Quest
unterdrückend. Entglitt er ihr?
Das konnte nicht sein. Ein so plötzlicher Zusammenbruch war ihr immer undenkbar erschienen…
Da, endlich, der Seufzer. Vileena wurde fast schwindlig vor Erleichterung.
»Dein Liebhaber ist unsterblich«, sagte Quest, seltsam unpassend in diesem Moment, die Augen immer noch geschlossen. »Wie findest du das?«
Sie massierte die Schnitte weiter. »Ich habe noch keine Zeit gehabt, darüber nachzudenken, wie ich das finden soll.«
»Wie alt er wohl ist? Was er gesagt hat, klang, als sei er noch vor der Reichsgründung geboren. Zwanzigtausend Jahre?
Unvorstellbar, da ss ein Mensch so lange leben kann. Ich überlege, wie viele Frauen er gehabt haben mu ss in dieser Zeit…«
Vileena setzte den zweiten Punkt Paste Grün direkt auf das Brustbein, schnitt und geno ss es, Quest diesmal zusammenzucken zu sehen. »Eftalan Quest, Ihr seid auf den Tod krank. Habt Ihr an nichts anderes zu denken als an so etwas?«
Quest atmete tief und geräuschvoll ein. »Ah. Paste Grün. Ein Geruch wie kein anderer. Ja, die Nähe des Todes scheint den Erhaltungstrieb noch einmal zu stimulieren, in jeder seiner Erscheinungsformen.«
»Scheint mir auch so.« Sie strich den Spatel ab und schraubte den Tiegel wieder zu. Dann wartete sie, da ss er die Augen endlich öffnete, aber er schien sie absichtlich geschlossen zu halten. »Wenn ich ihm ein Messer ins Herz sto ss e«, meinte er,
»stirbt er trotzdem, oder? So habe ich das verstanden. Seine Unsterblichkeit besteht darin, da ss er nicht krank wird und nicht altert. Was an sich schon unnatürlich genug ist.«
»So unnatürlich ist das nicht. Einzellige Lebewesen können Millionen von Jahren alt werden. Sie sterben nicht, sie teilen sich allenfalls.«
»Wie ein Einzeller sieht er nicht gerade aus. Ah, was für eine Situation! Ein Todkranker und ein Unsterblicher - auf der Suche nach dem Ursprung allen Lebens. Hoffentlich kann ich mich beherrschen, da ss ich ihm nicht an die Gurgel gehe.«
»Hoffentlich«, meinte Vileena trocken. »Ich will n icht auch noch deine Knochen flicken müssen.«
Er schwieg, atmete nur hörbar. »Ich bin dicht dran, Vileena«, flüsterte er schlie ss lich. »Ich bin dicht dran, den entscheidenden Hinweis zu bekommen. Ich fühle es.« Er schlug die Augen auf, und Vileena erschrak, wie gro ss sie plötzlich waren und welches verzehrende Feuer darin brannte. »Glaubst du, da ss ein unbändiger Wille einen am Leben erhalten kann, ganz gleichgültig, welche Krankheit in einem wütet? Glaubst du das?
Ich glaube es.«
Was immer hier vom blaugrünen Himmel gefallen war und in wieviel Stücken, der endlose Dschungel hatte es verschluckt, aufgesogen, sich einverleibt. Sie glitten dahin, unter sich ein undurchdringliches Gespinst aus Pflanzen, Blättern, riesigen Blüten und dunstigen, wolkenartigen Gebilden, das alles Land zwischen den Ozeanen und den eisigen Gipfeln langgestreckter Gebirgszüge besetzt hielt. Gierige Sprungranken schnappten nach dem Schatten, den das Beiboot warf, Schwärme metallisch glänzender kleiner Flugtiere gaben ihnen Geleit wie aufgeregte Kundschafter und nirgends Brandlöcher, Einschlagskrater oder frisch geschlagene Schneisen im Gestrüpp.
»Dort vorn die Lichtung«, sagte Muntak, klopfte dem Piloten auf die Schulter und deutete auf den Schirm. »Landen Sie dort.«
»Ich höre, Edler«, nickte der Mann scheu.
Während sich das Geräusch der Triebwerke veränderte und das Beiboot langsam tiefer sank, wandte Muntak sich an den Biologen. »Was meinen Sie, Tennant, wie gefährlich ist es, rauszugehen?«
Tennant Leti hatte die Fernanalyseinstrumente die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen. »Schwer zu sagen. Druck und Sauerstoffgehalt sind ausreichend, aber die Konzentrationen an Faulgasen sind enorm. Es wird ganz schön stinken.«
Muntak löste seinen Helm aus der Halt erung und legte ihn demonstrativ beiseite. »Da wo ich herkomme«, erklärte der Edle Muntak vom Rotbrauer-Clan unüberhörbar, »gilt ein Mann, den Gestank in den Raumhelm zwingt, nicht als Mann.«
Leti sah auf. »Bedenkt, da ss die Instrumente nichts über Gifte und Bakterien sagen können.«
»Was sollen mir Bakterien eines fremden Planeten anhaben können?«
»Alles Leben im Universum ist miteinander verwandt. Eine Krankheit kann auf Euch lauern auf einem Planeten, den nie zuvor eines Menschen Fu ss betreten hat. Und des einen Nahrung kann Gift sein für Euch.«
Muntak grinste herausfordernd über das ganze,
narbenbedeckte
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