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Quellen innerer Kraft

Quellen innerer Kraft

Titel: Quellen innerer Kraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
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Mensch seinen Auftrag erkennt, den er in dieser Welt hat, und ihn auch lebt.

    Wenn der Mensch gegenüber seinem Schicksal – etwa einer unheilbaren Krankheit oder dem Verlust eines lieben Menschen – ohnmächtig ist, dann hängt der Sinn seines Lebens davon ab, mit welcher Einstellung er das erträgt, was ihm widerfährt, und wie er darauf reagiert. Die Einstellung ist mir nicht einfach vorgegeben. Sie kann ich selbst bestimmen. Aber ich kann daran arbeiten, eine Einstellung zu finden, mit der ich mein Leben in der Familie, meine Arbeit, meine Krankheit, meine Konflikte zu tragen vermag.

    Wer keinen Sinn für sich erkennen kann, dem geht auch die Energie verloren. Sinn motiviert. Sinn bringt mich in Bewegung. Die Ausrichtung auf ein Ziel erzeugt Energie. Manchmal erschrecke ich in Gesprächen, wie Menschen nur herumhängen. Sie reden etwas über sich. Aber ohne Blick auf einen größren Zusammenhang. Sie leiden vor sich hin. Aber ich spüre keine Bereitschaft, das Leben selbst in die Hand zu nehmen. Sinn für das Leben kann einem kein anderer geben. Den muss jeder für sich selbst finden. Aber es gibt für jede Situation einen Sinn, wenn ich nur die Augen öffne und bereit bin, die Situation aktiv zu gestalten. Der Sinn, den ich meinem Leben im Ganzen und den ich der konkreten Situation gebe, ist etwas, woraus ich Kraft schöpfe und was mein Leben befruchtet und erfrischt. Wenn ich keinen Sinn wahrnehme, verliere ich den Kontakt zu dieser Quelle. Ich irre ziellos herum, ohne die lebensspendenden Möglichkeiten zu entdecken, die unmittelbar vor meinen Füßen sprudeln.

4. Der spirituelle Weg
     
    I n den bisherigen Überlegungen wurde deutlich, wie heilsam es ist, aus klaren Quellen zu schöpfen. Die Frage bleibt weiter, wie wir den Zugang zu ihnen bekommen. Die spirituelle Tradition zeigt uns nun verschiedene Wege auf, die uns in den Grund unserer Seele führen. Dort auf dem Grund unseres Innern sprudelt die Quelle des Heiligen Geistes, die sich in die einzelnen Quellen der Tugenden und Werte ergießt. Alle spirituellen Methoden und Wege haben letztlich den Sinn, uns mit dieser Quelle in unserem Innern in Berührung zu bringen. Dabei sind auch Gebet und Meditation, Gottesdienst und Rituale, Lesung der Heiligen Schriften und Stille wiederum nicht nur Wege zur Quelle. Vielmehr sind sie selbst eine Quelle, aus der wir schöpfen können. Wer eine halbe Stunde meditiert, fühlt sich nachher oft gestärkt und erfrischt. Aber es geht nicht nur um die Wege, die wir selbst gehen, sondern auch um die Wege, die Gott mit uns geht. Dass wir im Gebet oder in der Natur Gott erfahren, ist nicht das Ergebnis unseres eigenen Bemühens. Es ist immer Geschenk der göttlichen Gnade. Und so ist die Gnade Gottes und die Erfahrung Gottes eine wichtige Quelle, die unser Leben befruchtet und erfrischt.

Geisterfüllte Worte
     
    Für viele Christen ist die Bibel eine Quelle, aus der sie leben. Sie lesen täglich in der Bibel und erfahren darin Trost und Stärkung. Für manche sind einzelne Worte zu Lieblingsworten geworden, die sie ihr Leben lang begleiten. Oft ist es der Taufspruch oder der Konfirmationsspruch. Oder sie haben einen Psalm, an den sie sich immer wieder halten. Als ich Maria, die bei uns in der Verwaltung gearbeitet hatte, und lange an einer schweren Krebserkrankung litt, vor ihrem Tod fragte, welches Wort ihr wichtig geworden sei in ihrem Leben, da nannte sie spontan den Psalm 23: „Der Herr ist mein Hirt, nichts wird mir fehlen.“ Dieser Vers fiel ihr immer wieder ein, wenn es ihr einmal nicht so gut ging. Angesichts des Todes entdeckte sie, aus welcher Quelle sie gelebt hat. Und sie nannte als weitere Quelle den Anfang eines Liedes, das ein Wort Jesu meditierte: „Mir nach, spricht Christus, unser Held.“ In diesem Lied ist vom Kreuz die Rede, das jeder auf sich nehmen muss. Man möchte meinen, ein solches Wort könnte eher als eine Bedrohung empfunden werden. Doch für diese Frau war es ein tröstlicher Begleiter. Wenn ihre eigenen Pläne durchkreuzt wurden von Schicksalsschlägen, war es ein Halt, an dem sie sich festhalten konnte. Und gerade in ihrer Krebskrankheit gab ihr dieses Wort die Kraft, sich selbst nicht aufzugeben, sondern mit der Krankheit zu kämpfen.

    Eine Therapeutin, die große Erfahrung in der therapeutischen Arbeit mit verletzten Menschen hat, erzählte mir, ihr sei das Wort aus dem 2. Korintherbrief in letzter Zeit immer wichtiger geworden: „Meine Gnade genügt dir; denn sie erweist ihre

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