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Quipu

Quipu

Titel: Quipu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Vidal
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hervorragend zum Feuermachen geeignet war. Anschließend ließ er einen Weinschlauch mit Schnaps herumgehen. Dann bereitete er einen
chupe
zu, einen pikanten Eintopf, bestehend aus getrockneten Kartoffeln, Kürbis, Bohnen,
ají
-Pfeffer, Hochlandkäse und gedörrtem Lammfleisch. Und er sorgte dafür, dass Sebastián ein paar Kokablätter zum Kauen und beim Essen wie am Feuer den Vorzug erhielt.
    Indessen unterhielt sich Gálvez mit den Indios. Er wusste mit den Eingeborenen umzugehen und wurde als Kreole nicht von ihnen angefeindet, zumal er auch noch gut Quechua sprach.
    Nach einer Weile begab Gálvez sich zu Sebastiáns Lager und überbrachte ihm die Neuigkeiten.
    »Diese Indios sagen, die Wege seien ziemlich gut. Allerdings seien die Indios mancherorts recht aufrührerisch.«
    »Haben sie Carvajals und Montillas Expedition getroffen?«
    »Ich glaube,ja. Sie sprechen von einer Gruppe von fünfzig Männern. Einer der Anführer habe einen großen schwarzen Hund dabei. Das muss Carvajals Spanische Dogge sein.«
    »Und Umina? Haben Sie etwas über Umina in Erfahrung gebracht?«, fragte der Ingenieur beklommen.
    »Von einer Frau haben sie nichts erzählt.«
    »Das kann nicht sein!«, rief Sebastián alarmiert aus.
    »Beruhigen Sie sich. Sie haben bestimmt nicht gewagt, sie zu töten.«
    »Sind sie uns weit voraus?«
    »Ungefähr zwei Tage.«
    »Wir müssen unseren Marsch beschleunigen«, drängte Sebastián.
    »Wir können unmöglich noch schneller reisen. Sehen Sie sich an. Sie sind am Ende Ihrer Kräfte.«
    »Ich halte das schon durch.«
    »Das werden Sie nicht. Glauben Sie mir.«
    |296| »Was passiert, wenn sie vor uns an die Brücke über den Apúrimac gelangen?«
    »Dann ist alles möglich.«
    »Was würden Sie an Carvajals Stelle tun?«
    »Ich würde sie zerstören, um uns zu einem Umweg zu zwingen, der uns eine ganze Woche kostet.«
    Sebastián fand danach nur mit Mühe in den Schlaf. Was mochte Umina zugestoßen sein? Warum war sie nicht bei der Expedition dabei? Er ging sämtliche Möglichkeiten durch und fand sie alle so erschreckend, dass er sie schnell wieder zu verdrängen suchte. Er holte den Obsidianspiegel hervor und betrachtete sein fiebriges Spiegelbild, bis er endlich doch einschlief, jenen Gegenstand umklammernd, dem der unauslöschliche Geruch der Mestizin anhaftete.
     
    Am nächsten Morgen wurde er von Geschrei geweckt. Es war Gálvez, der sich mit Qaytu stritt. Um sie herum war alles in Raureif gehüllt, der sich auch auf ihre Gerätschaften gelegt hatte, die nun steif wie getrockneter Thunfisch waren. Qaytu wollte warten, bis die Sonne die Luft etwas erwärmt hätte, während Gálvez sich unverzüglich auf den Weg machen wollte.
    Im Blick des Maultiertreibers spürte Sebastián abgrundtiefe Bitternis, als er dem Kreolen schweren Herzens zustimmte. Er war sich sicher, dass Qaytu die Weiterreise nur deshalb aufschieben wollte, weil Sebastián sich von der Höhenkrankheit erholen sollte.
    Während er, noch sichtlich geschwächt, neben Gálvez einherritt, legte der ehemalige Unteroffizier noch einmal den Finger in die Wunde.
    »Dieser Qaytu ist so stur wie sein Maultier. Wenn man diese Indios gewähren lässt, benehmen sie sich wie Zuchtesel. Wissen Sie, wie man es schafft, diese mit Stuten zu kreuzen?«
    Verstimmt zuckte Sebastián mit den Achseln. Der Ton der Unterhaltung gefiel ihm nicht. Doch der Kreole schien das nicht zu bemerken.
    |297| »Das Schwierigste ist, einen Esel dazu zu bringen, sich wie ein Pferd zu fühlen. Deshalb muss man eine trächtige Stute bis zur Niederkunft in einen dunklen Raum sperren. Dann nimmt man ihr das Fohlen weg, tötet und häutet es. Dieses Fell legt man danach einem neugeborenen Esel über und bringt diesen dann zu der Stute, die ihn so für ihr Junges hält und bereitwillig aufzieht. Später nehmen diese Esel ihre Rolle so ernst, dass sie sogar die Eselinnen verschmähen.«
    Da hielt Sebastián sein Pferd an und sah dem ehemaligen Offizier in die Augen:
    »Hören Sie mir gut zu, Gálvez, denn ich werde nicht wiederholen, was ich jetzt sage. Es war das letzte Mal, dass Sie sich mit Qaytu vor den anderen Männern gestritten haben. Er kann nicht sprechen, und Sie haben kein Recht, ihn bloßzustellen. Wenn Ihnen irgendetwas nicht genehm ist, dann sagen Sie es ihm, wenn ich dabei bin. Und achten Sie darauf, dass Sie nie wieder in dieser Art über ihn sprechen. Haben Sie mich verstanden?«
    »Ich habe verstanden, Señor.«
    Als Sebastián Gálvez davontrotten sah,

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