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Quest

Quest

Titel: Quest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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kleinere Gläser umzufüllen, warf ihr einen äu ss erst unbegeisterten Seitenblick zu. Den die Erste Heilerin selbstverständlich ignorierte. Er würde tun, was sie ihm sagte.
    Und während sie all dies tat, während sie untersuchte, behandelte, Heilmittel richtete und Diagnosen mit den anderen Heilern besprach, war das köstliche Ersehnen der nächsten Nacht immer gegenwärtig, ver zehrte sich ihr Körper nach der Berührung durch Smeeth, verlangte es sie nach seiner Umarmung wie einen Süchtigen nach seiner Droge.
    Bailan stapfte einigerma ss en schlecht gelaunt die Gänge zu seiner Kabine entlang. Allmählich war es kaum noch auszuhalten mit dem Tennant. Ihn Wände streichen zu lassen!
    Als ob es nichts Wichtigeres zu tun gäbe. Derweil blieben die ganzen Utak-Übersetzungen liegen. Das Material über die Yorsen war noch nicht einmal zur Hälfte gesichtet, geschweige denn übersetzt. Und die Tage bis zur Ankunft wurden immer weniger… Als Bailan die Tür der Kabine aufri ss , fuhr Eintausendvier erschrocken zusammen, die gerade dabei gewesen war, unter dem Bett von Slebak hervorzuwischen, einem der drei Maschinenleute, mit denen Bailan sich die Kabine teilte.
    »Entschuldige«, sagte Bailan.
    »Schon in Ordnung«, keuchte die Niedere von Tigan, die Hand auf der Brust. »Ich hätte sowieso die Tür offen lassen sollen. Es war nur, weil vorhin das Desinfektionsteam durchgekommen ist und… na ja.« Sie hob das Wischtuch auf, wusch es in ihrem Eimer, wrang es darüber aus und machte weiter.
    Bailan sah ihr unschlüssig zu, blickte an sich herab, auf die paar Spritzer Farbe, die Tennant Kuton so gestört hatten, da ss er ihn zum Umziehen geschickt hatte, sah den Schrank an mit seinen Sachen, der am Kopfende des Bettes stand. »Ähm…
    Macht es dir etwas aus, wenn ich mich rasch umziehe?« fragte er.
    Eintausendvier sah mit gro ss en Augen hoch. Sie hatte Augen, die in ihrem zart gefleckten Gesicht wie rundgeschliffene schwarze Edelsteine aussahen. »Wie bitte?«
    »Ich, ähm, sollte mich umziehen«, wiederholte Bailan und deutete mit einer Handbewegung, die ihm seltsa m zappelig vorkam, ungefähr auf seinen Schrank. »Wegen dieser Farbflecken hier, die will der Tennant nicht sehen…«
    Sie streifte sich mit dem Handrücken eine Strähne aus dem Gesicht. »Ja, natürlich. Ziehen Sie sich um. Das ist doch kein Problem…« Und sie wischte weiter, den Blick fest zu Boden gesenkt.
    Bailan zögerte, machte dann aber seinen Schrank auf und schlüpfte aus seinem Überanzug. Ein immer noch ungewohntes, unbequemes Kleidungsstück aus schwerem, störrischem Stoff, aber sie wollten nicht, da ss er an Bord die Kutte seiner Bruderschaft trug. Er stopfte das Ding in den Wäschekasten und zog einen frischen Überanzug aus dem Schrank, den letzten.
    »Das ist wirklich das erste Mal, da ss mich jemand das fragt«, sagte Eintausendvier plötzlich. Bailan hielt inne, ein Bein im Hosenteil, das andere noch drau ss en. »Was fragt?«
    »Ob es mir etwas ausmacht. Mir! Einer Niederen!«
    »Wirklich?« Hatte er sich womöglich danebenbenommen?
    »Sie würden sich wundern, was Leute schon gemacht haben, während ich in ihrem Zimmer war und den Boden gewischt habe. Wirklich. Als wäre man ein Möbelstück oder sowas.«
    »Tatsächlich? Was denn zum Beispiel?«
    »Das wollen Sie nicht wissen, glauben Sie mir. Manchmal wär ich ganz froh, nur ein Möbelstück zu sein.«
    »Oh.« Er wu ss te nicht, was er sagen sollte. Sie putzte weiter, wischte den Boden, und er stand da, halb angezogen, und sah ihr zu wie ein Idiot.
    Sie blickte hoch. »Ich kann auch rausgehen, wenn Sie wollen.«
    »Wie? Oh, nein… Nein, ich war nur in… Nein, das ist nicht nötig. Kein bi ss chen.« Er bohrte das andere Bein in den Überanzug, zog den Stoff hoch, schlüpfte in die Ärmel. Wie zum Beweis, wie wenig nötig es war. »Ich war nur in Gedanken.
    Der Tennant ist ziemlich merkwürdig in letzter Zeit. Wir hätten jede Menge zu tun, aber er lä ss t die Arbeitsräume neu streichen und Wandbehänge aus Stoff anbringen, was absolut… nicht gut aussieht. Und dann kocht er sich seit neuestem immer dieses grä ss liche dunkelrote Zeug, Fiar oder wie das hei ss t. Ein widerlicher Gestank. Und das jeden Morgen…« Er merkte, da ss er plapperte, aber irgendwie konnte er sich gerade nicht stoppen.
    »Aber Fiar ist ein ziemlich teures Getränk«, meinte Eintausendvier. »Das trinken normalerweise nur die Edlen.«
    »Keine Ahnung, wo er es herhat. Zu schmecken scheint es

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