Quest
Bescheid wu ss te. Da ss er nur gefragt hatte, um herauszufinden, was Smeeth ihr bedeutete.
»Ich brauche dich, Vileena«, erklärte er, so ruhig er konnte.
Sein Atem ging schwer, aber das kam von der Behandlung, und in seiner Stimme war eine Anspannung, die von der geheimnisvollen Vision herrührte, die ihn vorwärtstrieb. Und die es vielleicht war, die ihn in Wahrheit am Leben hielt. »Ich brauche dich, das wei ss t du. Ohne dich kann ich es nicht schaffen. Ich mu ss wissen, ob ich auf dich zählen kann.«
Sie pre ss te die Lippen zusammen. So oft schon hatte sie sich gefragt, was es wirklich war, das sie an den Kommandanten band. Die wissenschaftliche Arbeit allein war es nicht. Sie machte sich etwas vor, wenn sie sich einredete, sie sei an ihm nur als Objekt der Beobachtung und Untersuchung interessiert.
Wäre er jünger gewesen und gesund, sie hätte mit ihm das Lager geteilt, ohne einen Augenblick zu zögern. Aber nein, nicht einmal das war es, was da dicht unter der Oberfläche lag, in dem Tumult ihrer Gedanken und Gefühle. Es war nicht so, da ss sie an einem Wunsch festhielt, der niemals erfüllt werden würde. Es war auch nicht Mitleid mit einem kranken Mann, nein. Es war etwas anderes. Aber sie wu ss te nicht, was.
»Kann ich auf dich zählen, Vileena?« fragte Quest noch einmal.
»Sei nicht dumm«, sagte sie, beinahe ärgerlich, da ss sie sich selbst so wenig verstand. »Ich werde dein Geheimnis wahren, was denkst du denn? Schon um meiner selbst willen.«
Das war unfreundlich und klang vermutlich auch so. Doch Quest sah sie nur an, lange, und schien zufrieden zu sein.
Kuton sa ss da und starrte die Wand an. Die wei ss e Wand. Die Wand, die sie frisch gestrichen hatten. Die sie schlecht gestrichen hatten. Man sah j eden Tropfen, jeden Rand, jeden Strich. Erbärmlich. Es war alles so erbärmlich.
Genau wie der Wandbehang, den er wieder heruntergerissen hatte. Ein albernes Stück Flockenstoff, hellblau, weil das Magazin ihm keinen anderen hatte verkaufen wollen. Einen halben Monatslohn hatte er dafür hingeblättert. Und jetzt lag das Ding in der Ecke, hatte den Müllkorb verfehlt, hing zerfetzt an dessen Rand. Er hätte schreien können.
Die andere Hälfte seines Monatslohns hatte er für Fiar ausgegeben. Er würde verschuldet zurückkommen, wenn er sich nicht endlich zwang, wieder Vernunft anzunehmen. Fiar zu kaufen, nur um ihn dann zu verhunzen mit einem schlichten Kochglas, auf einer absolut unzureichenden Wärmeplatte. Nur um so zu tun, als könne er hier unten im Mitteldeck, mitten in dieser elenden Mittelmä ss igkeit und grauenhaften Zweckmä ss igkeit so leben wie ein Edler.
Sie lie ss en ihn in Ruhe heute. Sie waren alle gegangen, hatten sich verzogen, alle Arten von Ausreden hatte er gehört.
Vermutlich lachten sie irgendwo über ihn, und das zu Recht. Zu mehr taugte er ja doch nicht als dazu, das Gespött der Besatzung zu sein.
Am besten, er gab die Leitung der Forschung ab. Er würde alle Kraft zusammennehmen, noch einmal in die Zentrale gehen, einmal noch und dann nie, nie wieder, und den Kommandanten bitten, ihn aus dem Führungsstab zu entlassen. Und dann würde er seinen Frieden finden können, erst dann. Wenn er niemals wieder in die Zentrale hinaufgehen mu ss te.
Wenn er niemals wieder ihr begegnen mu ss te.
Sie hatten versucht, die Gerüchte von ihm fernzuhalten. So offen lag also sein Herz, sein Sehnen. Ein offenes Buch war er für alle um ihn herum. Sie hatten versucht, ihn abzulenken, hatten Besprechunge n so weit gedehnt, da ss man das Essen aus der Kantine holen lassen mu ss te, nur damit er nichts hörte von dem, was durch die Gänge de r MEGATAO raunte. Und als er es gehört hatte, hatten sie abgewiegelt, das seien nur dumme Gerüchte, und schlie ss lich hie ss e es schon ewige Zeiten, Vileena und Quest…
Aber er wu ss te, da ss es stimmte. Wie ein entsetzlicher Schmerz, der in seinen Gedärmen wühlte und ihn von innen heraus zerfressen wollte, war diese Gewi ss heit, da ss es stimmte.
Da war einer gekommen, ein Mann aus der Vergangenheit, aus einer. Zeit, als es keine Edlen und keine Freien gegeben hatte, nur Bürger, und so einer kam und nahm einfach… nahm einfach… tat, was er wollte, und…
Eine hei ss glühende Gewalt in ihm wollte etwas packen und zerrei ss en, wollte etwas an der Wand zerschmettern, die sie so erbärmlich gestrichen hatten, aber Tennant Kuton sa ss nur da und atmete keuchend, zwang sich zur Ruhe, wartete, bis das Schlimmste vorüber
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