Quofum
überprüfen, und bis dahin wäre Boylan längst in den Tiefen des Waldes verschwunden. Dort würde er einen unregelmäßigen, unvorhersehbaren Zickzackkurs in Richtung des Flusses einschlagen. Er bezweifelte keinen Augenblick lang, dass Araza ebenso wie alle anderen Mitglieder seines Klans ein hervorragender Spurenleser war. Aber dies war keine Commonwealth-Welt. Es würde jede Menge Ablenkungen geben. Wenn Boylan großes Glück hatte, würde sich eine davon sogar als tödlich für seinen Verfolger erweisen oder diesen zumindest verlangsamen.
Der Relaispfahl des nächsten Perimeters kam näher. Er hockte sich hin und sprach leise das Wort aus, das die Deaktivierungssequenz in Gang setzen würde. Sekunden später änderten sich die Aktivierungsanzeigen an der Innenseite des Pfahls von Rot zu Grün. Die Versorgung des Perimeterzaunes war abgeschaltet, es konnte nichts anderes bedeuten. Und dennoch ...
Ach Quatsch, sagte er sich. Wenn etwas nicht stimmte und die Barriere noch aktiv wäre, dann würde er nicht lange genug leben, um sich über den Grund für seinen Fehler Gedanken machen zu können. Er streckte sich und rannte los. Nach einer Sekunde hatte er die Linie überschritten.
Und er atmete noch.
Die Mauer aus Alien-Büschen, die den Platz zwischen dem Perimeter und dem Waldrand ausfüllte, war weniger als einen Meter breit. Sobald er sich zwischen den hochgewachsenen, verdrehten und regelmäßig aufleuchtenden Gewächsen befand, musste er sich zwingen, langsamer zu werden, und sich entschlossen und ruhig, aber unter Kontrolle zu bewegen. Nachdem er es erfolgreich so weit geschafft hatte, war das Letzte, was er wollte, so viel Lärm zu verursachen, dass er damit Arazas Aufmerksamkeit erregte.
Als er etwa einhundert Meter zurückgelegt hatte, tat er prompt etwas Undenkbares. Er legte seine Kommunikationseinheit auf den Boden und ließ sie dort liegen.
Neben seiner Waffe war sie der nützlichste Ausrüstungsgegenstand, den er bei sich hatte. Doch er konnte und wollte nicht das Risiko eingehen, dass ein erfahrener und gut ausgebildeter Profi wie Araza ein solches Instrument irgendwie aufspüren konnte, selbst wenn dessen Orter ausgeschaltet war. Falls ihm das jetzt gelang, würde er das Gerät hier finden und konnte dann über die möglichen Ursachen dafür nachdenken. Der Captain grinste freudlos, als er sich vorstellte, wie der verwirrte Araza vor der einsamen Einheit stand, den dichten Wald scannte und versuchte zu entscheiden, welchen Weg seine Beute eingeschlagen hatte. Würde ihn der Techniker unter solchen Umständen immer noch verfolgen? Oder würde er es sich anders überlegen? Alles hing davon ab, wie sehr er sich mit seinem Job identifizierte. Ohne einen Leichnam sehen und aufzeichnen zu können, konnte er nicht zweifelsfrei beweisen, dass er seinen Auftrag auch wirklich erfüllt hatte.
Da er so gut wie keine verlässliche Spur hinterlassen wollte, taumelte der Captain stundenlang durch den Dschungel. Wie lange, konnte Boylan nicht einmal selbst sagen. Seine Kommunikationseinheit lag irgendwo hinter ihm, und seine Gedanken konzentrierten sich auf andere Dinge. Er wusste nur, dass er schließlich den Fluss erreicht hatte, wobei »schließlich« immer noch eine nicht näher spezifizierte Zeiteinheit darstellte.
Vom Boot und dem Wissenschaftsteam war noch nichts zu sehen. Es war immer noch stockdunkel und viel zu früh. Das konnte der Captain sogar ohne seinen Kommunikator oder einen Handgelenkschronometer sagen. Er würde sich eine gute Stelle suchen, an der er es sich relativ bequem machen konnte, während er den Fluss genau im Auge behielt. Bereits jetzt überlegte er, was er den Mitgliedern des Teams sagen wollte. Es sollte eine ebenso kontrollierte wie leidenschaftliche Rede werden. Er würde sie nicht um Hilfe bitten. Er würde ihnen die Situation auf eine Art und Weise beschreiben, dass sie gar keine andere Wahl hatten, als ihm beizustehen. Dann würden sie sich beraten. Boylan war ein guter Stratege. Araza war ein Qwarm. Doch sie würden zu fünft sein.
Er hatte sich fast schon entspannt, als etwas, das einer riesigen Biene glich, an seinem linken Ohr herumsummte und es abriss.
Der Schmerz erfasste seine linke Kopfhälfte, doch er war geistesgegenwärtig genug, um sich abzurollen und im Fallen seine Waffe zu ziehen. Im nächtlichen Wald schrie etwas auf. Sein Schuss hatte sein Ziel getroffen.
Dummerweise hatte er allerdings etwas getroffen, das sehr pelzig war, dick und mit vielen
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