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Quest

Quest

Titel: Quest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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stand in einem anderen Text«, rief Bailan aus. »Einer der ersten Texte, die wir übersetzt haben. Die Yorsen haben im Grunde nur noch zwei Arten von Maschinen, molekulare und stellare. Mit den stellaren Maschinen versetzen sie Sonnensysteme und so weiter.«
    »Und Utak verwendet ganz andere Begriffe als wir«, fügte Tennant Kuton hinzu. »Es war eine Sprache der Wissenschaft, und ihre Struktur reflektiert die Weltsicht der damaligen Zeit. Es ist wirklich so kompliziert.«
    Quest gab einen bedrohlich klingenden Knurrlaut von sich.
    »Also gut. Das habe ich verstanden. Ich kann es mir zwar nur schwer vorstellen, aber ich habe verstanden, da ss das da drau ss en das gesamte Volk der Yorsen darstellt. Sie umkreisen ihren Planeten in vollkommenen, unzerstörbaren Maschinen, um - was zu tun? Zu welchem Zweck? Was soll das alles?«
    »Das war es, was ich zuerst falsch übersetzt hatte«, erwiderte Bailan. »Nichts. Sie tun nichts.«
    Einer der Raumüberwacher, ein Mann mit silberbuschigem Haar und vornehmer Haltung, schüttelte verwundert den Kopf und sagte: »Ich hatte erwartet, da ss die Begegnung mit einer fremden Rasse befremdlich sein würde. Aber das ist wirklich extrem.«
    »Das gibt es nicht«, sagte Quest. »Jedes Lebewesen tut etwas.
    Das ist geradezu die Definition des Lebens, da ss man ständig etwas tut. Weil man etwas tun mu ss . Man mu ss sich Nahrung beschaffen, mu ss sich reinigen, sich entleeren, nach einem sicheren Platz suchen, sich fortpflanzen und so weiter.«
    »Die Yorsen«, erklärte Bailan, »sagen von sich, da ss sie die höchste Stufe der Existenz erreicht haben. Sie müssen nichts mehr tun, weil alle Probleme gelöst sind. Also tun sie nichts mehr. Sie ruhen.«
    »Sie ruhen?«
    »Ja. Sie ruhen in fortwährender Ekstase.«
    Das Geräusch kollektiven Einatmens erfüllte die Zentrale.
    »Was? In Ekstase! « schnappte einer der Kommunikatoren, ein untersetzter Mann mit einer viel zu bunten Syrta.
    »Was hei ss t das, in fortwährender Ekstase?« murmelte ein anderer.
    Alle starrten plötzlich den gro ss en Bildschirm an und den Yorsen darauf. Neiderfüllt, so kam es Bailan vor. »Nun ja«, sagte er und spürte, wie er rot wurde. »So steht es geschrieben.
    Da ss die Yorsen ihr Leben in fortwährender Ekstase verbringen.
    Ich nehme an, das hei ss t genau das…«
    »Du meinst«, vergewisserte sich der Pilot mit wedelnden Handbewegungen, »so wie bei der Umarmung zwischen Mann und Frau? Da ss die das ständig haben…?«
    »Muntak!« mahnte jemand. »Wahrt die Form!«
    »Ich frage doch nur«, verteidigte sich der Pilot. »Und ich meine, dann wäre verständlich, da ss sie ungehalten werden, wenn man sie stört, oder?«
    Bailan fühlte regelrechte Hitze in sich brennen. Er hatte noch nie eine Frau umarmt, aber er kannte natürlich gewisse Gefühle aus gewissen heimlichen Betätigungen… »Ich kann nur sagen, was in den Texten geschrieben steht«, erwiderte er lahm und hätte gewettet, da ss ihm in diesem Moment seine Verfehlungen gegen die Regel der Keuschheit von der Stirn abzulesen waren.
    Einen Moment lang sagte niemand etwas. Aber jeder blickte das Bild des Yorsen an. Der in fortwährender Ekstase lebte.
    Einige atmeten so heftig, da ss man es hörte.
    »Unglaublich«, hörte er Muntak murmeln.
    Quests Gesichtsausdruck verdunkelte sich zusehends.
    »Tennant«, wandte er sich an Kuton, »können Sie bestätigen, was der Junge sagt?«
    »Also, ich bin schon etwas verblüfft, mu ss ich gestehen. Seine Kenntnisse des Utak sind wesentlich besser als meine, ich mü ss te mich erst mit einem Übersetzerprogramm eine Weile hinsetzen…« Der Tennant wand sich, fuchtelte mit dem Blatt herum. »Aber ich denke, er hat recht. Er hat bis jetzt immer recht gehabt, wenn es um Übersetzungen ging.«
    »Mit anderen Worten, es ist tatsächlich so, da ss das gesamte Volk der Yorsen seinen Planeten umkreist, eingeschlossen in unzugängliche Wundermaschinen und in niemals endende Ekstase versunken?«
    »Ich, ähm, also… ja.« Tennant Kuton nickte. »Ich denke, das ist es, was hier geschrieben steht.«
    »Schön.« Quest nickte grimmig. »Schön für die Yorsen.
    Wirklich beneidenswert.« Er sah sich um. »Und wie bitte sollen wir sie nun nach dem Planeten des Ursprungs fragen?«
    Bailan zuckte zusammen. Wenn die Mission der MEGATAO
    schon an dieser Stelle scheiterte, was würde dann aus den Heiligtümern werden?
    »Ich darf daran erinnern«, fuhr Quest donnernd fort, »da ss wir hierher gekommen sind, um mit den

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