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Quercher 01 - Quercher und die Thomasnacht

Quercher 01 - Quercher und die Thomasnacht

Titel: Quercher 01 - Quercher und die Thomasnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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Hütte.
    Quercher sprang nach vorn und sah sich den Mann genauer an. »Wer sind Sie, verdammt? Was wollten Sie mit der Tasche? Los, wie heißen Sie?« Er griff nach dem Gewehr, einer Jagdflinte, die neben dem Mann lag, und schleuderte sie einige Meter weit in den Schnee.
    »Ich bin Oberleutnant Hudelmeier und Sie sind bald tot, wenn Sie Ihrer Freundin weiterhin den Rücken zukehren.«
    »Klar, Sie sind ja bestens informiert. Wer schickt Sie?«
    »Unser gemeinsamer Freund Rieger will Sie nicht töten. Er will …« Hudelmeier stöhnte. Dunkles Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor. Er hatte einen Bauchschuss erlitten.
    Vielleicht war in Schlickenrieders Jacke ein Handy. Quercher durchsuchte hektisch die Jackentaschen.
    »Ich kenne Schussverletzungen, Quercher. Vergessen Sie es. Außerdem haben Sie hier keinen Empfang. Warum tragen Sie eigentlich …«, wieder verzog er das Gesicht vor Schmerz, »… Josefs Jacke? Wo ist er?«
    »Ah, Sie sind befreundet? Sehr interessant. Ihr Freund liegt weiter vorn bei Siebenhütten tot mit einem Stock im Auge. Aber Sie werden jetzt garantiert nicht sterben. Ich will endlich wissen, was hier los ist. Warum sind Sie so scharf auf Ellis Sachen gewesen?«
    »Herr Quercher, ich sterbe. Aber vorher sollten Sie wissen, dass Sie mit einer äußerst zielstrebigen Frau zusammenarbeiten. Und die will nur eins: die Aufzeichnungen des alten Schlickenrieder. Sie will sie, um ihr Imperium zu retten. Die Notizen sind ihr persönlicher Sargnagel, weil …«
    Quercher beugte sich nah zu ihm und drückte seine Faust auf die Wunde. Hudelmeier schrie.
    »Wer hat den Schreiner Birmoser umgebracht? Waren Sie das?«
    Hudelmeiers Gesicht war knallrot, die Halsadern schwollen an. Er versuchte, seinen Schmerz nicht hinauszuschreien. Der Schnee um ihn saugte das Blut, das aus seinem Bauch herauspulsierte, förmlich auf. Es färbte sich und sah im fahlen Restlicht wie Tinte aus.
    »Glauben Sie wirklich, dass mich dieser Holzwurm interessiert hat?« Hudelmeier grinste trotz der Schmerzen. »Jeder stirbt, wie er gelebt hat. Ich sterbe jetzt im Kampf. Und dieser Idiot wurde von seiner Kreissäge in die Holzhölle gerissen.« Er lachte heiser. Dabei quoll Blut aus seinem Mund. Hudelmeier hustete.
    Etwas brummte, rollte oberhalb von ihnen. Ein Flugzeug? Quercher sah in Richtung der Blauberge, konnte aber nichts erkennen. Das Geräusch kam näher.
    Dann verstand er.
    Es hatte tagelang geschneit. Immer wieder waren die Temperaturen leicht gestiegen und dann wieder gefallen. Am obersten Hang der Blauberge, unterhalb des Gipfels des Blaubergschneids, war ein Schneebrett durch den Schall der Schüsse in Bewegung geraten. Jetzt riss es weitere Bretter in der Umgebung mit. Mit der Geschwindigkeit eines Zuges rasten Tausende Tonnen hinab in die Schlucht, nahmen auf dem dort aufgestauten Schnee wie auf einer Sprungschanze weiter Fahrt auf, rissen Geröll und große Granitsteine aus dem Flussbett mit. Die schmale Schlucht ließ dem Zug nur eine Richtung und die Enge der Bahn verdoppelte das Tempo. Fichten und Kiefern wurden entwurzelt. Und über den rasenden Schneemassen fegte ein immer schneller werdender Windstrom hinweg, überholte die Lawine, traf auf ein Waldstück, knickte wie von Geisterhand die zum Teil hundert Jahre alten Bäume wie Streichhölzer um, riss eine Schneise hinein und fegte über die freie Almwiese.
    Quercher reagierte schnell. Er drehte sich zu Hannah um und schrie: »In die Hütte, Hannah! In die Hütte!«
    Sie wandte sich um, sah die Lawine und begann zu rennen, sackte ein, zog sich aus dem Schnee heraus und versuchte weiterzurennen.
    »Schieß die Tür mit deiner Waffe auf!«, rief Quercher noch, als er Hudelmeier hochriss und versuchte, ihn über seine Schulter zu stemmen. Der Mann schrie wie am Spieß. In diesem Moment nahm Quercher Lumpi wahr, die immer noch stur neben ihm stand.
    »Lauf, lauf zu Hannah!« Er deutete auf die Hütte, und die Hündin sprang davon.
    Hudelmeier wehrte sich schwach. »Lassen Sie das. Laufen Sie. Wir sind zu langsam.«
    Kaum hatte Quercher den Mann geschultert, versank er trotz der Schuhe bis zu den Knien im Schnee. Er stemmte sich mit aller Macht dagegen. Aber es war zwecklos. Er legte Hudelmeier wieder ab und sah, wie Hannah auf die Tür der Hütte schoss und mit dem Hund darin verschwand. Quercher wusste, dass er hier draußen keine Chance hatte. Noch zweihundert Meter bis zu dem rettenden Gebäude.
    Dann kam der Windstrom, riss ihn hoch, ließ ihn wie ein

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