Quicksilver
ihn.«
»Wie bitte?«
»Umbringen, ermorden. Führen wir seinen Tod herbei, damit er Euch nicht mehr plagen kann.«
Daniel war entsetzt. »Das ist ein höchst bizarrer Gedanke -«
»Aber woher denn. Und irgendetwas in Eurem Tonfall verrät mir, dass er Euch gefällt.«
»Warum sagt Ihr ›wir‹? Ihr habt mit meinen Problemen nichts zu schaffen.«
»Ihr habt einen hohen Rang in der Royal Society.«
»Ja.«
»Ihr kennt viele Alchimisten.«
»Ich wünschte, ich könnte es leugnen.«
»Ihr kennt Lord Upnor.«
»Ja. Ich kenne ihn schon genauso lange wie Jeffreys.«
»Upnor besitzt meine Geliebte.«
»Verzeihung – habt Ihr gesagt, er besitzt sie?«
»Ja – Jeffreys hat sie ihm während der Blutigen Assisen verkauft.«
»Taunton – Eure Geliebte ist eines von den Schulmädchen von Taunton.«
»Ganz recht.«
Daniel war fasziniert. »Ihr habt so etwas wie einen Pakt im Sinn.«
»Wir beide werden die Welt von Jeffreys und Upnor befreien. Ich bekomme meine Abigail, und Ihr verlebt Euer letztes Jahr, oder wie viel Zeit Euch Gott nun gewährt, in Frieden.«
»Ich will ja nicht zittern und zagen, Sergeant -«
»Nur zu! Meine Männer tun es unentwegt.«
»- aber darf ich Euch daran erinnern, dass Jeffreys der Lordkanzler des Reiches ist?«
»Nicht mehr lange«, verkündete Shaftoe.
»Woher wisst Ihr das?«
»Er hat es durch seine Vorgehensweise ja so gut wie zugegeben! Ihr seid weshalb in den Tower geworfen worden?«
»Weil ich als Vermittler für Wilhelm von Oranien aufgetreten bin.«
»Das ist ja Verrat – man hätte Euch dafür aufhängen, strecken und vierteilen müssen! Aber man hat Euch weshalb am Leben gelassen?«
»Weil ich Zeuge der Geburt des Prinzen gewesen bin und als solcher die Legitimität des nächsten Königs bestätigen kann.«
»Was bedeutet es also, wenn Jeffreys nun beschlossen hat, Euch zu töten?«
»Dass er den König – was sage ich, die ganze Dynastie – abgeschrieben hat und sich zur Flucht bereitmacht. Ja, jetzt verstehe ich Euren Gedankengang, danke, dass Ihr so geduldig mit mir wart.«
»Wohlgemerkt, ich verlange nicht von Euch, dass Ihr zur Waffe greift oder sonst etwas tut, das Euch schlecht ansteht.«
»Mancher würde das als Beleidigung ansehen, Sergeant, aber -«
»Obwohl mein Groll hauptsächlich Upnor gelten mag, war dessen erste Ursache doch Jeffreys, und ich würde nicht zögern, mein Rapier zu schwingen, wenn er mir zufällig seinen Hals zeigte.«
»Hebt Euch das für Upnor auf«, sagte Daniel nach kurzem Schweigen, um einen Entschluss zu fassen. In Wirklichkeit hatte er sich längst entschlossen, aber er wollte so tun, als dächte er darüber nach, damit Bob Shaftoe ihn nicht als jemanden sah, der solche Dinge auf die leichte Schulter nahm.
»Ihr seid also auf meiner Seite.«
»Es geht nicht so sehr darum, dass ich auf Eurer Seite bin, sondern dass fast ganz England auf unserer und wir auf seiner Seite sind. Ihr sprecht davon, Jeffreys mit der Kraft Eures rechten Arms zu Tode zu bringen. Doch ich sage Euch, müssten wir uns auf Euren Arm verlassen, so stark er auch sei, würden wir scheitern. Aber da, wie ich glaube, England auf unserer Seite ist, brauchen wir nichts weiter zu tun als ihn zu finden und mit deutlicher Stimme zu sagen: ›Der Bursche hier ist Lord Jeffreys‹, und sein Tod wird folgen, als gehorche das einem Naturgesetz, wie eine Kugel, die eine Rinne hinunterrollt. Das ist es, was ich meine, wenn ich von Revolution spreche.«
»Ist das ein französischer Ausdruck für ›Rebellion‹?«
»Nein, Rebellion ist das, was der Herzog von Monmouth getan hat, sie ist eine kleine Störung, eine Verirrung, zum Scheitern verurteilt. Die Revolution gleicht dem Kreisen der Sterne um den Pol. Sie wird von unsichtbaren Kräften angetrieben, sie ist unerbittlich, sie bewegt alles gleichzeitig, und Menschen mit Urteilsvermögen verstehen sie, sagen sie voraus und profitieren davon.«
»Dann suche ich mir am besten einen Mann mit Urteilsvermögen«, brummelte Bob Shaftoe, »anstatt mir mit einem glücklosen armen Teufel die Nacht um die Ohren zu schlagen.«
»Ich habe bis jetzt einfach nicht verstanden, wie ich von der Revolution profitieren könnte. Ich habe alles für England und nichts für mich selbst getan, und mir hat jegliches Organisationsprinzip zur Gestaltung meiner Pläne gefehlt. Nie hätte ich es gewagt, mir vorzustellen, ich könnte Jeffreys niederstrecken!«
»Als vagabundierender Abenteurer und Soldat stehe ich Euch stets als
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