Quicksilver
demonstrandum …
Und die unaufhaltsamen galériens schienen plötzlich mitten in der Szene aufzutauchen und sie mit ihrem Lied zu übernehmen:
Ob er will oder nicht,
irgendwie ist alles dumm
wenn die Prädestination ihn legt in Eisen!
Er kann nichts entscheiden,
sein Wille gehört nicht ihm,
und sein Schicksal verläuft in festen Gleisen!
Und dann wieder der Priester:
Der Papst würde sagen, dass einer,
der für seine Taten Gott verantwortlich macht,
entweder so dumm wie Bohnenstroh ist
oder verloren an des Satans Macht.
Die Erstern sollten darauf achten
Zu tun, was man ihnen sagt, zum Glück!
Die Letztern reißen sich besser am Riemen
Und kehren in den Schoß der Kirche zurück.
Quod erat demonstrandum. Quod erat demonstrandum …
Und dann wieder die galériens , die offensichtlich gern geblieben wären, um diese Debatte fortzuführen, jedoch von den Wachen südwärts, immer weiter südwärts getrieben wurden:
Wir werden Schiffe rudern
von der Rhône sonnigen Ufern,
denn Gott sagte einst, wir müssten.
Falls die Frage Euch bewegt,
auch Ihr, Jack, seid in Ketten gelegt
von Eures Körpers Launen und Lüsten.
Jetzt wurden sie sozusagen »von der Bühne« gezerrt, und zwar auf eine komische Art und Weise: Ein Aufseher ritt an die Spitze der Kolonne, warf das Ende der Kette über den Knauf seines Sattels und gab seinem Pferd die Sporen. Die sich straffende Kette lief frei durch die Halsschlingen der galériens , bis sie den letzten Mann in der Schlange heftig nach vorne riss, sodass er mit dem Rücken seines Vordermannes zusammenstieß, und der wiederum mit dem Sklaven vor ihm, et cetera , gewissermaßen in einer Kettenreaktion , bis die ganze Kolonne ziehharmonikaartig zusammengeschoben war und in Richtung Mittelmeer davongezerrt wurde.
Zur gleichen Zeit fiel der Rest der Prozession durch das Stadttor in das hübsche Paris ein. Die Skelette, die bis dahin ausgesprochen bedrückt gewesen waren, fingen plötzlich an, sich selbst auseinander zu nehmen und mit Schenkelknochen auf sich und ihre Nachbarn zu klopfen, um eine melodische Xylophonie zu erzeugen. Der Priester sprang auf den Leichenwagen und begann, in einem wohlgestalteten, Glas zum Bersten bringenden Countertenor eine neue Melodie zu schmettern:
O Jääääck -
es ist klar, dass einer wie du sich scheiße fühlt
o Jääääck -
hab nie einen gesehen, der sich so reingewühlt
hat wie Jääääck -
Prügelstrafe wäre nicht genug,
die Strääääckbank
wäre zu gut für dich,
wär’ nämlich zu lasch für
diesen Zwääääck -
selbst wenn auf deinem Rücken die ganze Haut
wär’ wäääg -
nicht nur böse,
sondern auch noch dumm wie Stroh,
kein Stück Charisma und an Cleverness
mangelt’s ebenso,
das Hirn, das Gott dir gab,
ist jetzt ungelogen
den Orkus hinab,
doch das kratzt dich wie’n Floh,
du stinkst!
Da führt kein Weg dran vorbei,
es stimmt, Jack, ganz ohne Zänkerei,
du stinkst!
Und so weiter; doch dann gab es eine kleine Pause in der Musik, verursacht durch ein kleines, einfach entzückendes französisches Mädchen in einem weißen Kleid, das Jack als die Aufmachung erkannte, in der junge Papisten zu ihrer ersten Kommunion gingen. Strahlend – aber bedrückt. Der Priester zügelte die Maulesel, sprang von dem Leichenkarren und hockte sich neben sie.
»Segnet mich, Vater, denn ich habe gesündigt!«, sagte das kleine Mädchen.
Ahhhh , entfuhr es den Skeletten, Leichen, Totengräbern, Fischweibern et cetera , die einen großen Kreis gebildet hatten, als wollten sie einer Schlägerei unter Iren beiwohnen.
»Glaub mir, Mädchen, du bist nicht allein!«, brüllte ein Fischweib durch die zum Trichter geformten Hände; die anderen grinsten und nickten beifällig.
Der Priester zog seine verdreckte Soutane hoch, rückte noch näher an das Mädchen heran und hielt sein Ohr an ihre Lippen; sie flüsterte etwas hinein; er schüttelte den Kopf in aufrichtigem Entsetzen, das jedoch nur von extrem kurzer Dauer war; dann stand er auf, streckte sich zu seiner vollen Größe und sagte über die Schulter etwas zu ihr. Sie faltete die Hände und schloss die Augen. Ganz Paris fiel in Schweigen und jedes Ohr lauschte angestrengt, als sie mit ihrer Piepsstimme ein kleines papistisches Gebet auf Latein betete. Dann schlug sie ihre himmelblauen Augen auf und schaute bang zu dem Priester empor – dessen undurchdringliches Gesicht sich plötzlich, während er das Kreuzzeichen über ihr machte, zu einem
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