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Quest

Quest

Titel: Quest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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intensiv nach Ozon. Wenn man in die Nähe der Triebwerke kam, die leise knackten und noch merklich Hitze abstrahlten, bi ss es einen in der Nase. Solche Raumschiffe hatte er noch nie gesehen - gedrungene, hä ss liche Metallkolosse mit Stummelflügeln, aus denen die kurzstumpfigen gläsernen Antennen von Strahlwaffen ragten und schwarze, löchrige Rohre, vermutlich Plasmakatapulte. Die Landeboote und Interstellargleiter, die man sonst auf dem Raumhafen bei der Stadt zu Gesicht bekam, waren dagegen elegante, ästhetisch gestaltete Gebilde.
    Die Männer, die allesamt aussahen, als hätten sie sich seit Tagen weder gewaschen noch rasiert, öffneten Klappen und Luken, hinter denen leere Laderäume sichtbar wurden. Tennant stakste langbeinig die Ränge entlang, ging ab und zu in die Knie, um eine Ins chrift zu studieren, und gab den Piloten Zeichen, wenn ein Gegenstand abtransportiert werden sollte.
    Abgesehen von der ungepflegten Erscheinung der Männer ging alles erschreckend nüchtern vor sich, beinahe geschäftsmä ss ig; ganz und gar nicht so, wie man sic h einen Überfall kulturloser Piraten vorstellte.
    Bailan beobachtete Dawill, der gerade einem der Piloten, offenbar dem Anführer, einem Mann mit teigigem Gesicht und Augen, die tief und erschöpft in ihren Höhlen lagen, die Hand schüttelte und ihm zum erfolgreichen Eindringen in den Tempel gratulierte.
    »Es war knapp«, erklärte der Pilot. »Ich hatte Angst, man könnte unser Kommen bemerken und anfangen, den Schild zu senken. Zwei Handspannen hätten schon gereicht, und wir hätten ihn beim Durchflug gestreift.«
    »Diese Angst hätte ich Ihnen nehmen können«, hörte Bailan Dawill antworten. »Der Schild wird von Hunderten einzelner Projektoren erstellt, und das Steuergerät dafür ist in der dritten dunklen Epoche verlorengegangen. Seither mu ss jeder Projektor einzeln eingestellt werden.«
    Bailan mu ss te daran denken, wie unwissend sich Dawill auf dem Weg zum Tempel gegeben hatte. Als sie über die Legende vom Speerwerfer gesprochen hatten, hatte Dawill überrascht getan, da ss es den Schild wirklich gab. Doch später, als sie mit Bruder Stern zum innersten Ring gefahren waren, hatte er gewu ss t, da ss der Schild nicht überall bis zum Boden reichte!
    Bailan hatte doch so ein Gefühl gehabt, da ss etwas nicht in Ordnung war. Hätte er besser aufgepa ss t, wäre die Beobachtung einer solchen Unstimmigkeit beinahe ein Beweis gewesen, zumindest mehr als ein ungutes Gefühl. Würde man einst seinen Namen nennen wie einen Fluch, ihm Mitschuld geben daran, da ss der Tempel entweiht worden war?
    Denn entweiht war er. Es war ernüchternd, hier zu stehen. Das Licht hatte nicht nur das Dunk el vertrieben, sondern auch das Mysterium. Das Portal zum Allerheiligsten hatte sich geöffnet und nichts weiter freigegeben als ein weiteres Museum.
    »Keine Gegenstände!« rief Tennant quer über das geschäftige Treiben einem Mann zu, der sich anschickte, eine der Vitrinen zu öffnen. »Dafür ist kein Platz! Nur Speichereinheiten!«
    »He!« hörte Bailan eine keuchende Stimme hinter sich. »Du stehst im Weg, Junge!« Er fuhr herum. Zwei Männer, nach Schwei ss st inkend, schleppten einen javuusischen Metalltafelspeicher heran, und er stand genau vor der Ladeluke.
    Er sprang beiseite und sah zu, wie sie das für die Ewigkeit gebaute, massive Gerät ins Innere des Raumschiffs wuchteten.
    »Was ist das eigentlich für ein Teil?« japste einer der beiden.
    Der andere, der Bailan vorhin angeblafft hatte, wischte sich den Schwei ss von der Stirn. »Keine Ahnung. Dem Gewicht nach müssen Steintafeln drin sein.«
    Das Geschwätz von Barbaren! War das die Möglichkeit?
    Wozu stahlen sie denn diese unersetzlichen Schätze, wenn sie nicht einmal wu ss ten, was sie da stahlen und was sie damit anfangen wollten?
    »Das ist ein javuusischer Metallplattenspeicher der dritten Kategorie«, mischte sich Bailan ein. »Er enthält vermutlich eine Billion mal mehr Informationen als der Speiche r eures
    Raumschiffs, aber ihr werdet rein gar nichts damit anfangen können, wenn ihr nicht auch das entsprechende Lesegerät mitnehmt!«
    Der Mann glotzte Bailan irritiert an, den Mund halb geöffnet, was ihn wie einen Kretin aussehen lie ss . »Das mu ss t du unserem Tennant sagen«, meinte er dann. »Er bestimmt, was wir mitnehmen und was nicht.«
    Bailan war einen Moment irritiert. Das klang, als sei Tennant kein Name, sondern eine Art Titel? »Das sag ich ihm auch«, stie ss er hervor und

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