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Quest

Quest

Titel: Quest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Lichtpunkte in verschiedenen Farben auf, gro ss e und kleine Kugeln, wie Seifenblasen, die einander umtanzten, dann wieder alle auf einmal innehielten, um sich darauf gemeinsam in eine andere Richtung zu bewegen.
    Manche von ihnen pulsierten, andere blinkten, und ab und zu blitzten helle Linien und Ebenen auf und vergingen wieder.
    Und der Yorse machte irgend etwas. Sein linker vorderer Arm mit drei dünnen Fingern und einem krallenförmigen Fortsatz am Ende bewegte sich durch das Ballett der leuchtenden Kugeln und Blasen, schien sie zu berühren, sie fangen zu wollen. Als wären die Lichtpunkte Armaturen, das yorsische Gegenstück zu Tasten und Hebeln.
    »Wissen Sie, was er da macht?« fragte Dawill.
    Smeeth schüttelte den Kopf. »Ich bin kein Yorsen-Experte, falls Sie das meinen. Ich habe keine Ahnung.«
    »Wie haben Sie sie damals auf sich aufmerksam gemacht?«
    »Wir haben gerufen«, sagte Smeeth. »Und mit den Armen gefuchtelt.«
    »Gerufen«, echote Dawill. Nun ja. Wie auch sonst. Er hob den Arm und winkte zaghaft. »Hallo!« schrie er. »Hallo, dürfen wir Euch etwas fragen?« Er kam sich ausgesprochen dämlich dabei vor und war beinahe froh, da ss der Yorse ihn weiterhin ignorierte.
    »Nicht so«, meinte Smeeth. »Wir müssen näher herangehen.
    Und dann alle auf einmal.« Dawill betrachtete das unebene Gelände vor ihnen. Es erschien ihm wie Hausfriedensbruch, einen Schritt über die Grenze des glattpolierten Felsens hinaus zu tun. »Also gut. Versuchen wir es. Tennant, passen Sie auf, da ss Sie nicht stürzen. Der Schwerkraftreduktor bewirkt nur, da ss Sie nicht zerquetscht werden, aber er kann Sie nicht davor schützen, hinzufallen.«
    »Ja, ja«, knurrte Leti säuerlich.
    Smeeth ging wieder voraus. Gespenstisch, wenn man daran dachte, da ss er vor vierhundert Jahren schon einmal hier gewesen war. Dawill folgte ihm und stellte fest, da ss es noch schwieriger war, sich über das unebene Gelände zu bewegen, als es ausgesehen hatte. Mehrmals war er selber in Gefahr zu stolpern, und er wu ss te, da ss die anderen es sahen. Hoffentlich waren sie dadurch wenigstens gewarnt.
    Vor der Mulde blieb Smeeth stehen, und Dawill gesellte sich zu ihm. Ob es sich bei dem milchigwei ss en Material in der Vertiefung tatsächlich um Eis handelte, war auch aus der Nähe schwer zu sagen. Der Yorse beachtete sie immer noch nicht, so wenig wie ein Mensch, der völlig von einer komplizierten Aufgabe in Anspruch genommen ist, eine Reihe von Fluginsekten beachtet hätte, die sich entlang seines Schreibtischs aufstellten.
    Tennant Leti gelangte ohne Sturz an Dawills Seite und warf ihm einen triumphierenden Blick zu, ehe er sich und die Sensoren seines Rekorders wieder auf den Yorsen konzentrierte.
    Hiduu und Crevel kamen rasch nach; für die durchtrainierten Piloten war das schwierige Gelände auch unter mehrfacher Schwerkraft kein wirkliches Hindernis.
    »Also, auf Drei«, sagte Daw ill, als sie alle nebeneinander standen, keine vier Mannslängen vor der Nase des Yorsen, wenn er ein solches Organ besessen hätte. »Eins… zwei…«
    Sie rissen alle zugleich die Arme in die Höhe, wedelten wild damit herum und schrien: »Hallo! Hallo!« wie Geisteskranke.
    Wenn der entsprechende Abschnitt der Aufzeichnung, dachte Dawill mit Unbehagen, jemals in die Kanäle der Bordunterhaltung gelangen sollte, dann war es vermutlich vorbei mit seiner Autorität.
    Nichts geschah. Der Yorse rührte sich nicht.
    »Noch einmal«, befahl Dawill grimmig. »Und etwas auffälliger, wenn ich bitten darf. Eins… zwei…«
    Wieder sprangen sie hoch, fuchtelten mit den Armen und brüllten sich die Lunge aus dem Leib.
    Diesmal war die Wirkung verblüffend. Der Yorse hielt inne, die Lichter erloschen, und mit einer geradezu blitzartigen Bewegung drehte sich das fremdartige Wesen auf dem Fleck herum und war im nächsten Augenblick verschwunden.
    »Wir haben ihn verscheucht«, stellte Crevel verdutzt fest.
    Leti schüttelte den Kopf. »Das kann ich mir irgendwie nicht vorstellen.«
    »Wir könnten…«, begann Hiduu, aber er kam nicht mehr dazu, fertig zusprechen, denn in diesem Moment war hinter ihnen eine Bewegung, ein Schatten, ein Geräusch, das sie schneller herumfahren lie ss , als unter der Schwerkraft Yorsas ratsam gewesen wäre.
    Da stand der Yorse. Keiner von ihnen hatte gesehen, wie er dahin gekommen war, aber jedenfalls, stand er vor ihnen, die drei Fühler auf seinem gigantischen Schädel bebend auf sie gerichtet, den Kopf langsam hin und her

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