Queste der Helden (Band 1 im Ring der Zauberei)
zugänglich“, ertönte eine schroffe Stimme.
In den Kreis herein trat ein Krieger in seinen 50ern, breit und stämmig, mit Glatze, kurzem Bart und einer Narbe, die sich über seine Nase zog. Er sah aus, als wäre er schon sein ganzes Leben Berufssoldat—und den Abzeichen auf seiner Rüstung, der goldenen Nadel an seiner Brust nach zu schließen, war er ihr Kommandant. Thors Herz schlug bei seinem Anblick schneller: ein General.
„Ich wurde nicht eingeladen, Herr“, sagte Thor. „Das ist schon richtig. Doch es ist mein Lebenstraum, hier zu sein. Alles, was ich will, ist eine Chance, zu zeigen, was ich kann. Ich bin so gut wie jeder andere dieser Rekruten. Gebt mir nur eine Chance, es zu beweisen. Ich bitte Euch. In die Legion zu kommen ist das Einzige, wovon ich je geträumt habe.“
„Das Schlachtfeld ist nichts für Träumer, Junge“, kam die schroffe Antwort. „Es ist für Kämpfer. Es gibt keine Ausnahme für unsere Regeln: Rekruten werden ausgewählt.“
Der General nickte, und der Wachmann trat mit den Ketten in der Hand auf Thor zu.
Doch plötzlich trat der Ritter aus der königlichen Familie vor und hob die Hand, dem Wachmann Einhalt gebietend.
„Vielleicht wäre es bei Gelegenheit möglich, eine Ausnahme zu machen“, sagte er.
Der Wachmann blickte ihn fassungslos an; offensichtlich wollte er etwas dazu sagen, musste aber aus Respekt vor einem Mitglied der königlichen Familie seine Zunge in Zaum halten.
„Ich bewundere deinen Schneid, Junge“, fuhr der Ritter fort. „Bevor wir dich wegschicken, würde ich gerne sehen, was du drauf hast.“
„Aber Kendrick, wir haben unsere Regeln—“, sagte der General mit offensichtlichem Missmut.
„Die königliche Familie schreibt die Regeln“, antwortete Kendrick schroff, „und die Legion untersteht der königlichen Familie.“
„Wir unterstehen Eurem Vater, dem König—nicht Euch“, widersprach der General, ebenso ungehalten.
Es war ein Kräftemessen, die Luft war spannungsgeladen. Thor konnte kaum fassen, was er da angezettelt hatte.
„Ich kenne meinen Vater und weiß, was sein Wille wäre. Er würde wollen, dass dieser Junge eine Chance erhält. Und genau das werden wir tun.“
Nach einigen weiteren angespannten Momenten gab der General schließlich nach.
Kendrick drehte sich zu Thor um und blickte mit braunen, eindringlichen Augen direkt in die seinen; das Gesicht eines Prinzen, aber auch eines Kriegers.
„Du bekommst eine Chance von mir“, sagte er zu Thor. „Sehen wir mal, ob du das Ziel dort treffen kannst.“
Er zeigte auf einen Heuballen weitab am anderen Ende des Feldes, mit einem winzigen roten Fleck in der Mitte. Mehrere Speere steckten bereits im Ballen, doch keiner davon im roten Bereich.
„Wenn du das schaffst, was keiner der anderen Jungen geschafft hat—wenn du die Markierung von hier aus treffen kannst—dann darfst du dich uns anschließen.“
Der Ritter trat zur Seite, und Thor fühlte alle Augen auf sich ruhen.
Er erblickte ein Gestell voller Speere und betrachtete sie sorgfältig: sie waren von höherer Qualität, als er je welche gesehen hatte, aus solider Eiche, mit feinstem Leder umwickelt. Sein Herz pochte, als er vortrat und sich mit dem Handrücken das Blut von der Nase wischte, nervöser als je zuvor in seinem Leben. Es war klar, dass ihm eine nahezu unmögliche Aufgabe gestellt wurde. Doch er musste es versuchen.
Thor streckte die Hand aus und wählte einen Speer, nicht zu lang, nicht zu kurz. Er wog ihn in der Hand—er war schwer, solide. Nicht so wie die, die er zuhause verwendete. Aber er lag ihm gut in der Hand. Er hatte das Gefühl, dass er es mit ihm vielleicht sogar tatsächlich schaffen konnte, sein Ziel zu treffen. Immerhin war Speerwerfen die Fertigkeit, die er gleich nach Steinschleudern am besten beherrschte, und die vielen Tage des Umherziehens in der Wildnis hatten ihm ausreichend Übungsmöglichkeiten beschert. Er war immer schon in der Lage gewesen, Ziele zu treffen, die sogar seine Brüder verfehlten.
Thor schloss die Augen und holte tief Luft. Falls er verfehlen sollte, würden die Wachen über ihn herfallen und ihn ins Gefängnis schleppen—und seine Chancen, zur Legion zu kommen, würden für immer ruiniert sein. Alles, wovon er je geträumt hatte, lag in diesem Augenblick.
Er betete zu Gott, so stark er nur konnte.
Ohne zu zögern öffnete Thor die Augen, machte zwei Schritte vorwärts, holte aus und schleuderte den Speer.
Mit angehaltenem Atem sah er zu, wie er durch
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