Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Quest

Quest

Titel: Quest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
marschierte los.
    Tennant? Der Tennant? Er ärgerte sich, während er eine der Treppen hochstapfte, deren Stufen nicht für Menschen gemacht schienen. Da gehörte er der Bruderschaft der Bewahrer an, jedenfalls so gut wie, wollte ein Hüter des Wissens aller Zeiten werden - und dabei gab es so viel, das er noch nicht einmal über die heutige Welt wu ss te!
    »Bailan?« empfing ihn Tennant - oder der Tennant, was immer das war -, den Blick unverwandt auf eine in Utak gravierte Metalltafel gerichtet, deren Übersetzung ihm offenbar Probleme bereitete. »Du entschuldigst, da ss ich wenig Zeit habe, aber wir sind gerade dabei, das älteste Archiv der Menschheit auszurauben…«
    »Könnt ihr denn überhaupt etwas damit anfangen?« versetzte Bailan aggressiver, als er es beabsichtigt hatte. »Mit dem ältesten Archiv der Menschheit?«
    Der hagere Mann sah erstaunt hoch. »Wie? Na, das denke ich doch. Sonst wäre das alles ja ziemlich sinnlos, oder?«
    »Was ist das?« fragte Bailan und zeigte mit ausgestrecktem Finger auf den mattgrau schimmernden Quader, vor dem der Tennant hockte.
    »Ein metallkristallografischer Datenspeicher, nehme ich an.«
    »Immerhin. Es ist ein javuusischer Metallplattenspeicher der dritten Kategorie. Besitzt ihr ein Lesegerät dafür?«
    »Ein Lesegerät?«
    Bailan hob die Arme und lie ss sie in einer entsagungsvollen Geste wieder fallen. »Ohne das ri chtige Lesegerät«, erklärte er, »könnt ihr die Speicher genausogut hierlassen.«
    »Es ist mir klar, da ss dir das am liebsten wäre. Aber die Technik der metallkristallografischen Speicherung ist uns durchaus bekannt…«
    »Aber nicht die javuusische.«
    »Zugegeben, aber da phys ikalische Prinzipien überall im Universum gleicherma ss en gelten…«
    »Ihr führt einen Krieg, oder? Deswegen seid ihr gekommen.
    Aber bis ihr das alles auf eigene Faust entschlüsselt habt, wird der Krieg längst vorbei sein.«
    Der Mann sah ihn nachdenklich an, schwieg eine Weile und nickte dann. »Na gut. Komm.« Sie stiegen hinab zum Landeplatz, wo Dawill das Einladen überwachte. Der lächelte milde, nachdem der Tennant ihm den Sachverhalt dargelegt hatte, und meinte zu Bailan: »Und? Wie sieht dein Vorschlag aus? Du hast doch einen Vorschlag, nehme ich an.«
    »Ihr nehmt mich mit«, erwiderte Bailan und spürte, wie sein Herz zu pochen anfing, als wolle es derartiger Kühnheit widersprechen. »Mich und noch ein paar Ordensbrüder. Wir helfen euch bei der Entschlüsselung der alten Daten, und dafür erhalten wir alles, was ihr von hier abtransportiert, vollständig wieder zurück.«
    »Hmm«, machte Dawill. Er winkte den erschöpften Mann heran, dem er vorhin gratuliert hatte. »Hiduu? Wie viele zusätzliche Passagiere können wir notfalls mitnehmen?«
    »Keine«, erwiderte der Pilot. »Das ist nicht vorgesehen. Und nach den Sicherheitsbestimmungen dürfen…« Er bemerkte Dawills säuerlichen Gesichtsausdruck und sagte: »Drei.«
    Es kam dann doch alles ganz anders. Bailan setzte sich über den nächsten Interkomanschlu ss mit dem Hohen Rat in Verbindung, aber noch ehe er erklären konnte, was er vorhatte, wurde er mit wüsten Beschimpfungen übergössen, des Verrats bezichtigt und in wenig verklausulierten Formulierungen mit dem Tod bedroht. Dann unterbrach man die Verbindung.
    »Ich schätze, einen Schrein wird man mir nicht gerade errichten«, meinte der Novize mutlos, nachdem die Schimpfkanonade aus dem Lautsprecher verstummt war.
    Dawill blickte grimmig drein. »Jetzt können wir dich natürlich auf keinen Fall hier lassen«, erklärte er. »Vielleicht überlegen sie es sich noch einmal, wenn du die Heiligtümer in einiger Zeit wieder zurückbringst. Man kann natürlich verstehen, da ss sie nicht gerade in der besten Stimmung sind.«
    Der in den Jägern zur Verfügung stehende Platz reduzierte sich stärker als erwartet, da sie noch die Lesegeräte einpacken mu ss ten, die Bailan ihnen zeigte. Die javuusischen waren klein, schmale, stabförmige Geräte mit einem Längsschlitz, die der Tennant für kultischen Schmuck gehalten hatte, aber die Kristallabtaster der Utak-Epoche etwa nahmen ordentlich Raum weg. Im Zuge dessen erfuhr Bailan, da ss die Jäger im Inneren unterschiedlich ausgestattet waren; zwei von ihnen hatten einen zweiten Sitz, den man als solchen bezeichnen konnte, ein dritter verfügte über einen Notsitz, der nun allerdings von einer Kiste voller Dokumentfolien beansprucht wurde. Schlie ss lich lie ss es sich nicht anders einrichten, als

Weitere Kostenlose Bücher