Quofum
Spannungen zwischen Vorgesetzten und Untergebenen. Und, ja, manchmal kann das auch über eine verbale Auseinandersetzung hinausgehen. Ich kann mir bildlich vorstellen, wie der frustrierte Salvador Boylan eine scheuert. Aber Mord?« Er deutete auf ihre Umgebung. »Und nehmen wir einfach mal an, dass dem so gewesen ist - warum dann hier? Wenn Araza Nicholai umbringen wollte, warum hat er ihn dann nicht einfach im Schlaf umgebracht?«
»Ich weiß es nicht«, murmelte sie, »da ich meine Zeit nun mal nicht damit verbringe, Mordanschläge zu planen. Was ich weiß, ist, dass Val hinsichtlich der Waffe ein gutes Argument vorgebracht hat.« Sie hockte sich erneut hin, diesmal aber auf Hüfthöhe des Captains, und überprüfte das Holster an seinem Gürtel. Es dauerte einen Moment, bis sie gefunden hatte, was sie suchte. »Leer«, verkündete sie und sah die anderen nacheinander an.
Tellenberg verzog die Lippen. »Ungeachtet der Todesursache ergibt das doch überhaupt keinen Sinn. Wie die Umstände auch gewesen sein mögen, so hätte Boylan das Lager doch niemals ohne Waffe verlassen. Verdammt noch mal, er trug sogar innerhalb des Perimeters ständig seine Pistole.« Damit drehte er sich um und begann, im Unterholz zu suchen, wobei er die übergroßen Blätter sowie die dünneren Stränge andersartigen organischen Materials unbestimmter Zusammensetzung beiseiteschob. Seine Gefährten taten es ihm nach.
Tellenbergs Ahnung erwies sich als richtig. Valnadireb fand die beiseitegeworfene Pistole im Schlamm. Der Thranx-Xenologe hob sie mit einer Fußhand auf, reichte sie dann an eine Echthand weiter und zeigte sie seinen Kollegen, ein chitinöser Finger tippte auf die Anzeige an der Seite der Waffe.
»Sie enthält noch zehn Schuss. Angenommen, die Waffe war wie üblich vollständig geladen, dann müssten mehrere als abgefeuert gespeichert sein.« Er verstaute die geborgene Waffe in seinem Rucksack. »Im Lager können wir auf den Waffenrekorder zugreifen und sehen, worauf er gefeuert hat.«
Nachdem er den Gürtel des Toten durchsucht hatte, stieß Tellenberg einen verwirrten Seufzer aus und stand auf. »Kein Kommunikationsgerät. Und darauf würde ich hier draußen noch viel weniger verzichten als auf eine Waffe. Das ergibt doch alles keinen Sinn.«
»Ein aktives Kommunikationsgerät gibt ein Ortungssignal ab.« Haviti deutete mit dem Kopf in Richtung des Lagers. »Falls Boylan Angst hatte, verfolgt zu werden, hat er es vielleicht zurückgelassen.«
»Sie meinen, weil Araza hinter ihm her war?« N'kosi sah jetzt ebenfalls gen Osten. »Wenn das der Fall war, hat es ihm jedoch nichts genützt.«
»Wir würden alle Antworten bekommen«, warf Tellenberg ein, »wenn wir ihn fragen könnten.«
»Das können wir aber nicht.« Haviti zog ihr eigenes Gerät hervor. »Doch wir können jemand anderen fragen, der vielleicht ein paar Antworten für uns hat.«
Tellenberg legte ihr eine Hand auf den Arm. »Was ist, wenn Sie recht haben?«, sagte er leise.
Sie sah ihm direkt in die Augen. »Sie meinen, falls sich Boylan und Araza gestritten haben? Hören Sie, Esra - es gibt einiges, was wir tun können. Wir können hier herumstehen und bis zum Jüngsten Tag Hypothesen austauschen, oder wir gehen der Sache auf den Grund. Für den Tod des Captains könnte es einen deprimierenden, aber durchaus vernünftigen Grund geben. Ich gebe zu, dass Mord auch dazugehört. Aber das ist nur eine von mehreren Möglichkeiten. Doch wir müssen so oder so zurück zum Lager. Und das heißt, dass wir Salvador begegnen werden - es sei denn, unsere erste Vermutung erweist sich als zutreffend und dies war irgendwie das Werk von einer oder mehreren einheimischer Gruppen oder eines bisher unbekannten Raubtiers. Falls das der Fall sein sollte, dann wird Araza genauso begierig darauf sein, mit uns zu reden, wie wir mit ihm.«
N'kosi schluckte schwer. »Und was ist, wenn es wirklich einen Streit gegeben hat und Salvador Boylan hierher verfolgt und getötet hat?«
Ihre Antwort war ebenso hart wie ihr Blick. »Dann können wir die Wahrheit herausfinden, indem wir die richtigen Fragen stellen und Arazas Antworten analysieren, was immer noch sehr viel besser wäre, als einfach direkt zu ihm zu gehen und ihm die Sache unter die Nase zu reiben, denken Sie nicht?«
Sie debattierten noch mehrere Minuten lang über ihre Optionen. Da diese jedoch sehr begrenzt waren, endete die Diskussion auch bald wieder. Sie einigten sich darauf, den Techniker per Kommunikationsgerät zu
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