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Quipu

Quipu

Titel: Quipu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Vidal
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… Aber auch ohne das alles halten die Maultiere, und wenn sie noch so gut sind, nicht länger als zwei oder drei Tagesmärsche zu zehn Meilen täglich durch, denn in vielen Gegenden finden sie nichts zu fressen, sodass ihr auch Trockenfutter mitführen müsst. Wir werden aber versuchen, nur erfahrene Tiere zu nehmen.«
    »Und unser Proviant?«, fragte Umina.
    |283| »Ihr solltet eine ordentliche Menge Speck mitnehmen, und auch vorgegartes Fleisch, Trockenwurst, Reis, Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch und Zitronen als Essigersatz, denn der ist dort rar. Eier mitzunehmen empfiehlt sich nicht, sie gehen nur zu Bruch und sind außerdem in den Dörfern leicht zu bekommen.«
    »Dann werde ich mich gleich darum kümmern«, sagte die Mestizin.
    »Ich begleite Sie«, bot Sebastián sich an.
    Doch Zúñiga schüttelte den Kopf. »Nach allem, was passiert ist, halte ich das für keine gute Idee. Umina, nimm, wenn du in die Stadt gehst, besser jemanden mit, der sich dort auskennt. Ich werde derweil mit Fonseca die letzten Einzelheiten besprechen.«
    »Dann nehme ich Qaytu mit.«
    »Qaytu sucht gerade die Maultiere aus und hat deshalb sehr wenig Zeit. Ich besorge dir einen anderen vertrauenswürdigen Begleiter.«
    Als sie sich von der jungen Frau verabschiedet hatten, bat Don Luis den Ingenieur, ihn zu den Stallungen zu begleiten, wo er ihm zwei stattliche Pferde zeigte.
    »Die sind für Sie und Umina. Sie wurden in den Anden zugeritten und haben diese Reise bereits viermal zurückgelegt.«
    Nachdem sie die Waffen ausgesucht hatten, versorgte er Sebastián noch mit warmen Sachen, dicken Stiefeln, einem Schal und einem Poncho aus Vikunja-Wolle, der ihm bis über die Knie reichte. Und für das Nachtlager gab er ihm eine leichte Wollmatratze, deren Unterseite mit Leder wasserdicht gemacht war.
    »Ihre Hängematte schützt gut vor Feuchtigkeit und Schmutz«, erklärte er, »aber in den Anden nutzt sie Ihnen wenig, denn Sie werden dort kaum Bäume finden. Und auch in den Unterständen ist es nicht möglich, sie aufzuhängen, da sie sehr niedrig sind. Diese Matte können Sie problemlos über das Maultier legen und haben sie so abends gleich zur Hand.«
    Mit solchen und ähnlichen Vorbereitungen waren sie gerade beschäftigt, als Uminas Begleiter hereingestürmt kam und atemlos ausrief: »Señor! Es ist etwas ganz Schreckliches passiert!«
    |284| Der arg geschundene Mann zeigte auf den Strick, den man ihm um den Hals gelegt hatte und der den unverwechselbaren Koten aufwies, den Sebastián sofort erkannte.
    »Sie haben Umina entführt.«

|285| Carvajal
    L uis de Zúñiga war nicht in der Lage, Sebastián zu beruhigen, der nervös am Zaun der Viehweide auf und ab schritt. Hinter ihnen ruhten sich zwanzig bewaffnete Männer aus. Ihr Anführer war Gálvez, ein
criollo
und ehemaliger Unteroffizier, der seine Erfahrung nun an den Meistbietenden verkaufte. Unter normalen Umständen wäre er nicht Don Luis’ erste Wahl gewesen. Doch seine Patrouille war die einzige, die beabsichtigte, nach Cuzco zu reisen, um die Sicherheitskräfte der Stadt zu verstärken. Und so hatte Don Luis ihn mit einer ordentlichen Belohnung gelockt, sich mit seinen Leuten dem Zug anzuschließen.
    Drei Tage hatten sie mit den Maultiertreibern geübt, ohne sich auch nur eine Minute Ruhe zu gönnen. Und so hatten Sebastián und Qaytu es geschafft, alle einigermaßen aufeinander abzustimmen, damit sie den Zug schützen konnten.
    »Sie sollten sich ausruhen«,empfahl Zúñiga. »Sie sind erschöpft.«
    »Wir haben keine Zeit zu verlieren. Jede Stunde zählt«, drängte der Ingenieur.
    Carvajal und Montilla hatten bereits einen Vorsprung von zwei Tagen. Und vor allem hatten sie Umina in ihrer Gewalt. Ihre Entführer hatten keinerlei Interesse gezeigt, auch ihren Begleiter mitzunehmen, sondern ließen ihn laufen, damit er Bericht erstatten konnte.
    »Sie wissen genau, dass ich mich auch um Umina sorge, aber jede Nachlässigkeit wird Sie unterwegs teuer zu stehen kommen, glauben Sie mir. So ein Maultierzug ist etwas ganz anderes als eine Militärkolonne.«
    |286| Er wies auf Qaytu, der gerade dabei war, die letzten der rund fünfzig Maultiere auszuwählen. Er untersuchte die Reittiere mit großer Sorgfalt, probierte die einen aus, wies die anderen zurück, ohne dass seine Gründe auf den ersten Blick ersichtlich waren.
    »Warum hat er die dort ausgesondert?«, fragte Sebastián, ungeduldig auf die Tiere weisend, die sich in einem Gatter drängten.
    »Sie sind zu jung«,

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