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Quest

Quest

Titel: Quest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Durchgänge ma ss en an die zweihundert Mannslängen, dann betraten sie den Innenbereich. Die seltsamen Hügel und Rampen, die vereisten Mulden und dunklen Löcher taten sich vor ihnen auf wie eine bizarre Gebirgslandschaft. Aus der Nähe sah man, da ss in die Rampen kunstvolle Muster eingraviert waren und da ss die hellen Kästen aus einem durchscheinenden, perlmuttfarbenen Material bestanden. Doch abgesehen davon schien alles verlassen zu sein.
    Vielleicht, scho ss es Dawill durch den Kopf, ist ihr Projekt längst beendet. Der Gro ss e Rückzug abgeschlossen. Alle nichtmenschlichen Arten aus dieser Galaxis entfernt.
    »War bei Ihnen damals mehr los?« wandte er sich an Smeeth.
    Der schüttelte den Kopf. »Nein. Wir müssen warten. Das Schwerste ist, überhaupt ihre Aufmerksamkeit zu erregen.«
    »Gehen wir ein bi ss chen umher«, meinte Dawill.
    Sie wandten sich nach rechts, gingen langsam an der Innenseite des Walls entlang.
    Da rührte sich plötzlich etwas. Ein Wirbeln war in der Luft, etwas wie Rauch, wie ein Tanz grauer Schatten, die über einem der Hügel aufstiegen und mit dem Wind vergingen. Ein klagender, kratzender Laut ertönte. Dann war wieder Stille.
    Sie standen wie erstarrt. Unwillkürlich hatten sie sich Rücken an Rücken gestellt, blickten aufmerksam in alle Richtungen.
    Ihre Hände tasteten nach den Waffen, doch sie hatten keine mitgenommen, und so fa ss ten die Hände ins Leere.
    »Hat jemand eine Idee, was das war?« fragte Dawill.
    »Smeeth?«
    Der Mann aus der Vergangenheit schüttelte den Kopf. »Auf jeden Fall ist jemand hier.«
    Die Stille war erdrückend. Es schien auf merkwürdige Weise stiller als still zu sein, als beginne eine Art negative Stille sie einzuhüllen, die imstande war Laute aufzusaugen.
    »Gehen wir in die andere Richtung«, sagte Dawill, und seine Stimme klang dumpf.
    In diesem Augenblick erscholl wieder dieser klagende Laut, näher diesmal und lauter, und im nächsten Moment hob sich direkt vor ihnen der gewaltige K opf eines Yorsen aus dem Boden.

 
     
    4
     
    EINEN YORSEN AUF DEM BILDSCHIRM zu sehen, selbst in einer dreidimensionalen Projektion, war eine Sache. Einem Yorsen leibhaftig gegenüberzustehen, eine ganz andere.
    Der Kopf war riesig - ein stumpfgrauer, flachgedrückter Ballon, übermannshoch, fleckig an manchen Stellen und schrundig an anderen. Die drei Fühler wippten auf und ab wie die Äste jerdobanischer Peitschenbäume, und sie liefen in dürre, graue Haarbüschel aus. Die knopfartigen Knubbel auf den Wülsten unterhalb des Kopfes pulsierten, immer drei nebeneinander, als bahne sich darunter gerade ein Parasit den Weg ins Freie. Aber dann bewegte sich der Kopf weiter, zur Seite, und der restliche Körper kam aus dem Loch hervor. Der Yorse beachtete die fünf Menschen überhaupt nicht, schien sie nicht einmal zu bemerken.
    Zu Dawills ma ss loser Überraschung bewegte sich das fremde Wesen kriechend fort. Das, was sie für ein zweites Armpaar gehalten hatten, waren in Wahrheit vordere Beine, das hintere Beinpaar stand in einem absurden Winkel in die Höhe, und die Bewegung wurde von mehreren Kränzen dicker Borsten unterstützt, die aus Falten der Bauchseite hervorkamen und von denen bisher niemand etwas gewu ss t hatte. Mit erstaunlicher Geschwindigkeit, schneller als ein Mensch hätte rennen können, wuselte der Yorse eine der Rampen hinauf, die wie eine Sprungschanze über einem zugefrorenen Becken endete, und hielt an deren oberem Ende abrupt an.
    »Bei allen Sternstra ss en«, murmelte Hiduu, »ist der riesig.«
    »Er ignoriert uns«, sagte Tennant Leu.
    »Er hat uns überhaupt nicht bemerkt«, meinte Smeeth.
    Es war nach jedem denkbaren Ma ss stab ein riesiges Lebewesen. Der Körper ma ss we nigstens acht Mannslängen, wenn nicht zehn, und der Körperumfang war beachtlich, grö ss er als bei jedem anderen Yorsen, den sie je in einem der Kristalle oder auf einer Abbildung gesehen hatten. Dawill fragte sich, ob die Yorsen bei all ihrer Weisheit womöglich doch noch mit persönlichen Problemen wie Übergewicht oder dergleichen zu kämpfen hatten.
    Sie setzten sich in Bewegung, unwillkürlich, ohne da ss es eines Befehls dazu bedurft hätte. Erst zögernd, dann immer strammer marschierten sie am Innenrand des Walls entlang, um einen besseren Blick zu bekommen auf das, was der Yorse tat.
    Die zugefrorene Mulde war anscheinend doch nicht das, wo für man sie auf den ersten Blick gehalten hatte, jedenfalls glommen in der Luft darüber plötzlich helle

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