen, weil die sinnliche Richtung, in die ihr Gespräch sich bewegte, es ihm schwer machte zu gehen, ohne zu hinken. Seit er Genevieve Ralston in ihrem Schlafgemach gesehen hatte, hatte er ständig ihr Bild vor Augen gehabt, wie sie ihn mit ihren Haarbändern aus Satin fesselte, und genau dieses Bild sah er auch jetzt wieder vor sich. Verdammt, so viele unerwünschte Körperregungen hatte er nicht mehr gehabt, seit er ein grüner Junge gewesen war.
Er schob den schlafenden Welpen so in seinen Arm, dass es etwas bequemer war. Gegen seinen Willen musste er lächeln. Er hatte nicht wirklich vorgehabt, einen Hund zu kaufen, aber es war der perfekte Vorwand gewesen, um Mrs. Ralston dazu zu bringen, sich mit ihm bei diesem Jahrmarkt zu treffen. Vermutlich hätte sie sonst seine Einladung abgelehnt, obwohl er spürte, dass sie ihn attraktiv
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