Quintessenzen
oder Tanzen durch die Gegend schleuderst, sondern elementar und molekular.
Die Lebens-, Nahrungs- und Genussmittel, die wir zu uns nehmen, sind entweder neutral, transportieren Freude oder Leid. Welche Menge an Leid dein Körper gefahrlos zu sich nehmen kann, hängt daher auch von deinen Lebensumständen jenseits des Steakhauses ab. Die Zukunft wird hier einige Fortschritte bringen, nicht nur in Form von Fleisch aus dem Reagenzglas. Vielleicht kommt ja auch jemand auf die Idee, glücklich gewachsenen, grasgefütterten Rindern kurz vor ihrem natürlichen Lebensende Witze vorzulesen, während ein Kollege sie von hinten erschießt; damit wäre das Leid jedenfalls einigermaßen vom Tisch und Braten gäb’s endlich wieder nur sonntags.
2) No milk today! (U nd morgen auch nicht.) Wird ein Zwölfjähriger von seiner Mutter öffentlich gestillt, finden wir das instinktiv seltsam oder obszön, jedenfalls unnatürlich. Dennoch sind unsere Supermarktregale randvoll mit Muttermilchprodukten. Sofern wir die zu uns nehmen, übersehen wir wenigstens dreierlei: 1) Es handelt sich um Säuglingsmundraub, denn die Milch, die wir trinken, entgeht dem Kalb (das mit Zucker gemästet wird, während Mutti in der Illusion lebt, was da gierig an ihren Zitzen hängt, sei Kindesmund, nicht Saugroboter. 2) Was »frisch«, »längerfrisch« oder »H« in unseren Regalen steht, kommt auf dem Planeten Erde natürlich nicht vor. Muttermilch wird nach spätestens zwei Tagen sauer und ungenießbar, unsere »Milch« ist das Produkt von Erhitzung, Sterilisierung sowie zentrifugaler Molekularzertrümmerung und -neuzusammensetzung, eine Substanz, die sämtliche innerkörperlichen Membrane durchdringt und unerkannt für viele interessante Krankheiten sorgen kann. 3) Erwachsene Gorillas reißen auch ohne Milchkonsum Bäume aus (und müssen nie wegen Osteoporeose zu Daktari). Da tritt dann die Geschmackfrage in den Hintergrund (beantwortet sich aber ebenfalls von selbst, sofern du mal ein halbes Jahr auf Milch verzichtest und danach versuchst, welche zu trinken. Dann nämlich wird dir schon vom Geruch so übel wie vom Anblick der oben erwähnten Jugendlichenstillerin).
3) If man made it, don’t eat it . Klingt radikal spaßfeindlich, hat aber Hand und Fuß. Ohne nun auch noch hier allzu tiefsinnig werden zu wollen: Der menschliche Körper ist großartig und bewundernswert konstruiert, aber längst nicht so fix und anpassungsfähig wie z. B. die von Menschen erfundene Nahrungsmittelindustrie. Bevorzuge daher Klassiker, nicht nur bei der Lektüre, auch beim Essen. Nur sehr wenig von dem, was Lebensmitteldesigner sich alles einfallen lassen, ist tatsächlich zum Verzehr geeignet, also handle nach dem Merksatz: Wenn auf der Zutatenliste irgendwas steht, was ein Achtjähriger nicht unfallfrei vorlesen kann, nimm es nicht in den Mund.
Energiro
Wir sind alle Energiebündel und haben das innere Potenzial, diverse Großstädte zu sprengen, aber im Alltag sollten wir uns doch erinnern, dass unser Energiekonto einem profanen Girokonto durchaus ähnelt. Damit du jeden Morgen an deinem Lebensplatz erscheinst, erhältst du ein Guthaben, und auf der Soll-Seite deines Kontoauszugs stehen all die vielen kleinen Positionen, die dich Energie kosten. Liebeskummer, Unzufriedenheit, Daueraufträge an Energievampire.
Die Ein- und Ausgänge sind nicht von Gott gemacht oder in Stein gemeißelt. Du kannst sowohl die Energiezufuhr verändern als auch den Abfluss von Mitteln, indem du deine Lebenssituation veränderst. Du kannst dir eine tägliche Beschäftigung suchen, für die man dir mehr Energie überweist, genauso kannst du deine Ausgaben kürzen, indem du die Wohnung wechselst, ein paar Abos weglässt oder den nächsten Urlaub mit dir selbst verbringst. Zudem gibt’s in der Welt der Energiefinanz haufenweise Zweitjobs. Man wird zum Beispiel dafür honoriert, still auf dem Boden zu sitzen und an nichts zu denken. Oder dafür, eine halbe Stunde lang einfach nur mit geschlossenen Augen im Wind zu stehen. Oder sich auf den Rücken zu legen und in einem salzigen Meer treiben zu lassen. Man wird sogar dafür entlohnt, sich immer wieder dieselbe Musik anzuhören. Oder dafür, dass man einfach ans → Jetzt denkt und nicht an gestern oder morgen. Es gibt Unmengen Möglichkeiten, seine Einnahmen deutlich zu erhöhen, und die meisten erfordern wenig Zeit und sind steuerfrei. So gesehen ist die Energiewelt das Paradies. Oder wenigstens eine Oase.
Die Schattenseite ist, dass es
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