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Quest

Quest

Titel: Quest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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stabilisieren.«
    »Aber dieses Energiesystem… Das ist doch alles unbewiesen.
    Kein Mensch wei ss , um was für eine Energie es sich dabei handeln soll.«
    »Heilung ist oft ein Mysterium - wie das Leben selbst«, meinte Vileena. »Tennant, Sie sind Historiker. Sie sollten doch wissen, da ss jede menschliche Kultur, die wir kennen, irgendwann in ihrer Geschichte ein solches Konzept entwickelt hat. Also mu ss es etwas geben, was Menschen unabhängig von anderen immer wieder aufs Neue entdecken. Und was immer das ist, und wie immer es funktioniert, die Heilung ist mir Beweis genug.«
    Kuton überlegte eine Weile. »Ein Mysterium«, meinte er schlie ss lich. »Ja. Ihr habt recht. So vieles im Leben ist einfach ein Mysterium.«
    Während er sich wieder ankleidete und Vileena den Tiegel und das Messer in den Reiniger räumte, räusperte er sich plötzlich und sagte: »Edle Vileena, darf ich Euch etwas fragen?«
    Sie sah auf. Er stand stocksteif da, die Überjacke in der Hand.
    »Ja, natürlich.«
    »Etwas…« - er holte tief Luft - »Persönliches?«
    Die Heilerin zögerte.
    Tennant Kuton schlüpfte mit einer heftigen Bewegung in die Überjacke. »Was ist es, das Euch an den Kommandanten bindet?« stie ss er hervor. »Was ist es, das jemand… sagen wir, jemand wie ich…?« Ihm gingen die Worte aus. Sie sah, wie sich seine Hände öffneten und wieder schlossen, als mü ss ten sie Gummiballons pumpen. Der Blick seiner Augen scho ss umher, wagte ihr Gesicht höchstens zu streifen, schien viel mehr interessiert zu sein an den anatomischen Übersichtstafeln, die an der Wand hingen, und an dem Heilmittelschrank im Eck. Selbst an ihrer Antwort schien er nicht interessiert zu sein, denn schlie ss lich, nach heftigem Ringen, fuhr er fort: »Wenn es mir mein Stand erlauben würde, zu konkurrieren… wenn es mir mein Stand nur erlauben würde, i n den Wettstreit zu treten… ich würde…«
    »Kuton.« Sie legte ihm die Hand auf die Brust, was ihn sofort zum Schweigen brachte. »Ich wei ss das alles.«
    Er sah sie an, mit gro ss en, fast kindlichen Augen. In seinem Gesicht zuckte es. »Ihr wi ss t…?«
    Vileena nahm die Hand behutsam wieder zurück und fragte sich zum tausendsten Mal, ob es richtig war, was sie tat und wie sie sich entschieden hatte. »Manche Dinge, Kuton«, sagte sie leise und hoffte, da ss er den Schmerz in ihrer Stimme nicht hören konnte, »sind einfach, wie sie sind. Und alles Fragen kann nichts daran ändern. Sie wissen das doch auch.«
    Er schluckte, sah blinzelnd zu Boden, trat einen Schritt zurück. »Bitte entschuldigt mein Benehmen, Edle Vileena«, murmelte er. »Es war ungehörig und aufdringlich. Ich bitte um Vergebung.« Vileena wu ss te nicht, was sie darauf sagen sollte, und sah nur stumm zu, wie er sich mit gesenktem Blick umdrehte und ging.
    Das gewaltige Raumschiff trug den Namen MEGATAO, benannt nach jenem legendären Forscher, der seinerzeit den dritten Spiralarm praktisch im Alleingang erforscht und in einer Vollständigkeit kartographiert hatte, da ss seine Karten bis zum heutigen Tag Verwendung fanden. Die MEGATAO war einer von zwei gro ss en Fernerkundern der Reichsflotte, zwar weniger stark bewaffnet als ihr Schwesterschiff, die RELEFKAT, dafür aber mit einer hochkarätigeren wissenschaftlichen Abteilung ausgestattet. Auf dem Gebiet der Planetenerkundung gab es buchstäblich keine Untersuchung, die man an Bord der MEGATAO nicht genauso gut durchführen konnte wie in den Instituten der Zentralwelten. Nicht einmal den Vergleich mit den Universitäten von Gheerh brauchte man zu scheuen.
    Dafür gebaut, in jahrelanger Autarkie unabhängig von Versorgungspunkten und Basi sstationen operieren zu können, war das Raumschiff eine fliegende Stadt, deren Bewohner sich in nie endender Arbeit selbst versorgten. Eine Besatzung von annähernd 1200 Männern und Frauen lebte im wesentlichen auf vier Hauptdecks verteilt, wenn man das kleine oberste Deck, das die Kommandozentrale und die Wohnräume der Edlen umfa ss te und nur Mitgliedern des Führungsstabs zugänglich war, au ss er Betracht lie ss . Ein für Flottenschiffe ungewöhnlich gro ss er Teil der Besatzung, nämlich fast ein Drittel, waren Niedere, hauptsächlich damit beschäftigt, in den bionischen Zuchttanks auf der untersten Ebene die für die Versorgung der Mannschaft erforderlichen Nahrungsmittel zu erzeugen. Und die umgesetzten Mengen waren enorm. In den beiden Speisesälen wurden an die fünftausend Mahlzeiten pro Tag ausgegeben und

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