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Quipu

Quipu

Titel: Quipu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Vidal
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aussagen zu wollen. Am meisten überraschte den Ingenieur,dass er mit keinem Wort das Schiffsmodell erwähnte, wo er ihn gefunden hatte. Will er mich schützen?, fragte er sich. Aber warum sollte er das tun?
    Kaum war der Zimmermann wieder draußen, kam der Obermaat mit Sebastiáns lederner Brieftasche herein, die man in seinem Versteck gefunden hatte. Sebastián atmete unmerklich auf und beglückwünschte sich zu seiner Vorsicht, die Chronik unter einer Schiffsplanke hinter den Fässern versteckt zu haben.
    Der Kapitän entnahm der Brieftasche Boncalcios Schreiben, in dem dieser Sebastián nahelegte, die Iberische Halbinsel zu verlassen. Als er es gelesen hatte, reichte er es an Montilla und den zweiten Offizier weiter.
    »Señor de Fonseca«, sagte Valdés ernst, »in diesem Dokument werden als Bestimmungsort die Kanarischen Inseln genannt. Von |149| diesem Schiff ist aber nicht die Rede. Können Sie mir Ihre Anwesenheit an Bord erklären?«
    Sebastián wusste nur zu gut, dass niemand seinen Worten Glauben schenken würde, doch musste er es zumindest versuchen.
    »Ich habe die Lieferung meiner Seilerei beaufsichtigt«, versuchte er sich herauszureden. »Dabei bin ich in die Taue gestürzt und habe das Bewusstsein verloren. Als ich aus meiner Ohnmacht wieder erwachte, war ich im Laderaum eingeschlossen und das Schiff auf hoher See.«
    »Sie erwarten doch nicht ernsthaft, dass wir auf diesen Schwindel hereinfallen!«, stieß Montilla wütend aus.
    Valdés gebot ihm zu schweigen und wandte sich erneut an Sebastián. »Und warum haben Sie sich nicht gemeldet, als Sie wieder zu sich kamen?«
    »Weil genau das geschehen wäre, was gerade passiert«, erwiderte er und wies auf Montilla. »Niemand hätte mir geglaubt. Ich wollte das Schiff im nächsten Hafen verlassen. Die Schiffe aus Cádiz laufen für gewöhnlich die Kanarischen Inseln an   …«
    Auch diese Ausflucht nahmen sie ihm natürlich nicht ab. Montilla schlug vor, ihn auf einer einsamen Insel auszusetzen, die sie anlaufen konnten, ohne ihre Mission zu gefährden. Doch der Kommandant lehnte das kategorisch ab.
    »Dieser Mann ist ein Militär, ein Hauptmann der Kriegsbaumeister!«, protestierte er entrüstet und drehte sich dann entschieden zu seinem zweiten Offizier. »Wir werden ihn in Panama der Kommandantur überantworten; dort können sie mit ihm nach eigenem Gutdünken verfahren und entscheiden, ob sie ihn aufnehmen oder zurück auf die Kanarischen Inseln schicken.«
    Mit diesen Worten stand er auf und erklärte die Anhörung für beendet. Wutentbrannt rauschte Montilla hinaus.
    »Ich hoffe nur, dass wir keine Zwischenfälle oder Schwierigkeiten mit englischen Schiffen haben werden«, sagte Valdés, nachdem er auch seine Männer hinausgeschickt hatte. »Es heißt, sie hätten eine Flotte gerüstet, um unsere Ländereien in Amerika anzugreifen.«
    |150| »Darf ich fragen, wie lange wir noch unterwegs sein werden?«
    »Etwas mehr als einen Monat, falls nichts dazwischenkommt. Sobald die wissenschaftliche Expedition, die wir an Bord haben, und die sie begleitende Truppe an Land gegangen sind, werde ich Sie den Behörden übergeben.«
    »Und wenn die beschließen, mich zurückzuschicken, kehre ich dann mit Ihnen zurück?«
    »Nein. Für die Hinreise wurde ich angewiesen, mich nicht in Kampfhandlungen verstricken zu lassen, es sei denn, es geschieht zu unserer Verteidigung. Doch wenn die Expedition an Land gegangen ist, bläst ein anderer Wind. Dann werden wir die Pläne der Engländer zu vereiteln suchen, die einen Kanal zwischen den beiden Ozeanen bauen wollen. Wir werden jedes verdächtige Schiff unter Beschuss nehmen«, erklärte Kommandant Valdés und sah Sebastián nun fest in die Augen. »Ich musste dieses Schiff in letzter Minute übernehmen und weiß weder über die Mannschaft noch über das, was hier an Bord vor sich geht, genau Bescheid. Daher frage ich Sie noch einmal: Warum haben Sie sich als blinder Passagier eingeschifft?«
    Sebastián blickte ihn erstaunt an. Valdés hatte ihm kein einziges Wort geglaubt, es aber nicht gezeigt! Er musste wohl die Haltung des Marqués, der am Hofe und in der Marinekommandantur großen Einfluss hatte, nach außen hin respektieren. Außerdem wollte er bestimmt Spannungen mit jemandem vermeiden, der über eine fünfzig Mann starke Truppe verfügte. Das Leben auf einem Schiff war bestimmt nicht einfach. Man befand sich unter Ehrenmännern und musste den Schein wahren.
    Ein paar Sekunden hielt Sebastián Valdés’

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