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Quest

Quest

Titel: Quest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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anme ss barer Detektor das Fernerkundungsschiff erfa ss t. Nach allem, was ihnen die Geräte sagten, verlief ihre Annäherung unbemerkt.
    Falls es in diesem Sonnensystem noch jemanden geben sollte, der ihre Annäherung hätte bemerken können.
    Tennant Kuton hatte seinen jungen Schützling mitgebracht, den Novizen der Bruderschaft der Bewahrer, Bailan. Der Junge hielt eine Mappe mit Notizen umklammert und sah sich neugierig um, streckte den Hals - unauffällig, wie er wohl meinte -, um den Planeten besser sehen zu können.
    »Erster Verweser Dawill«, schnarrte Quest grimmig, »ist der Junge auf seine Geheimhaltungspflichten hingewiesen worden?«
    Der Stellvertreter Quests nickte. »Ja. Er kennt den Umfang der Geheimhaltung, hat die Begründung verstanden und wei ss , welche Strafen ihm drohen.«
    »Gut. Also, Tennant Kuton, was haben Ihre Nachforschungen ergeben?«
    Der Leiter der Wissenschaftlichen Abteilung knetete wieder seine Hände. »Nun, wir haben die ganze Nacht, mehr oder weniger, die bisherigen Unterlagen…«
    »Das will ich nicht wissen. Ich will wissen, was Sie haben.«
    »Natürlich, Erhabener Kommandant. Wir, ähm, haben einen Hinweis auf den Halo gefunden. Was zugleich bedeutet, da ss er schon länger als zehntausend Jahre existiert. Bailan, lies die Stelle vor.«
    Der Junge klappte seine Mappe auf, straffte die Schultern und las: »Die Umlaufbahnen aller Elemente des Halo sind in Orientierung, Höhe und Frequenz so aufeinander abgestimmt, da ss sie verschiedene… - hier kommt ein Wort, das wir nicht übersetzen konnten -…repräsentieren. Die Yorsen, die im Halo leben, sind Gefangene, die nichts getan haben.«
    Einen Moment herrschte verdutzte Stille.
    »Gefangene, die nichts getan haben«, wiederholte Quest.
    »Mit anderen Worten, die Yorsen in den Kristallen leben! «
    Bailan nickte. »Ja. An anderer Stelle ist ausdrücklich davon die Rede, da ss sie die Kristalle unter bestimmten Bedingungen wieder verlassen.«
    »Was sind das für Bedingungen?«
    »Das konnten wir leider auch nicht übersetzen.« Der junge Bewahrer duckte sich in einer um Nachsicht heischenden Geste.
    »Es ist eine schwierige Textpassage. Sehr schwierig.«
    Quest blickte sich grübelnd um. Niemand sagte etwas. Das fahle Licht des nahenden Planeten spiegelte sich an der Decke der Zentrale.
    »Felmori«, sagte Quest. »Ihr habt Euch die Umlaufbahnen der Kristalle näher angeschaut, nicht wahr?«
    Der Erste Navigator nickte. »Ja, Erhabener Kommandant.
    Was wir als Halo wahrnehmen, sind in Wirklichkeit zahlreiche Höhenschalen um den Planeten, innerhalb derer sich die Körper in einheitlicher Richtung bewegen. Das Halo ist ein Gespinst Hunderter verschieden hoher Umlaufbahnen, wie ein Knäuel Garn ungefähr. Das ist der Grund dafür, da ss es stabil ist.«
    »Mit anderen Worten, in diesem Punkt ist die Überlieferung korrekt?«
    Felmori kratzte sich nervös an der Nase und senkte die Hand hastig wieder, als ihm seine Unschicklichkeit bewu ss t wurde.
    »Ja«, sagte er. »Die Umlaufbahnen sind in der Tat aufeinander abgestimmt.«
    »Gefangene, die nichts getan haben«, wiederholte Quest noch einmal und schüttelte den mächtigen Schädel. »Das ist ein seltsamer Satz, oder? Was bedeutet das?«
    »Verzeiht.« Der Junge flüsterte fast. »Ich habe nur zu übersetzen versucht, was geschrieben steht.«
    »Sicher.« Der Kommandant war zu einem Entschlu ss gelangt.
    Man sah es daran, wie sich seine Haltung veränderte, und man spürte es an der veränderten Energie, die plötzlich den Raum beherrschte. »Dawill, stellen Sie ein Kommando zusammen.
    Unter Ihrer Leitung. Starten Sie mit dem Beiboot, fliegen Sie einen der Kristalle an und versuchen Sie, ihn zu öffnen und den Yorsen darin zu bergen.«
    Dawills untersetzte, in Gegenwart des Kommandanten ewig gebeugte Gestalt straffte sich. »Ich habe gehört, Erhabener Kommandant, und ich folge.«
    Als Bailan zurück in seinen Arbeitsraum kam, war ihm fast schlecht. Er warf die Mappe auf den Tisch, zog noch einmal den Originaltext hervor und das Utak-Wörterbuch, schlug dieselben Wörter noch einmal nach, die er die ganze Nacht über wieder und wieder nachgeschlagen hatte, deren Querverweise er studiert und deren Beispiele aus der bekannten Literatur er gelesen hatte. Es war sinnlos, er wu ss te es, und eigentlich hätte er sich endlich hinlegen und schlafen müssen, aber er konnte nicht schlafen, nicht mit dieser so wichtigen Übersetzung, von der er das Gefühl hatte, da ss es die

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