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Quest

Quest

Titel: Quest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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und auch sonst nirgends, aber Smeeth war im Speiseraum gewesen, das hatte der Anrichter ihr bestätigt. Er habe einen Notizblock dabeigehabt und während des Essens Berechnungen angestellt.
    Also führte er auf eigene Faust eine Positionsbestimmung durch. Nicht zu fassen. War das überhaupt möglich? Sie hatte eine verschwommene Vorstellung davon, wie das gehen mochte, glaubte sich aber zu erinnern, da ss man diese alten Verfahren nicht einmal mehr an den Raumakademien lehrte. Sie bezweifelte, da ss zum Beispiel der Erste Navigator Felmori imstande gewesen wäre, die Position der MEGATAO durch blo ss e Sternenbeobachtung und händische Berechnungen zu bestimmen.
    Da ss es Smeeth dennoch versuchte, beunruhigte sie nicht wenig, auch wenn sie nicht hätte sagen können, warum.
    Sie klopfte ein weiteres Mal bei ihm an, energischer diesmal, und als er wieder nicht öffnete, blickte sie nach rechts und links, sah niemanden, holte tief Luft und zückte ihren Generalschlüssel, der jede Tür im Schiff öffnete mit Ausnahme der Gemächer des Kommandanten, für die Quest ihr einen eigenen Schlüssel gegeben hatte, verbotenerweise. Genauso verboten, wie den Generalschlüssel ohne Vorliegen eines dringenden Notfalls zu benutzen. Smeeth war tatsächlich nicht da. Seine Räume wirkten, obwohl sie genauso ausgestattet waren wie alle Kabinen des Oberdecks, seltsam kahl und unbelebt.
    Was daran liegen mochte, überlegte Vileena, da ss er die meisten Nächte in ihrem Bett verbrachte.
    Auf dem Tisch am Sichtfenster, dessen Blende offenstand und das die glei ss ende Sternenfülle des galaktischen Zentrums zeigte, lagen Papiere. Tatsächlich vollgekritzelt mit Formeln, die sie nicht verstand, und Zahlen i n ungewohnter Schreibweise. Das konnte alles mögliche sein. Sie starrte ratlos darauf, kämpfte mit dem Impuls, die Blätter ordentlich zusammenzuschieben. Es war nicht nötig, ihn merken zu lassen, da ss sie hiergewesen war. Sie hob behutsam einige der Seiten hoch, doch auch darunter nichts als Formeln, Zahlen, Skizzen. Sie wollte schon aufgeben, alles wieder so hinlegen, wie sie es vorgefunden hatte, als sie es sah.
    Auf ein B latt hatte er eine Liste mit ve rmuteten Positionen geschrieben. Cajasteen-Sektor. Furkhat-Region. Astari-Haufen.
    Und so weiter. Nach und nach hatte er alle wieder verworfen, hatte die Namen durchgestrichen bis auf einen.
    Einen, den er überhaupt nicht hätte kennen dürfen.
    Yorsa.
    Bailan rannte den Gang entlang, an Leuten vorbei, die ihm schimpfend auswichen oder auch nicht, rannte und fluchte über seinen Fehler. Tausendmal verdammtes Utak! Wer war das noch gleich gewesen, der einmal den Verdacht geäu ss ert hatte, das Utak sei eine künstliche Sprache gewesen, mit Absicht so kompliziert und verwirrend und voller Fallstricke gestaltet, da ss ihr Gebrauch den Klügsten vorbehalten sein sollte? Er hatte recht, unbedingt.
    Bailan hatte versucht, die Zentrale oder den Tennant über den Kommunikator zu erreichen, aber er kam mit diesen Geräten immer noch nicht zurecht, hatte blo ss irgendwelche Maschinisten erreicht oder Bordschützen. Also rannte er, was das Zeug hielt.
    Man sah ihm nach. Man schimpfte. Man sprang zur Seite.
    Und an der Treppe hoch zur Zentrale hielt man ihn auf.
    Der Arm des Wachmannes war mindestens so dick wie Bailans Oberschenkel und gab so wenig nach wie ein Stahlträger. Den Unterkiefer hatte der Mann grimmig vorgeschoben. Er sah aus, als esse er Eisen zum Frühstück.
    »Keine Passage«, grollte eine Stimme wie ein verrosteter Baggermotor.
    »Ich mu ss in die Zentrale«, rief Bailan. »Sofort, oder es geschieht ein Unglück.«
    »Im Augenblick keine Passage«, wiederholte der verrostete Baggermotor.
    »Aber Sie kennen mich doch. Ich war erst vor kurzem in der Zentrale. Vor einem Gyr bin ich hier heruntergekommen, daran müssen Sie sich doch erinnern…«
    Stählern glänzende Augen betrachteten Bailan unbeeindruckt.
    »Ich erinnere mich. Du bist heruntergekommen. Das hei ss t, der Kommandant hat dich fortgeschickt. Wenn er dich wieder braucht, wird er dich rufen lassen. Und das werde ich dann wissen.«
    Bailan musterte den Kolo ss , schätzte die Chancen ein, mit einem kühnen Sprung an ihm vorbeizukommen. Das konnte er vermutlich vergessen. »Hören Sie«, versuchte er es noch einmal,
    »Tennant Kuton mu ss noch in der Zentrale sein. Das ist mein Vorgesetzter. Ich mu ss ihm dringend etwas sehr, sehr Wichtiges sagen.«
    »Ist das alles?« Der Wachmann zog einen Kommunikator hervor,

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