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Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin

Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin

Titel: Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
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schlagen.

23
    »So sieht man sich wieder, Raven.«
    Bäuchlings, gefesselt und mit verbundenen Augen lag er zu Herons Füßen im Tempel und ärgerte sich über sich selbst. Warum nur hatte er bei seiner Suche nach Kara nicht besser aufgepasst? Drei Tempelwächter hatten ihn auf dem Feld überrascht und entführt, bevor er die junge Seherin oder Jorin hatte finden können.
    Einer der Männer riss Raven die Augenbinde ab, die anderen beiden lösten die Stricke an seinen Händen und Füßen. Doch Raven wusste, er würde nicht mehr lange genug leben, um einen Fluchtversuch unternehmen zu können. Keuchend stützte er sich auf seinen Arm, hob den Kopf und erwiderte Herons Blick.
    »Wie schön, dass du den Weg in den Tempel zurückgefunden hast«, fuhr der Fürst ironisch fort, »wenn auch nicht freiwillig.« Er wies auf Ravens Handgelenke, an denen deutlich die Striemen der Fesseln zu sehen waren, die er einen Tag lang getragen hatte. »Wie dem auch sei, nun bist du hier und kannst uns die Wartezeit verkürzen. Menwin brennt auf einen Kampf mit dir und Dank eurer letzten Begegnung dürften die Kräfteverhältnisse unerwartet ausgewogen sein.«
    Schritte näherten sich. Raven kniete sich auf und sah in die Richtung, aus der sie kamen. Es war nicht der Anblick des leicht humpelnden Hauptmannes, der ihn entsetzte, auch nicht der Tomins, Ednas und der anderen Tempelbewohner, die bewacht und gefesselt in einer Ecke standen – es war das lodernde Feuerbecken. Inmitten der gewaltigen blaugrünen Flammen befand sich Kara!
    »Kara!«, schrie er und sie wandte den Kopf zu ihm. Ihre Augen weiteten sich, als sie ihn erkannte, und ein schmerzlicher Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht. »Kara«, wiederholte er leise.
    Heron lachte. »Oh, deine kleine Seherin ist gerade dabei, das Feuer zu verzaubern, damit ich es berühren und als Waffe benutzen kann.«
    Ravens Brauen zogen sich zusammen. »Die Prophezeiung!«, stieß er hervor. Wie einfach war die Lösung gewesen – und wie gefährlich!
    »Sieh an, du kennst die Weissagung ebenfalls.« Heron betrachtete ihn amüsiert. »Hat unser gemeinsamer Freund Amartus seinen Mund nicht halten können, was?« Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Aber letztlich spielt das keine Rolle: Vom Element des Feuers unversehrt erringt Wegons Erbe den Sieg. Nicht mehr lange, und anstelle deiner wird Ylda vor mir liegen und um Gnade betteln.«
    Aus den Flammen drang Karas Keuchen und Raven sah erschrocken zu ihr. Die junge Seherin war zusammengesunken und die mannshohen Feuerzungen umtanzten gierig ihren Körper. Bliebe sie noch länger in diesem Flammenmeer, würde es ihren Tod bedeuten.
    Kara bemerkte seinen Blick und lächelte entschuldigend. Allein diese Bewegung schien sie unendlich viel Mühe zu kosten.
    Ein eisiger Schauder rann Raven über den Rücken. Kara wusste, dass sie bald sterben würde, denn das war ihr Plan! Eine bisher nie gekannte Wut ergriff Besitz von ihm. Er würde es nicht zulassen, sie wegen Heron zu verlieren. Mit der Hand drückte er sich vom Boden ab und richtete sich auf. Er rannte an dem verdutzten Menwin vorbei zum Becken und warf sich in die Flammen.
    Das Feuer war kalt.
    Das war das Erste, was Raven wahrnahm, noch bevor er neben Kara in der mit Wasser und Öl gefüllten Vertiefung aufkam. Wie rauer Stoff berührten die Flammen seine Haut, fuhren durch sein Haar und schlängelten sich an seiner Kleidung entlang, doch verbrannten sie ihn nicht.
    Was immer diese Merkwürdigkeit zu bedeuten hatte, er konnte jetzt nicht darüber nachsinnen. Eilig schlang er seinen Arm um Kara und richtete ihren Oberkörper auf.
    »Raven.« Ihre Stimme war weniger als ein Flüstern.
    »Ich hole dich hier raus.«
    Angsterfüllt sah sie ihn an. »Heron wird dich töten.«
    »Mein Tod ist mir egal.«
    »Aber mir nicht.« Tränen schimmerten in ihren Augen und ein schwaches Lächeln umspielte ihren Mund. »Das war er mir nie.«
    »Ich weiß«, erwiderte er rau und hoffte, sie würde den Schmerz in seiner Stimme nicht hören. »Doch nun müssen wir das Feuer verlassen.«
    Ehe sie widersprechen konnte, erhob er sich, zog Kara auf und führte sie auf sich gestützt aus dem Becken heraus. Kaum hatten sie die Flammen verlassen, verlor das Feuer seine blaugrüne Farbe. Sofort spürte er die Hitze, die von den Flammen wieder ausging.
    Hastig sah Raven sich in der Halle um, während er Kara schützend in seinem Arm hielt. Im Tempel war es totenstill geworden. Jeder der Anwesenden starrte ihn an, einige

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