R4ge Inside
dicke Luft zwischen euch beiden. Er scheint ein ziemliches Arschloch zu sein.«
Michael nickte. »Ja, er hat ein paar Probleme. Aber ich versteh immer noch nicht, wie er einfach aufstehen und weglaufen konnte. Ich musste ihn hier reinschleppen, und du kannst mir glauben, dass er eher gestorben wäre, als mich um Hilfe zu bitten.«
»Dann suchen wir eben nach ihm«, schlug Heath vor. »Aber wir müssen uns beeilen. Mit dem gestohlenen Transporter vor der Tür dürfen wir nicht lange hierbleiben. Wahrscheinlich suchen sie schon nach uns.«
Sie gingen wieder in den Eingangsbereich zurück. Aber auch dort keine Spur von Ryder. Er hatte sich einfach in Luft aufgelöst. Michael war verwirrt. In Gedanken ging er noch einmal ein paar ihrer Gespräche durch, konnte sich aber nicht erinnern, dass Ryder etwas gesagt hatte, woraus man hätte schlieÃen können, dass er allein loswollte. Ja, Ryder vertraute Michael nicht. Aber er hatte eindeutig klargemacht, dass er mit in das sichere Haus wollte, um Larisa und mögliche andere Ãberlebende zu finden. Warum war er dann allein los?
Es ergab keinen Sinn.
An der Glasscheibe neben der Eingangstür klebte Blut. Michael konnte sich nicht erinnern, ob es zuvor schon dort gewesen war. Er starrte es an und ignorierte die kribbelnde Kälte, die an seiner Wirbelsäule entlangkroch. War es Ryders Blut? Er kniete sich hin und fuhr mit dem Finger über die Scheibe. Nur ein paar Tropfen, aber das Blut war frisch. Jemand hatte sich erst kürzlich an dem Glas geschnitten. Auf dem Weg nach drauÃen.
»Jetzt mach schon«, drängte Heath. »Ich werde langsam nervös. Ich glaube, wir sollten von hier verschwinden.«
Michael stand auf und warf noch einen letzten Blick auf den Empfangsbereich. »Ja, wir sollten verschwinden. Clementine ist vermutlich schon ganz krank vor Angst. Ich kann es gar nicht erwarten, ihr Gesicht zu sehen, wenn ich mit dir im Schlepptau auftauche.«
Heath lächelte. »Es wird bestimmt toll.«
MASON
Er war noch nie im Leben so müde gewesen. Noch nie. Nicht einmal in dem Sommer, in dem er auf dem Golfplatz gearbeitet hatte und um vier Uhr morgens aufgestanden war, um Blumen zu pflanzen und Gras zu mähen, weil er Geld für sein Auto gebraucht hatte. Er war alles andere als ein Frühaufsteher. Die ersten Wochen waren mörderisch gewesen; es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis er es schaffte, morgens aufzustehen, ohne sich wie ein Hundertjähriger zu fühlen. Er wusste noch, wie er sich bei seiner Mutter darüber beschwert hatte, dass ihm der Rücken wehtat, weil er Millionen von Blumenbeeten mit Stiefmütterchen und gelben Chrysanthemen bepflanzt hatte. Sie hatte gelacht und gesagt, er sei zu jung, um sich über die Probleme alter Männer zu beschweren.
Augen zu und durch, Schätzchen.
Er würde alles dafür geben, sich wieder so zu fühlen. Leichte Rückenschmerzen waren jetzt gar nichts. Wenigstens hatte er damals die Sonne gesehen und die frische Luft gerochen, wenn er am Morgen das Haus verlassen hatte. Er hatte das Gefühl genossen, zu wissen, dass der Rest der Welt um diese Zeit noch schlief. Der Tag war noch frisch gewesen, unberührt von Auspuffgasen und anderen Gerüchen, die in die Atmosphäre geblasen wurden, sobald alle gefrühstückt hatten und sich auf den Weg zur Arbeit machten.
Mason gähnte. Am klügsten wäre es jetzt gewesen, ins Zelt zu gehen und sich hinzulegen. Doch er hatte Angst, dass er dann nicht mehr aufstehen konnte. Daniel war nirgends zu sehen. Er hatte keine Kraft mehr, nach ihm zu suchen. Daher humpelte er zu einer Ecke der Bühne und lieà den Blick über das Gelände schweifen, das an das Camp angrenzte. Er suchte nach Hinweisen darauf, dass die Rettungsaktion begonnen hatte.
Heute Abend würden sie kommen. Mason war ganz sicher. Es hatte natürlich nicht viel zu bedeuten. Er konnte ja nicht mit.
Krämpfe malträtierten seinen Rücken. Er beugte sich vor und versuchte, etwas gegen die Schmerzen zu tun, aber es war zwecklos. Ihm würde jetzt nur noch eine Spritze in die Wirbelsäule helfen. Wie viele Leichen hatte er heute geborgen? Zu viele, um sie zu zählen. Auch die Verbrennungen von dem Viehtreiber machten ihm schwer zu schaffen. Jedes Mal wenn sein Blick zur Bucht wanderte, wurde der Wunsch gröÃer, ins Wasser zu springen. Sicher, in seinen offenen Wunden würde das
Weitere Kostenlose Bücher