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Querschläger

Querschläger

Titel: Querschläger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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Ja, Mann, ich glaube, das werde ich schon deshalb tun, weil mich brennend interessiert, ob da tatsächlich Silikon raus quillt, wenn es platzt. Bei Angela Lukosch geht nämlich das Gerücht, dass sie das eine oder andere hat machen lassen, und wenn ich mir die Dinger so angucke, kann ich mir ehrlich gesagt auch nicht vorstellen, dass die Natur so was zustande bringt. Voll unproportional, wenn man das Gestell sieht, an dem die Teile befestigt sind!
    Angels Vater hat einen Riesenhaufen Kohle und soll ihr angeblich schon zum sechzehnten Geburtstag eine von diesen OPs in Ungarn bezahlt haben. Inklusive zwei Wochen Nachsorge am Plattensee. Ist das nicht total krass? Ich meine, da könnte sich der Typ locker einen von diesen Starnberger Silikon-und-Botox-Rittern für seine süße kleine Flittchen-Tochter leisten, und was macht er stattdessen? Schickt seine Prinzessin in die Dritte Welt zur OP … Ich meine, Plattensee! Das ist doch heute das, was vor ein paar Jahren noch Lloret de Mar gewesen ist, oder? Ein bisschen vögeln, ein bisschen saufen und quasi im Vorbeigehen noch ein paar neue Hupen – echt geile Zeiten, in denen wir leben!
    Na los, Angelina-Baby, jetzt schieb deinen Fettarsch schon endlich rüber in die Raucherecke und gib dich der Illusion hin, dass das Nikotin in deiner Marlboro light dich schön schlank hält, während du dir einen von diesen bunten Haribo-Papageien nach dem anderen zwischen deine Lippen stopfst, die auch mit einer Tonne Super-Booster-Creme noch nicht so aussehen wie die von deiner berühmten Namensvetterin, auch wenn du das liebend gern so hättest. Aber wahrscheinlich hast du ohnehin vor, sie dir in den Herbstferien machen zu lassen. In Tschechien oder so. Oh ja, ich wette, das alles ist schon geplant und gebucht. Und der ganze Aufwand nur, um so beschissenen Typen wie Lukas Wertheim zu gefallen, die Schlampen wie dich auf eine von diesen beschissenen Listen setzen, die sie regelmäßig unter ihresgleichen herumzeigen! Listen mit Bewertungen von »megageil« bis »hammereklig«, wobei die schnuckelige kleine Angelina vermutlich in die Kategorie »Viel Lärm um nichts« fällt, so wenig Phantasie, wie die hat.
    Oh ja, meine Süßen, lacht nur, denn wenn ihr wüsstet, dass ihr die letzte Stunde eures Lebens in Frau Malgorias’ Mathematikunterricht verbringen werdet, würdet ihr wahrscheinlich kotzen!
    Apropos kotzen … Eine ganze Tüte von diesen Weingummis vor dem Mittagessen, das finde ich echt voll pervers! Und woanders verhungern die Kinder!
    Ja, Steven, du Arsch, es läutet tatsächlich schon zum zweiten Mal, also verpiss dich jetzt endlich in deinen Kurs und starr Angelina-Baby nicht so unverblümt auf die falschen Titten. Da war nämlich schon dein Kumpel dran, falls du das noch nicht bemerkt haben solltest. Und nicht nur da … Aber dieser Klingelton hört sich irgendwie total fremd an heute! Viel schriller als sonst. So als ob das verdammte Ding jeden Augenblick den Geist aufgibt.
    Aber vielleicht liegt das auch schon am Adrenalin.
    Ich kann direkt fühlen, wie mein Körper mit jeder Minute, die verstreicht, mehr davon produziert. Wie die säulenartig angeordneten Zellen meines Nebennierenmarks (schönen Gruß an Herrn Dammrich, der die Ansicht vertritt, dass selbst noch der Bio-Grundkurs eine Nummer zu groß für mich wäre!) auf Hochtouren arbeiten und mich vollpumpen mit dem Stoff, der die Mega-Kraftreserven freisetzt. Ein total geiles Gefühl, von dem ich weiß, dass es sich noch steigern wird, wenn es endlich so weit ist.
    Deadline ist um 11 Uhr 55, und »deadline« ist ein verdammt gutes Wort in diesem Zusammenhang! Aber auch die Ironie, die in der Formulierung »Fünf vor zwölf« steckt, finde ich scharf. Als ob um fünf vor zwölf noch irgendwas zu retten wäre!
    Endlich, in Raum 304 gehen die Lampen an. Dieselben Lampen, die Frau Ringstorffs Leistungskurs vor ein paar Minuten ausgemacht hat. Mission Energie sparen. Das Klima retten. Die ultimative Katastrophe abwenden. Scheiße, wie wichtig muss man sich eigentlich nehmen, um sich einzubilden, man würde was richtig Gutes tun, wenn man seinen kaputten Fön zur Schadstoffsammelstelle trägt und im Winter die Heizung ein halbes Grad runterdreht? Ich meine, was steckt da für ein Selbstbild dahinter? Aber daran sieht man mal wieder, dass wir in dieser Scheißwelt alle immer nur um uns selber kreisen. Wir wollen Helden sein, alle, wie wir hier rumlaufen. Was Besonderes eben.
    Die einen, indem sie ihren Müll trennen.
    Die

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