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Quest

Quest

Titel: Quest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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heute Abend . Im Salon.«
    Dawill betrachtete das Relie f an der Rückwand der Zentrale, eine Nachbildung eines der berühmten Wandbilder im Palast von Gheerh, und die drei Türen, die darin eingelassen waren.
    Die rechte führte direkt in die Gemächer des Kommandanten, die linke in den Besprechungsraum des Führungsstabs, und die mittlere in den Wohntrakt der Edlen. Die linke Tür war die einzige, die er ohne explizite Aufforderung durchschreiten durfte.
    Als Erster Verweser war er Stellvertreter des Kommandanten, in der funktionalen Hierarchie des Schiffes der zweite Mann.
    Aber er war dennoch nur ein Freier. Deshalb blieb ihm der Titel Zweiter Kommandant verwehrt. Deshalb hatte er seine Kabine unten im Mannschaftsdeck, obwohl im Bereich der Edlen noch gro ss zügige Wohnräume leer standen. Sie nahmen Befehle von ihm entgegen, aber sie dachten nicht daran, ihn als ebenbürtig anzuerkennen. Es kam ihnen nicht einmal in den Sinn.
    Immerhin hatte er seine Kabine ganz für sich allein. Das hatte sonst niemand. Wissenschaftler hatten Einzelkabinen, aber in denen arbeiteten sie auch, was im Prinzip darauf hinauslief, da ss sie in ihren Büros schliefen. Der Rest der Mannschaft mu ss te sich jeweils zu viert oder zu sechst eine Kabine teilen, die Niederen hatten zwei Schlafsäle mit je zweihundert Betten. Es ging ihm also gut. Kein Grund zur Klage.
    »Verweser?« ri ss Ogur ihn aus seinen Gedanken.
    Dawill holte tief Luft. »Natürlich, Kommunikator«, sagte er.
    »Das ist kein Problem.«
    Neben ihm gab es nur noch einen weiteren Gemeinen im Führungsstab, den Leiter des wissenschaftlichen Stabes Tennant Kuton. Das war schon beinahe selbstverständlich, da Edle höchst selten Neigung zu wissenschaftlicher Arbeit zeigten, von Befähigung ganz zu schweigen. Seine, Dawills, Berufung dagegen war damals so etwas wie eine Sensation gewesen, wenngleich sich die offiziellen Medien allenfalls skeptisch, in der Mehrzahl aber überhaupt nicht dazu geäu ss ert hatten.
    Gleichzeitig markierte dieser Posten sowohl Höhepunkt als auch Endpunkt seiner Karriere. Stellvertreter des Kommandanten der MEGATAO, des Edlen Eftalan Quest, Dritter Landmeister von Toyokan und Erbe eines Tischplatzes an der Tafel des Pantap, Patriarch des Schwemmhölzner-Clans, Held von Akotoabur, Held von Virijaga, Gro ss er Held der Schlacht vom Rand und einziger Überlebender der Invasion auf Toyokan. Der Mann war eine lebende Legende. Listenreich, verschlagen, von brachialer Intelligenz, von ihm zum Stellvertreter berufen zu werden war schon mehr, als ein Freier jemals hätte erhoffen können.
    »Ich war davon ausgegangen, da ss Sie das Konzert arrangiert hätten«, sagte Ogur. »Sie sind doch der Kenner von uns.«
    »Ich bevorzuge die klassischen Aufnahmen«, erklärte Dawill beherrscht. »Von dem Konzert höre ich gerade das erste Mal.«
    Da würde sich bestimmt dieser sogenannte Meister Liwiti produzieren, der nichts weiter war als ein plumper Clown, der auf ein paar Instrumenten mehr schlecht als recht dilettierte, einer jener Unterhalter, auf die die Flotte des Pantap offenbar nicht verzichten konnte. »Ganz zu schweigen davon, da ss ich keine Einladung erhalten habe.« Die einzige Hoffnung war, da ss der Pantap ihn für seinen Beitrag an der Eroberung des Pashkanariums edelte. Natürlich konnte dies frühestens nach dem Ende dieser Mission geschehen, wo immer sie noch hinführen mochte, aber es war eine Hoffnung.
    »Oh«, meinte Ogur erschrocken. »Das hätte ich fast vergessen.« Er zog einen Brief hervor und reichte ihn Dawill.
    »Das soll ich Ihnen geben, vom Kommandanten. Vielleicht ist das die Einladung.«
    Hoffentlich nicht, dachte Dawill. Er nickte dankend, schlitzte den Umschlag mit dem Fingernagel auf und las.
    »Ich glaube«, meinte er, während er den Brief ein zweites Mal durchlas, »das Konz ert heute Abend wird doch nicht stattfinden.«
    Das Leben an Bord eines Raumschiffs hatte Bailan sich ganz anders vorgestellt. Er hatte Bilder von runden Sichtluken vor Augen gehabt, durch die man Sterne vorbeiziehen sah und Planeten, die näherkamen, von Landungen, von auffahrenden Au ss enschotten und ausklappenden Rampen, die man hinabschritt auf die Oberfläche ferner Welten…
    Tatsächlich war man im Bauch eines riesigen stählernen Bauwerks eingeschlossen, zwängte sich durch enge, nüchterne Gänge voller Kabelstränge, Schaltkästen und Rohre, hockte in beklemmend, kleinen Räumen und wu ss te nicht, ob die Gesichter der Menschen um einen herum

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